Künstlerin in Baden-Baden 2025: Sasha Koura: von Schwelle zu Schwelle

GFjK Baden-Baden | 30.11.2025 – 15.01.2026 | Eröffnung am 30.11.2025 um 11 Uhr

Mit der Wahl von Sasha Koura zur diesjährigen „Künstlerin in Baden-Baden“ ehrt die Stadt eine Künstlerin, deren Werk durch besonderes Gespür im Umgang mit Materie, Wahrnehmung und Zeit überzeugt.

Die seit 2010 in Baden-Baden lebende und arbeitende Künstlerin entwickelt aus Papierresten und Fundstücken Arbeiten und Installationen, die konzeptuelle Klarheit mit Sensibilität für Form und Material verbinden. Sasha Koura arbeitet mit Strategien der Kontextverschiebung und Doppeldeutigkeit, durch die vertraute Gegenstände in neue, oft fragile Bedeutungsebenen überführt werden. So entsteht eine künstlerische Sprache, die zwischen Vertrautheit und Entfremdung oszilliert und zugleich grundlegende Fragen unserer Gegenwart berührt: den Umgang mit materiellen Resten, mit Geschichte und mit der Zuschreibung von Bedeutung.

Sasha Koura wurde in London geboren und absolvierte ihr Kunststudium am Chelsea College of Art in London und an der Ruskin School of Drawing and Fine Art in Oxford. 2023 war sie Preisträgerin des renommierten Hanna-Nagel-Preises und 2024 Stipendiatin des Landes Baden-Württemberg an der Cité Internationale des Arts in Paris.

Zur Ausstellung
In ihrer Einzelausstellung „Von Schwelle zu Schwelle“ in den Räumen der Gesellschaft der Freunde junger Kunst im Alten Dampfbad entfaltet die Künstlerin ihre räumlich sensible Arbeitsweise in fünf Sammlungen, die zu Orten stiller, sinnlicher Erfahrung werden.
Ausgehend von Paul Celans gleichnamigem Gedichtband versteht Sasha Koura die Schwelle als zentrales Denkbild – als Ort des Dazwischen, des Unabgeschlossenen, des Fragilen. Ihre Arbeiten stehen in respektvollem Dialog mit Celans Verständnis von Dichtung als offenem, fragmentarischem Raum, in dem Sinn nicht festgeschrieben, sondern nur im Moment des Einlassens erfahrbar wird – durch das Nichtgesagte und das einfühlende Gegenüber.
In einer Gegenwart, die von Vereinfachung, Polarisierung und Bedeutungsüberfrachtung geprägt ist, setzt die Ausstellung auf eine Haltung der Offenheit und fordert dazu auf, sich fragilen Räumen des Übergangs bewusst auszusetzen. Sasha Koura nimmt diesen Gedanken auf und überträgt ihn in ihre künstlerischeSprache: Papierfragmente, Überreste und Fundstücke werden neu geordnet, geschichtet, fotografisch dokumentiert oder in fragile Konstellationen gebracht.
Die Künstlerin arbeitet häufig mit thematischen Sammlungen, die sie über längere Zeit fortführt. Eine dieser Werkgruppen, die in der Ausstellung gezeigt wird, ist die Serie Zeugnisse. Darin werden aussortierte persönliche Dokumente in den musealen Raum überführt – nicht als Archiv im eigentlichen Sinne, sondernals Reflexion über den Prozess des Archivierens selbst: über Auswahl, Aufbewahrung und Vergessen im Rahmen wechselnder Wertesysteme.

Eine weitere Sammlung, die in der GFjK erstmals ausgestellt wird, ist das Fremde-Heimat-Museum. Diese fortlaufende Werkgruppe versammelt Objekte und Dokumente zum Thema konstruierte Herkunft und imaginiert ein fiktives Museum aus einem Land jenseits von Zeit und Ortung. Die Sammlung spielt mit vertrauten Formen kultureller Erinnerung und lädt dazu ein, über Zuschreibungen von Identität, Geschichte und Fremdheit nachzudenken.