…geht es direkt ins Museum Ulm: Um Kunst nicht nur zu sehen, allenfalls zu tasten und zu hören, sondern auch zu riechen. Acht ausgewählte Werke aus der Sammlung des Museums werden bei dem olfaktorischen Führungskonzept völlig anders erlebt, der Wahrnehmung wird als weitere Ebene der Geruchssinn hinzugefügt. Wen das an Patrick Süsskinds Roman Das Parfüm erinnert, liegt nicht völlig falsch, denn bei diesem Pilotprojekt waren neben dem Museum Ulm noch ein Team des Forschungsprojekts Odeuropa und Parfümeure des IFF (International Flavors and Fragrances) beteiligt.

© Studio Erika, Museum Ulm
„The sense of smell enhances the storytelling of a culture“ – Der Geruchssinn erweitert die Geschichten die eine Kultur erzählt – beschreibt Ina Leemans von Odeuropa das Ziel dieser Kooperation. Das gemeinsam entwickelte Konzept soll zugleich als Blaupause für andere Museen dienen, und ist zunächst auf ein Jahr befristet. Die Auswahl der Werke stand unter dem Gesichtspunkt Geruch, das Resultat ist eine Zusammenstellung von Bildern Alter Meister, über den Nouveau Réalisme bis zu Ellsworth Kellys Bild Orange Blue.
Mit dem Triptychon der Anbetung der Könige aus der Ulmer Spätgotik beginnt für die Besucher das besondere Museumserlebnis. Die Düfte von Weihrauch und Myrrhe, die Gaben der Weisen aus dem Morgenland, dringen durch die Nase in das Bewusstsein und versetzen den Betrachter in eine von tiefer Religiosität geprägte Welt. Etwas komplexer war die Anforderung an die Parfümeure bei dem Bild des Ulmer Patriziers Eitel Besserer, den der Künstler Martin Schaffner mit Rosenkranz und Bisamapfel abbildete. Seltene Zutaten aus exotischen Ländern, verpackt in einer filigran, durchbrochenen Silberkugel, und jederzeit zur Hand um den schlechten Gerüchen zu begegnen, die als Ursache zahlreicher Krankheiten galten. Die eigenartige Duftmischung aus Zibet, Moschus, Amber und diversen Gewürze war zu seiner Zeit ein probates Mittel gegen Krankheiten und zugleich ein luxuriöses Statussymbol..

Dann ein Zeitsprung in die 60er Jahre des letzten Jahrtausends. Der Schweizer Künstler Daniel Spoerri arrangiert einen Tisch mit einem Aschenbecher, Blumen, Rotwein und einem Teller mit Essensresten zu einer Eat Art Assemblage, zeigt ihre organische Vergänglichkeit, dessen Prozess Spoerri durch seinen künstlerischen Eingriff zugleich aufhält. Die Kunst wird zu einem Teil des Lebens, das Leben zum Kunstwerk. Der Geruch ist vorstellbar und in seiner Gesamtheit dennoch verblüffend. Genügend unterschiedliche Empfindungen bieten Gesprächsstoff für die Teilnehmer der olfaktorischen Führung, sie erweitern das Sehen der Kunst mit der Sinneswahrnehmung Riechen von Kunst. Der Nase nach erschließen sich die Werke über eine völlig neue Ebene, sie erzählen Geschichten und lassen den Betrachter sinnlich daran teilnehmen.
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