Ausstellung der Kunsthalle Göppingen | 21.06.- 30.08.2020
Jeppe Hein, Alicja Kwade, Gabriela Oberkofler, Nasan Tur, Marjike van Warmerdam
„Das Kunstwerk ist das einzige Mittel, die verlorene Zeit wiederzufinden“, so Marcel Proust in seinem bekannten Werk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Ausstellung zeitlos. Vom Wesen der Zeit versammelt Künstlerpositionen, die der Frage nachgehen, wie Zeit unterschiedlich erfahrbar wird. Es gibt dabei die historische, gesellschaftliche und die rein individuelle Ebene, die dieses Thema über die künstlerische Position reflektiert.
Zeit ist die vom menschlichen Bewusstsein wahrgenommene Form der Veränderung, des Entstehens, Werdens, Fließens und Vergehens in der Welt. „Panta Rhei“, alles fließt, so Heraklit. Was aber, wenn die Installation von Jeppe Hein I AM RIGHT HERE RIGHT NOW den Moment des reflektiven Innehaltens beschwört und die Zeit förmlich stehenbleibt?
Zeit wird bewusst und unbewusst wahrgenommen, Kalender und Uhren ordnen den Alltag. Die Künstlerin Alicja Kwade setzt sich mit Grundsätzlichem auseinander, Bewegung und Stillstand, Leere und Verdichtung sowie Stille und Geräusch sind wesentliche Parameter ihrer Arbeit. Die bewegte Leere des Moments entfaltet sich wie selbstverständlich.
Schon im Titel „Vergiss nie den Duft der Pfefferminze“ rät Nasan Tur die Zeit verdichtet in der Emotion, durch das Moment des Erinnerns, wachzuhalten. Für Gabriela Oberkofler wird ein Blutstropfen in ihrer filmischen Arbeit „Die Lebens(linie)“ Kondensat für Zeitlichkeit und Transzendenz.
Begriffliche Gegensatzpaare von Langsamkeit und Schnelligkeit, Augenblick und Ewigkeit, Nähe und Distanz erfüllen die bewegten Bilder von Marjike van Warmerdam.
Wenn das Leben ereignislos wäre, die Zeit wie im Stillstand, ist es dann langsam und langatmig? Oder ist es im Gegensatz zum hektischen, ereigniserfüllten, sich an den Betrieb des Tages verlierenden Leben nicht eher von einem erfülltem Leben zu sprechen? Dies zu entscheiden ist die Aufgabe, die die Ausstellung zeitlos. Vom Wesen der Zeit den Besucher*innen auferlegt.