Evelyn Kopp im Internet: www.evelynkopp.net
E-Mail Evelyn Kopp: zauberfrollein@web.de
Kunst von Kopp: Kommerz (2001), Kop(p)ien und Kunstsammlung (2002); Koppcornkino (2002) Koppa Cabana (2003). Der Nachname der Künstlerin ist bisher immer auch Teil des Namens ihrer Projekte. Eine Art Markenstrategie zu vermuten, liegt nahe und ist wohl nicht ganz falsch, allemal hat Konzept, was Evelyn Kopp macht:
konzeptuelle Kunst.

Pin-Up-Girl des Monats: Evelyn 24
© Evelyn Kopp, VG Bildkunst Bonn 2020
Evelyn Kopp: Koppa Cabana, 2003
Pin-Up-Girl des Monats: Evelyn 24
Ebendiese haben wir hier bislang ausgespart, weil ich (vorurteilsvoll und tendenziös wie ich bin) die Kunst vorziehe, zu der ich einen sinnlichen Zugang habe. Wenn dann noch Kopf und Geist ins Spiel kommen, umso schöner.
Aber umgekehrt: erst vertraut machen mit einem Konzept, meist einem konzeptuellen Ansatz, dessen Verständlichkeit ja a priori zumindest nicht sicher ist, um dann, wenn alles gut geht, einen Kunstgenuß zu erleben – nein danke, viel zu schwierig und zu riskant.

Pin-Up-Girl des Monats: Evelyn 24
© Evelyn Kopp, VG Bildkunst Bonn 2020
So dachte ich bisher und natürlich gibt es Gründe dafür, warum wir jetzt doch eine Ausnahme machen: die konzeptuelle Kunst von Evelyn Kopp ist selbst eine Ausnahme, weil sie eben doch unmittelbar sinnlich anspricht, fröhlich sogar, aktivierend und genauso lebenslustig wie die junge Künstlerin selbst. Evelyn Kopp hat gerade ihr Studium abgeschlossen und hofft, noch ein Jahr als Meisterschülerin anhängen zu können.
Ein gutes Beispiel, wie sinnliche Anmutung und Konzept zueinander finden, ist das Koppcornkino, das im Jahr 2002 (im sogenannten “Mucha-Raum”) an der Karlsruher Kunstakademie zu erleben war.

Wo auf der einen Seite (siehe oben) Koppcorn hervorquillt und so den Titel des Kunstwerks veranschaulicht, kann man umseitig hineinmarschieren, es gibt Koppcorn zum Mitnehmen und innen Kurzfilme (Projektion auf Leinwand) zu sehen. Die Innenwände sorgen, verkleidet mit rotem Kinosamt, für das richtige Flair.
Noch besser kann ich mich an Koppa Cabana erinnern: nur sehr wenig Zeit hatte ich, um zwischen zwei anderen Terminen, in der – von der Künstlerin im Jahr 2001 mitgegründeten – Poly-Galerie vorbeizuschauen:

© Evelyn Kopp, VG Bildkunst Bonn 2020
Exotisch und dicht die Atmosphäre, rechts der Schuppen, der direkt aus der Karibik hätte sein können, hinten die einladende Bar, links an der Wand Evelyns typisch ironischen PinUp-Bilder – das Kunstwerk ist unmittelbar als Ganzes zu erleben.
Die Hütte, wie schon gewohnt, mit feinem Sinn fürs Detail gestaltet: drinnen ist eine Projektion mit Bildern von Meer, Stränden und Palmen zu sehen. Der Sand vor der Hütte fließt eher unterbewußt in die eigene Urlaubsstimmung ein; auch das Licht im Raum stimmt.
Wie bei allen Projekten Evelyn Kopps sind Konzentration und künstlerischer Ernst ständig präsent.

© Evelyn Kopp, VG Bildkunst Bonn 2020
Nachdem ich in der gebotenen Hektik noch gemütlich an der Bar eine Pina Colada und einen Tequila Sunrise runterstürze, verkneife ich es mir, die Hängematte in der Hütte einer Liegeprobe zu unterziehen, schade.
Als Meisterschülerin wird Evelyn Kopp malen und zeichnen und die konzeptuelle Kunst zuächst mal hintanstellen. Aber zuvor arbeitet sie noch an ihrer Diplomarbeit, die sie aus Aluminium schweisst: ein Helikoppter.
Wer zur Präsentation des Helikoppters Ende Juni/Anfang Juli 2004 eingeladen werden will oder sonstige Fragen an die Künstlerin hat, darf ihr gerne eine mail senden: zauberfrollein@web.de

Wie aber kann das sein, daß konzeptuelle Kunst gleichzeitig sinnlich ist?
Die Künstlerin beantwortet diese Frage im Gespräch schließlich indirekt selbst: die Überlegung, die ihrem Studium vorausging und die sie nun als Meisterschülerin wieder angehen will:
es gibt keine Bildende Kunst für Blinde.
Sie weiß, daß hier etwas getan werden müsse und auch getan werden kann: erste Überlegungen gehen in diese Richtung: Bildende Kunst, ergänzt durch eine besondere Blindenschrift.

Pin-Up-Girl des Monats: Evelyn 24
© Evelyn Kopp, VG Bildkunst Bonn 2020
Diese für die Sehenden womöglich eher irriiterenden, tastbaren Zeichen sollen Teil ihrer hier geplanten Arbeiten sein, gleichzeitig auch Werkzeug der Kunstvermittlung gegenüber den Blinden, die hier einen eigenen und sogar privilegierten Zugang erhalten: anders als wir Sehenden, sind die Blinden das Ertasten gewohnt, reine Routine, die aber dann für uns alle eine neue sinnliche Erfahrung werden könnte. Natürlich hat das alles Konzept. Vielleicht dürfen wir von einem Konzept der Sinne sprechen.
Jürgen Linde, Februar 2004