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Hinkelstein 22 | So, 19.01.2025: | Gedanken zur Wahrnehmung II
Jeden Sonntag konzentrierte gute Nachrichten und manchmal kluge Gedanken.
Liebe kunstportal-bw Leserinnen und Leser, hallo Abonnent,
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Nachdenken über Wahrnehmung war letzte Woche der Untertitel des Hinkelsteins 21. Ohne böse Absicht und ohne das mögliche Ausmaß auch nur im Entferntesten zu ahnen, habe ich hier eine Tür geöffnet, die ich nicht mehr zubekomme – und das ist vielleicht ganz gut so.
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Das Internet hat unsere Wahrnehmung, hat unsere Welterfahrung verändert. Wahrnehmung, so selbstverständlich, dass wir normalerweise gar nicht darüber nachdenken, ist zweifelsfrei ein wichtiges Element unseres Lebens; ein Element, das sich heute verändert – in unserer Medienwelt, die ja hier ständig unser Thema ist. Das Internet, Google und andere Suchmaschinen, die uns individualisierte, personalisierte Informationen liefern, sind heute längst gewohnte Werkzeuge, die uns das Leben erleichtern – durchaus also zunächst ein Komfort, den es in früheren Offline-Zeiten so nicht gab und nicht geben konnte.
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Unüberhörbar aber auch die Stimmen von Medienwissenschaflern und von Künstlern, die hier große Gefahren erkennen – für unser Denken, unsere Wahrnehmung und letztlich auch für unsere Demokratie. Besonders deutliche Worte findet hierzu die Medien – und Filmkünstlerin Hito Steyerl, die einigen Kunstexperten – wohl zu recht – als die derzeit wichtigste deutschsprachige Künstlerin gilt.
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Bild oben: Hito Steyerl in der WOZ vom 25.08.2025 © Foto: Hito Steyerl, Wochenzeitung («Die Realität funktioniert wie Reality-TV, und jeden Tag kommt eine neue Folge»)
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„Soziale Medien? Ich lehne diese algorithmischen Hassfabriken ab.“ war nur eine der markanten Schlagzeilen, mit der die Künstlerin die Veränderung unserer Medienwelt thematisierte – und unserer Wahrnehmungswelt: Sehr differenziert analysiert und erklärt die Künstlerin, die gleichermaßen auch Wissenschaftlerin ist, wie verschieden wir Menschen die Wirklichkeit, von der wir ja weiterhin glauben, dass es ja eigentlich nur eine einzige Wirklichkeit gibt (?) wahr-nehmen: Seit Jahren schon spricht Hito Steyerl von Blasen, von Bubbles, ein Begriff, der, seit Peter Sloterdijks monumentalen Werk „Sphären“, in der Philosophie und Soziologie immer wichtiger, immer präsenter wurde.
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„Zum ersten Mal eine komplett andere Weltsicht habe ich miterlebt, als ich 1999, kurz nach dem Ende der EU-Sanktionen, nach Serbien gekommen bin. Da habe ich festgestellt, dass dort eine komplett andere Medienwahrnehmung, ein komplett anderes Weltverständnis herrscht. Ich war wirklich überrascht. Dann kam ich nach Bosnien und fand dort mindestens drei, wenn nicht fünf verschiedene, nochmals andere Bubbles oder eben Weltverständnisse vor.“ Hito Steyerl, in einem Interview der WOZ Nr. 34 vom 25.08.2022
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Wo wir früher noch über verschiedene (offene, einander nicht weit entfernte) Lebenswelten diskutierten, sind es heute Bubbles, die wir uns – eher mehr als weniger – hermetische, voneinander getrennte Wirklichkeiten denken müssen. In erschreckend konkreten Sinne leben wir, lebt jeder einzige in (s)einer (?) eigenen (Blase oder) Welt.
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Internet und Gesellschaft, Bubbles und Filter sind längst wichtige Themen an den Universitäten; in Karlsruhe (am KIT) oder in Berlin befassen sich inzwischen große Abteilungen (oder ganze Fakultäten) mit diesen Themen. Das Internet, früher noch betrachtet als eine neue Plattform der Kommunikation für alle und zwischen allen, wendet sich in dieser Entwicklung dialektisch in eine Welt der Vereinzelung.
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Nach diesem hoffentlich guten Gedanken folgen wie gewohnt nun die heutigen guten Nachrichten:
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Die heutigen guten Nachrichten: Neues im kunstportal-bw am Sonntag, dem 19. Januar 2025:
Wir wünschen Ihnen allen einen angenehmen und schönen Sonntag – gerne auch mit dem Blick (nicht mehr über den Tellerand, sondern jetzt eher) über die Hülle der eigenen Bubble hinaus!.
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Herzliche Grüße Obelixa und das komplette Team des kunstportals baden-württemberg
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