Galerie Stadt Sindelfingen | 29.06.2025 – 05.07.2026| Die Sammlung im Blick| Ausstellungseröffnung: 28.06.2025, 18 Uhr

Die Sammlungspräsentation Denke frei, schaffe neu! zeichnet anhand ausgewählter Werke den Weg der Kunst als Spiegel gesellschaftlicher und künstlerischer Freiheit nach. Die Dauerausstellung setzt im späten 19. Jahrhundert an jenem Punkt an, an dem die Tradition sich noch ein letztes Mal aufbäumte und ihren Platz zu behaupten versuchte. Schon längst waren jedoch die wesentlichen Merkmale der Kunst dieser Zeit, das Althergebrachte in Frage zu stellen und neue Ausdrucksformen zu erproben.

Im 20. Jahrhundert nahmen die Freiheitsbestrebungen weiter zu. Viele Künstlerinnen und Künstler beschritten den Weg in die Abstraktion, während die Vertreter der Neuen Sachlichkeit Gegenwelten zur politischen Realität entwarfen. Keinesfalls unerwähnt bleiben dürfen jedoch die tiefen Einschnitte, die der 1. und 2. Weltkrieg für die neu gewonnene Autonomie bedeuteten: Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler der Sammlung galten im Nationalsozialismus als „entartet“ und waren mit einem Berufsverbot belegt. Ausdruck der Befreiung sind die abstrakten Tendenzen der informellen und konstruktivistischen Kunst, die sich mit voller Kraft in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entfalten konnten.

Auch in den Werken der 1970er, 1980er und 1990er Jahre ist der Ruf nach individueller und gesellschaftlicher Unabhängigkeit grundlegend. Während Georg Baselitz mit den Konventionen brach, indem er seine Motive auf den Kopf stellte, und so künstlerische Autonomie als radikalen Akt der Selbstbehauptung zeigte, thematisieren Inge Mahns skulpturale Eingriffe Freiheit als Möglichkeit, gewohnte Strukturen zu hinterfragen und Orte neu zu denken. Salomé hingegen nutzte einen expressiven malerischen Gestus, um die eigene Selbstinszenierung und sexuelle Identität in den Mittelpunkt zu stellen.

Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler wie André Butzer, Hell Gette, Andrew Gilbert, Mehmet & Kazim oder Evan Roth befragen unterdessen aus einer gegenwärtigen Perspektive, wie frei wir tatsächlich sind. Die Sammlungspräsentation zeigt somit eindrucksvoll, dass die Frage nach der Freiheit – ihren Errungenschaften, ihrer Bedrohung und ihrer Zukunft – so aktuell bleibt wie eh und je.

Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung:
Georg Baselitz, Willi Baumeister, André Butzer, Peter Brüning, Maria Caspar-Filser, Rolf Cavael, Günter Fruhtrunk, Otto Dix, Rupprecht Geiger, Hell Gette, Andrew Gilbert, Martha Hoepffner, Karl Hofer, Rebecca Horn, Ida Kerkovius, Franz von Lehmbach, August Macke, Inge Mahn, Mehmet & Kazim, Salomé, Oskar Schlemmer, Emil Schumacher, Max Slevogt, Anton Stankowski, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Wotty Werner u.v.m.

Kuratorin: Hannah Eckstein
Kuratorische Assistentin: Marisa Zeising