Hinkelstein, der wöchentliche Newsletter des kunstportals baden-württemberg:
Jeden Sonntag frisch auf den Screen

Bild oben:© Hochschule Karlsruhe (HKA), ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe,
ZKM Karlsruhe | Fr, 24.10.2025 | Medientheater: | Die Fabrikation der Wahrheit

Liebe Leserinnen und Leser,

Hinkelstein – Sonntag früh frisch auf den Screen. So war es und so soll es bleiben; fortan jedoch nicht mehr im Wochenrhythums, sondern vierzehntäglich: Wir wollen uns nicht dem trump’schen Nachrichten-Stakkato anpassen oder gar unterwerfen; auch, weil wir das gar nicht schaffen würden:
Trump hat als Vollzeit-Chaot hier einen strategischen Vorteil: Alles, was er tut oder sagt, ist automatisch eine Nachricht: jeweils mehr mehr oder weniger interessant oder erschreckend, wahr oder erfunden, oder auch mal überzeugend, mal witzig oder beängstigend, er spielt die ganze Palette rauf und runter.

Vielleicht soll das / soll er uns – als Trumpel? – ablenken? – von der Gleichschaltung, die im Hintergrund unbemerkt voran geht?

Wir hier, die wir nebenbei noch ein seriöses und redaktionell arbeitsintensives Landeskunstportal, immerhin für das Kunstland Baden-Württemberg, täglich aktualisieren (und nebenher ab und zu neu erfinden) müssen, kommen da nicht hinterher.
Und: Der Versuch dazu wäre nicht nur sinnlos, sondern auch nicht hilfreich/erkenntnisfördernd:

Für mich ist längst unstrittig, dass die von uns hier im kunstportal-bw schon seit Beginn der 20er Jahre thematisierte Entwicklung in Richtung eines digitalen Totalitarismus, voranschreitet; langsamer vielleicht, als Trumps Dampfhammer-Rhetorik suggeriert, jedoch stetig und, wie zu befürchten ist, noch immer nachhaltig.

Uns stimmt der dystopische Ausblick, zu dem wir weiterhin mehr offene Fragen als erhellende Antworten haben, ein wenig auch mystisch-dunkel, undurchschaubar. Für unseren Weg vom geheimnisvollen Dunkel (hoffentlich) zum Licht, zur künstlerischen Imagination, denke ich an ein altes Musik-Album (1976) von Alan Parsons Project: Tales of Mystery and Imagination – Edgar Allen Poe. Über den Link ist auf Youtube das ganze Album zu hören; vielleicht direkt beim Weiterlesen?

Wir erleben diesen Prozess als Gleichschaltung, die auf multiplen Ebenen geschieht: in allen Bereichen der Gesellschaft (Schulen, Staat, Verwaltung, Medien, Wissenschaft, Kunst und Kultur, etc.); all dies auch noch national und international. Voraussetzung und gleichzeitig Motor dieser Entwicklung ist die voranschreitende Digitalisierung. So entstehen enorme Mengen an Informationen und Nachrichten zum Thema, die kein Chronist zu überblicken vermag: außer vielleicht einem KI-Agenten (also einem Programm) aus dem Software-Sortiment von Palantir, das ja eben für die selektive Be-/Verarbeitung extrem großer Datenmengen entwickelt wurde und deshalb heute eines unserer Leitthemen ist.

Wir werden uns nun also alle zwei Wochen ein solches Leitthema herausgreifen – als selektive Perspektive auf die Gesamtthematik, die wir gleichwohl im Blick behalten, ohne atemlos den täglichen News hinterher herzulaufen.

Stattdessen arbeiten wir nach unserer altbewährten streng intuivistischen Methode – dialektisch trickreich beginnen wir „am Ende“: Am Ende der Entwicklung, die wir beschreiben, steht eine Gesellschaft, die wir als technologischen Totalitarismus charakterisieren, eine Gesellschaft, wie sie George Orwell in 1984 beschrieben hat.
Die genauen „politischen Ausformulierungen“ sind noch kaum vorhersehbar; Orwell beschreibt eine geopolitisch tripolare Welt; mit drei Machtzentren, die sich ständig in wechselnden Grenzkonflikten auch militärisch bekämpfen…

1984 – ein Regime totaler Überwachung. Das System (der Staat?) weiß alles über jeden: wo er herkommt, wo er sich gerade aufhält oder wohin er sich gerade bewegt, wen er kennt und trifft, was er isst und trinkt und einkauft und, letztendlich aus alldem ableitbar: sogar, was er denkt.

