Erotische Osterlektüre

Harald Schwiers über 50 Jahre Playboy Deutschland

Hasen und Häschen gehören zu Ostern wie der Spaziergang, gleich in welcher Form, d.h. als Kaninchen (biologisch weder verwandt noch verschwägert mit Häschen) in der freien Natur, in Goldpapier mit und ohne Glöckchen, um das es bis vor kurzem noch einen heftigen juristischen Streit gab. Und dann gibt es noch die Häschen in relativ knappen Outfits, Marke Hugh Hefner. Und um sie gab es gelegentlich auch schon Zoff, der hatte allerdings meist eher gesellschaftliche, d.h. vorgeschobene moralische Gründe.

Den Playboy-Häschen oder besser: den Damen, die sich dahinter mehr oder weniger verbergen, widmet sich ein umfangreiches Werk in der Rückschau. Denn vor 50 Jahren hing in den deutschen Kiosken zu ersten Mal die deutsche Ausgabe des Playboys. Der war bislang nur in der amerikanischen Ausgabe erhältlich und das erschwerte den Genießern oft die so interessante Lektüre der Hintergrundberichte und Interviews. Wer ist schon so fit, in american und business english?! Das ständige Wälzen des Wörterbuches hatte mit der deutschsprachigen Ausgabe ein Ende. Es ist ein Treppenwitz der deutschen Moralgeschichte: Tatsächlich wurden die Interviews und Reportagen im US-Playboy sehr oft als Argumente für die Lektüre des Blattes angeführt. Die paar Nacktfotos nahm eben so in Kauf. Schien es. Hieß es.

Aber Gott-sei-Dank haben sich die Scheinheiligen auf Dauer nicht durchgesetzt. Und so können wir immer noch ungestört und relativ ungeniert viel nackte Haut, geschickt ins rechte Licht gesetzt, bestaunen. Im Rückblick auf die 50 Jahre Playboy stellt man aber auch, und das nicht allein an den Körpern der Playmates, fest, dass sich doch in fünf Jahrzehnten einiges in Sachen Ästhetik gewandelt hat. Merke: Auch die erotische Fotografie ist der Mode unterworfen. Das berührt allerdings die Klassiker der Szene wie etwa Helmut Newton oder Salvador Dali nicht; ihre bemerkenswerten Beiträge sind und waren immer zeitlos schön und interessant.

Zu Ostern darf es ruhig ein Häschen mehr sein. Und: Ach ja, Eier gehören ja auch zu Fest….

50 Jahre Playboy Deutschland, 256 S., zahlreiche Abbildungen, Großformat, Salz und Silber Verlag, ISBN: 978-3-9824607-0-3, 50 Euro