Galerie im Prediger Schwäbisch-Gmünd | 20.07. – 21.09.2025 | Jystina Koeke. Spinnen |
Hier: Weitere Bilder der Ausstellung

Foto: Ausstellungsansicht Justyna Koeke. Spinnen, Galerie im Prediger,
© Justyna Koeke. Foto: Friedemann Gerster-Streit
Mit einer vor Ort neu entwickelten Installation nimmt die Stuttgarter Künstlerin Justyna Koeke den Raum der Galerie im Prediger ein und spinnt darin ihr Netz. Begrüßt werden die Besucherinnen und Besucher von einer großformatigen Fotografie rechts neben dem Eingang. Es handelt sich um die Aufnahme einer von Koekes „Highheels-Skulpturen“, bei denen die Protagonistinnen von einem kaum fassbaren Sammelsurium an
Objekten überladen scheinen und doch Stärke beweisen, die Last aufrecht tragen.
Kleinformatigere Abzüge dieser und anderer Serien, z. B. ihrer „Wüstenblumen“, „Wegweiser“, Überlebensstrategien im Patriarchat“ oder „Frauen im Wald“ lassen sich noch häufiger im Raum entdecken. Und Entdecken oder gar aktiv Erforschen ist genau das, wozu die Ausstellung einlädt. Wie eine eigene Welt mit unterschiedlichen Landschaften erstreckt sich Koekes In-Situ-Installation, die als Display für ihre bestehenden Skulpturen, Videos und Fotografien fungiert, vor uns. Auch Naturelemente, wie ein Wald aus Disteln, oder an die Natur angelehnte Motive, wie ein aus Stoffen geschaffener Berg, sind darin zu finden. Der Blick in den mit leuchtendem Krabbelgetier gefüllten Berg und das Herantasten an die stacheligen Disteln, um die im Wald versteckten Figuren aufzuspüren, kostet sicherlich den einen oder die andere Überwindung.
Daneben wird insbesondere Anstrengung in dem von Koeke aufgebauten Parcours belohnt. So kann man beispielsweise eine weitere Fotografie, die unter einem Tüllmonstrum hängt, nur auf Augenhöhe betrachten, wenn man an einem Seilzug zieht. Andere Bilder und Objekte sind lediglich erreichbar, indem man eine Leiter aus Ringen erklimmt oder sich unter oder auf ein aus Seilen geknüpftes Netz begibt. Bewegung oder gar Sport und Kunst, die sonst oft als ganz unterschiedliche Bereiche gesehen werden und um unsere freie Zeit konkurrieren, verbinden sich hier zu einem großen Ganzen, stärken Körper und Geist, Muskeln und Seele. Der sonst – insbesondere in der ehemaligen Kirche des Predigers – fast sakrale, der visuellen Erfahrung vorbehaltene White Cube öffnet sich in Koekes Installation dem körperlichen Erleben – Anfassen und Verwenden ausdrücklich erlaubt.

Bild links: Justyna Koeke, Plastikdusche, 2025 (Detail). Galerie im Prediger; © Justyna Koeke. Foto: Friedemann Gerster-Streit.
Sehr sportlich geht es auch in den kurzen Atelierperformances zu, die Koeke an die Wand hinten links projiziert. Schnittblumen, deren Hauptaufgabe normalerweise ist, „gut auszuschauen“, verwandelt sie mit einigem Humor in Kraftsportgeräte. Liegt Stärke vielleicht manchmal ganz woanders, als wir sie erwarten?
Während in diesem Fall etwas, dem sonst primär ästhetischer Wert zugesprochen wird, praktischer Nutzen „abgerungen“ wird, verändert das zweite projizierte Video unseren Blick in entgegengesetzter Richtung. Eine vom Wind zusammengetragene Ansammlung von Müll in der Atacama-Wüste in Chile schmückt Koeke wie einen Weihnachtsbaum – und lenkt so unseren Blick auf ein Umweltproblem. Mit Weggeworfenem als Material arbeitet die Künstlerin auch an verschiedenen Stellen in der Galerie. Und so kann sich, wer nach dem Ausstellungsbesuch etwas durchgeschwitzt ist, beim Anblick der letzten Installation rechts neben dem Ausgang erfrischen: eine glitzernde Lichtdusche aus gebrauchten Plastik-Wasserflaschen.
Hier: Weitere Bilder der Ausstellung
Kuratiert von Linnea Streit
Begleitprogramm:
Künstleringespräch: Donnerstag, 4. September, 19 Uhr
After Work Führungen: Donnerstag, 31. Juli, 19 Uhr; Donnerstag, 18. September, 19 Uhr
.