Dem Himmel so nah – Wolkenbilder in der Kunsthalle Emden

Boesner Kunstportal | 24.05. – 02.11.2025 Kunsthalle Emden
Dem Himmel so nah – Wolkenbilder in der Kunsthalle Emden

Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen | 22.11.2025 – 01.03.2026: | Dem Himmel so nah – Wolken in der Kunst

Wolken faszinieren durch ihre Flüchtigkeit und ihre fragile Anmut – mal leicht und schwebend, mal schwer und bedrohlich spiegeln sie menschliche Stimmungen und inspirieren die Kunst seit Jahrhunderten: Sie stehen für Göttliches, erhabene Naturschönheit und Atmosphäre, für Vergänglichkeit und Sehnsucht und heutzutage auch für Klimawandel, Umweltzerstörung und Krieg. Als Hommage an den (nicht nur) ostfriesischen Himmel präsentiert die Kunsthalle Emden in diesem Sommer mit „Dem Himmel so nah“ eine Ausstellung, die sich den Wolken in der Kunst widmet.

© Heiner Altmeppen
Heiner Altmeppen, Norddeutsche Landschaft, 1980/81, Acryl auf Holz, Kunsthalle Emden
© Heiner Altmeppen

Mit einem Schwerpunkt auf moderner und zeitgenössischer Kunst vereint die Ausstellung Werke, die auf vielfältige Weise und mit unterschiedlicher Intention das Motiv aufgreifen. Dabei wird deutlich, dass die Beziehung der Menschen zum Himmel und zu all seinen Phänomenen von tiefer emotionaler Bedeutung geprägt ist. Gezeigt werden Werke aus verschiedenen Epochen und Gattungen, von der klassischen Landschaft bis zur zeitgenössischen Installation. Der Himmel lässt sich so in seiner poetischen wie politischen Dimension neu entdecken – aber auch als Spiegel des Inneren und als Zeichen der Zeit verstehen.

© VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Daniel Hausig
Daniel Hausig, Wetterleuchten #5, 2020, zweiseitig strahlende LED-Installation aus der Serie Tubes & Stripes
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Daniel Hausig

„Die Welt als durch Gott hervorgebrachte Natur bestimmt noch die Romantik, die wir als die Zeit der Wolkenentdeckung in der Malerei kennen. Allen voran Caspar David Friedrich (1774–1840) ist einer der großen Begründer neuer Bildformeln, bei denen das Atmosphärische und Stimmungsvolle dominieren“, erläutert Kuratorin Kristin Schrader. „Berühmt und berührend zugleich ist die Anekdote, dass die Kinder ihren Vater Friedrich jederzeit beim Malen aufsuchen durften. Nur wenn dieser sich der Darstellung des Himmels widmete und damit seinem Glaubensverständnis nach dem Göttlichen, nur dann durfte er unter keinen Umständen gestört werden. Die menschliche Demut vor der Erhabenheit der Natur drückt sich bei Friedrich in Bildräumen aus, die nicht anders als monumental zu nennen sind.“

Gabriele Münter, Rote Wolke mit Haus, 1910, Öl auf Karton, Privatsammlung Süddeutschland © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Gabriele Münter, Courtesy Galerie Utermann.
Gabriele Münter, Rote Wolke mit Haus, 1910, Öl auf Karton, Privatsammlung Süddeutschland
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Gabriele Münter, Courtesy Galerie Utermann

In jener Zeit entwickelte sich auch ein verstärktes wissenschaftliches Interesse, so Schrader, befördert von neuen Erkenntnissen in der Luft- und Gasforschung und der Meteorologie. „Im frühen 19. Jahrhundert reagierten die romantischen Künstler auf die neuen Erkenntnisse rund um die Wolke mit schnellen, augenblickshaften Studien, die an Spontaneität und ästhetischer Freiheit ihr Gleiches suchen und längst eine eigene Kategorie in der Malereigeschichte und auf dem Kunstmarkt hervorgebracht haben. Die unzähligen kleinen Studien waren dabei nicht selten Selbstzweck, gingen gar nicht in größere Kompositionen oder monumentale Bilder ein. Sie sind vielmehr eigenständig in ihrem Wunsch, dem immer Flüchtigen Ausdruck zu verleihen und Wolken als Bildthema zentral und für sich zu setzen. Als Gattung hält sich die Wolkenstudie durch das gesamte 19. Jahrhundert hindurch bis ins 20. Jahrhundert hinein, wo sie im Expressionismus eine eigenständige und eigenwillige Fortsetzung findet.“