(Wie?) ist das möglich?
Eine zentrale Rolle spielt hier Big Brother, der totale Herrscher, der, fast omnipräsent auf allen öffentlichen Bildschirmen der Städte, aber eher freundlich daherkommt; manchmal fast wie eine kumpelhafte Vorbildfigur. Big Brother weiß alles, was insofern leicht fällt, als sein Wahrheitsministerium exakt bestimmt, was die Wahrheit ist, was der Fall ist (klarerweise erinnert dies an aktuelle Geschichtskorrekturen in den USA, deren wahre Vergangenheit ja gerade upgedated wird: (imdoppelten Sinnen:) Nach Trump ist diese viel problem- und widerspruchsfreier, positiver und heldenhafter war, als viele noch bis gestern glaubten).

Schon bei Orwell ist die ministerial definierte Wahrheit streng verbindlich: Wer sich nicht an die aktuell gültige Wahrheit hält, läuft Gefahr, in die Fänge der Gedankenpolizei zu geraten.

Eine solche haben wir heute noch nicht, aber denkbar erscheint schon, dass schon bald eine schräg-ironische Whatsapp oder ein lässiger Post auf X genügend, um auf den Radar der KI-Agenten zu geraten. KI-Agenten könnte es dann leicht millionenfach geben; sie arbeiten wie der Google-Bot nahezu kostenlos und fehlerarm) …

Dennoch war der Visionär George Orwell wohl kein “Seher mit Kristallkugel“ oder so, doch hat er die Logik des Totalitarismus brilliant analysiert und für uns ausbuchstabiert.

Und er hat klar erkannt: die Bedingung der Möglichkeit totaler sozialer Kontrolle ist Software; in heutigen Termini: Big Data und KI. Noch bevor (soweit ich sehe) Avatare in irgendwelchen Comics oder Science-Fiction-Romanen aufgetaucht sind hat Orwell Big Brother glasklar als reine Software konzipiert: omnipräsent, nicht älter werdend; notfalls vielleicht auch ratzfatz austauschbar (wie die Vergangenheit).

Orwell war also kein Prophet, erst recht kein Führer, sowenig wie wir Jünger oder gar Follower sind oder sein wollen.
Stattdessen war er ein Warner, der uns in seinem Buch 1984 eine mögliche gesellschaftliche Entwicklung aufzeigte, wie sie bis zum realen Jahr 1984 nicht eintreten konnte. Dies war technisch nicht möglich, weil der Stand der Softwareentwicklung, die alleine die in 1984 beschriebene totale soziale Kontrolle erst ermöglicht, dies damals noch nicht erlaubt hat. Die Digitalisierung, die das alles möglich macht, hat Orwell in der Geschichte, die er uns erzählt, schlicht umfassend antizipiert!

Heute ist uns 1984 ja ein ganzes Stück näher gerückt: Software (Big Data, KI), wie insbesondere Peter Thiels Palantir, ermöglicht eine so tiefgreifende und umfassende Überwachung aller Menschen und aller Räume (Überwachungskameras überall im öffentlichen Raum, im Straßenverkehr, in den Städten, Wohnungen, Innen- und Außenkameras in Autos).

Big Brother war immer schon gedacht als Avatar, als pure Software. Diese Software, deren aktueller Stand kommt heute von Palantir: einem amerikanischen Unternehmen, das, noch vor 3,4 Jahren hierzulande kaum bekannt, jetzt auch in den deutschen Medien oft Thema ist.

Was macht Palantir:
Software zur Analyse großer Datenmengen. Die Gründung des Konzerns wurde maßgeblich von der CIA finanziert, dem Auslandsgeheimdienst der USA. Zu den Kunden von Palantir gehören hauptsächlich Geheimdienste und Militärbehörden .

Bitte lesen:
Wichtige Informationen zu Palantir.

