Ein Blick zurück nach vorn von unserem Chefredakteur Jürgen Linde
Ein Jahreswechsel ist ja traditionell ein Anlass, zurück und voraus zu blicken.
Im vergangenen Jahr 2020 gab es nur ein Thema – Corona, die Pandemie. Lockdown, Stillstand.
Der leider wohl notwendige Stillstand des öffentlichen Lebens hat die gesamte Kunstszene brutal getroffen: Existenzbedrohende und teilweise existenzvernichtende Einnahmeverluste vor allem auch für die unzähligen Selbständigen in der Kulturszene – Musik und Kleinkunst waren live nicht mehr möglich. Kinos und Theater arbeiten an ganz neuen Konzepten, die, auch wenn sie gut sind, zuerst mal finanziert werden müssen.
In der Bildenden Kunst behelfen sich die öffentlichen Museen meist mit umfangreichen Verlängerungen vorhandener Ausstellungen. Viele private Galerien, die beim ersten Lockdown – als Einzelhandel – noch geöffnet bleiben durften sind jetzt in größter Not.
Auch wir beim kunstportal-bw hatten keine Pandemie geplant, ganz im Gegenteil: Für uns war für 2020 alles andere als Stillstand angesagt – Mit dem nach 24 Jahren (erst 3. und) bisher umfassendsten Relaunch des kunstportals am 01. Mai 2020 hatten wir eine Riesenaufgabe zu bewältigen.
Erst wurden wir kräftig durchgeschüttelt, jetzt sind wir gerührt: Es hat insgesamt gut geklappt und das neue kunstportal-bw sieht nicht nur besser aus und ist klarer strukturiert, sondern erfreut sich auch stetig wachsender Besucherzahlen. Mit erstmals über 400.000 Seitenabrufen (entsprechend etwa 80.000 Besuchern) konnten wir im Dezember 2020 ein All-Time-High verzeichnen! Kunstvermittlung per kunstportal-bw funktioniert besser denn je.
Nun war der Relaunch geplant als erster Schritt, um dann – völlig erschöpft, aber geistig frisch – durchzustarten: Wir hatten uns vorgenommen, dann sofort das kunstportal-bw inhaltlich weiter auszubauen. Noch immer gibt es mehrere gute Museen in Baden-Württemberg, die noch nicht im kunstportal-bw zu finden sind.
Corona hat auch uns ausgebremst: städtische Museen sind aufgrund der kommunalen Finanzkrise (mangelnde Gewerbesteuern durch den Lockdown) nicht entscheidungsfähig. Private Museen, fast immer getragen von Stiftungen, die aufgrund der andauernden Niedrigzinsen (Stiftungen finanzieren ihre Arbeit aus Zinseinnahmen) sind ebenfalls in einer Liquiditätskrise.
Nach fast einem Vierteljahrhundert kunstportal-bw setzen wir weiterhin auf unseren gesunden Zweckoptimismus. Sicher wissen wir: Kunst geht weiter und ist in der Krise wichtiger denn je. Jetzt gilt es, neue Ideen zu entwickeln – und zu realisieren. Man sagt, das chinesische Schriftzeichen für Krise sähe ganz ähnlich aus wie das Zeichen für Chance …
Nach dem Jahr 2020 – dem Jahr der Pandemie, aber auch dem Jahr unseres erfolgreichen Relaunchs – ist heute Nachmittag eine Verschnaufpause erlaubt – Breathe – Atemholen, aber nur kurz. Auf „The dark side of the moon“ texteten Pink Floyd (Breathe), zeitlos wahr:
And when at last the work is done
Don’t sit down, it’s time to dig another one.
Kunst geht weiter.
Wir wünschen Ihnen ein richtig gutes neues Jahr!
Jürgen Linde, Chefredakteur kunstportal-bw