Während also der Firmename Palantir Tolkiens Herr der Ringe entnommen ist, trägt eines der Produkte den Namen Gotham, was älteren Semestern (und Hollywood-Film-Freunden aller Altersgruppen) als Batmans Heimat wohlbekannt ist.

Immer wieder in diesem Themenumfeld der Eindruck, dass die US-amerikanische Gesellschaft allgemein, insbesondere aber die der Tech-Milliardäre in der Marvel-Comic-Welt ihr kulturelles Erbe verortet; so auch Donald Trump, der ja immer mal wieder als Superman posiert. Doch leider: nicht alles, was infantil ist, damit einfach nur witzig.

Mit einer „Marktkapitalisierung“ (das ist der aktuell summierte Wert aller Unternehmens-Aktien; somit der Wert des Unternehmens) von derzeit > 421Mrd. US-$ (Stand 27.09.2025 ) zählt Palantir Technologies (gleichauf etwa mit dem boomenden KI-Chiphersteller Nvidia!) zu den finanzmächtigsten Unternehmen der Erde; weit vor allen deutschen Unternehmen. Aufgrund der für Software ja typischen Skalierbarkeit gilt Palantir Insidern auch als eines der lukrativsten Unternehmen.

Der bereits laufende Einsatz von Palantir-Produkten zum Beispiel auf deutschen Polizei-Servern (auch Bayern) ist zwar politisch umstritten, doch niemand wird abstreiten dass die Polizeibehörden – etwa für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität – Software braucht, die (etwa in der Logik der ja lange bekannten Rasterfahndung) in der Lage ist, aus unüberschaubaren Personen-Datenmengen relevante Daten/Gruppen/Individuen zu selektieren. Auch wenn die deutschen Rechner hierzu, wie ja beteuert wird, keine Verbindung nach draußen haben, erscheint Vorsicht geboten: die Hintertüren sind womöglich schon mitgeliefert und bestens versteckt.

Denkbar durchaus auch, dass Software, die uns als nützlich erscheint und dies ja auch ist, immer weiter in Ríchtung Überwachung ausgebaut wird: Google, das uns jederzeit den Weg weist, kann/könnte klarerweise auch Bewegungsprotokolle liefern, die durch die Integration von Smartphone/watch und Autocomputer-Daten schon heute nahezu vollständig sein dürften.

Russland etabliert gerade eine eigene umfassend Kommunikationssoftware namens Max, die Whatsapp und Telegram etc. ersetzen soll und zukünftig wohl auch Telefon- und Bankdienste integrieren wird.(siehe hierzu FAZ vom 15.09.; Seite 3 (Politik).


In China scheint WeChat (bislang v.a. ein Nachrichten- und Bezahldienst) auf ganz ähnlichem Weg zu sein.

Zum Glück gibt es hier bei uns in der Welt der Kunst, unserem uneinnehmbaren Dorf, keinen Raum für Social Media. Mit der verbliebenen natürlichen Intelligenz (?) liefern wir also weiterhin die

guten Nachrichten aus der Kunst – heute vom 28. September 2025:

Neu am 28. September 2025: | Künstler | Karin Kieltsch u.a. | 06.10. – 16.11.2025 | Kunstverein Rastatt, Pagodenburg | Eröffnung Mo, 06.10.2025; 16.00 Uhr: | „Ausstellungseröffnung 8. deutsch-französisches Naturfoto – Festival“
Neu am 28. September 2025: | Städtische Galerie Karlsruhe | Programm Oktober 2025
Neu am 28. September 2025: | Museum im Kleihues-Bau Kornwestheim | 07.02. – 05.07.2026 | „Marion Eichmann“ | Vernissage am 06.02.2026; 19 Uhr
Neu am 28 September 2025: | GEDOK Karlsruhe | Do, 27.11.2025, 19:30 Uhr | Veranstaltungsort: Hochschule für Musik (HfM), CampusOne – Schloss Gottesaue, Velte-Saal, Am Schloss Gottesaue 7, 76131 Karlsruhe: | 2. Preisträgerkonzert GEDOK und Hochschule für Musik Karlsruhe: | Martyna Miseikyte: Posaune
Neu am 28. September 2025: | Newsletter  Hinkelstein: | Sonntag früh frisch auf den Screen: | Hinkelstein 57 | 28.09.2025 | Big Brother.