Emil Nolde, Dampfer auf dem Meer, 1938/1945, Aquarell auf Japanpapier, Kunsthalle Emden © Nolde Stiftung Seebüll
Emil Nolde, Dampfer auf dem Meer, 1938/1945, Aquarell auf Japanpapier, Kunsthalle Emden
© Nolde Stiftung Seebüll

Für Positionen wie die von Emil Nolde (1867–1956) oder René Magritte (1898–1967) fungieren die Himmelsdramatik und die Bildvokabel der Wolke sogar als Synonym für das jeweilige künstlerische Schaffen. Durch die Zeiten hindurch schlägt sich aber auch ein naturwissenschaftliches Interesse an Himmelsphänomenen in der bildenden Kunst nieder. In der Gegenwart richtet sich dieses Interesse zunehmend auf die Bedrohung durch die globale Erderwärmung und die daraus resultierende Handlungsnotwendigkeit.

Nanne Meyer, leicht bewölkt, 2000, Mischtechnik auf Japanpapier, Leihgabe der Künstlerin © Nanne Meyer
Nanne Meyer, leicht bewölkt, 2000, Mischtechnik auf Japanpapier, Leihgabe der Künstlerin
© Nanne Meyer

Bis in die Gegenwart kommt es zu immer neuen Wolkenstudien. So schreibt etwa die Künstlerin Nanne Meyers (*1953) zu ihrer Arbeit Leicht bewölkt (2000): „Jedes Stückchen Papier ein Moment, ein Augenblick, ein Gedanke, wanderndes Wünschen, ein Theater am Himmel, uralt und immer wieder neu. Wolken über Wände wuchern lassen, Zwischenräume, die der Himmel sind. Papiere aufspießen, Momente aufspießen, die Zeit anhalten, Gedanken anhalten, den Blick schweifen lassen und weiterziehen. Wie eine Wolke denken. Wolken: eine Sprache des Himmels, deren Worte die Wolken sind, die Bilder sind, die unablässig neue Bilder schaffen.“

Ugo Rondinone, humanskytwo, 2022, Polyurethan © Ugo Rondinone, Courtesy of Galerie Eva Presenhuber Zurich/ Vienna
Ugo Rondinone, humanskytwo, 2022, Polyurethan
© Ugo Rondinone, Courtesy of Galerie Eva Presenhuber Zurich/ Vienna

Ausgehend von den Sammlungsbeständen der Kunsthalle Emden und der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen präsentiert die Schau ein zentrales Motiv der Kunstgeschichte, das insbesondere seit dem 19. Jahrhundert das Interesse zahlreicher Künstlerinnen und Künstler weckt. Von Beginn an ist die Auseinandersetzung mit Wolkenbildern und Himmelsansichten äußerst vielfältig: Sie reichen von der reinen Naturanschauung über allegorische und metaphorische Konzepte bis hin zu ästhetischen Experimenten.

Simon Roberts, The Celestials #28A_02, 2020, Cyanotypie, Robert Morat Galerie, Berlin © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Simon Roberts.
Simon Roberts, The Celestials #28A_02, 2020, Cyanotypie, Robert Morat Galerie, Berlin
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Simon Roberts

Die Ausstellung findet im Rahmen der diesjährigen Ostfriesland Biennale statt und präsentiert gut einhundert Werke aus mehr als 150 Jahren von über 30 internationalen Künstlerinnen und Künstlern: Heiner Altmeppen, Jean Arp, Sven Drühl, Berend Goos, Anna Grath, Daniel Hausig, Wenzel Hablik, Erich Heckel, Geoffrey Hendricks, Almut Linde, Hiroyuki Masuyama, Bjørn Mehlus, Nanne Meyer, Lyoudmila Milanova, Gabriele Münter, Emil Nolde, Yoko Ono, Robin Page, Ursula Palla, Richard Prince, Franz Radziwill, Gerhard Richter, Simon Roberts, Alexander Rodtschenko, Yvonne Roeb, Christian Rohlfs, Ugo Rondinone, Valentin Ruths, Michael Sailstorfer, Josef Scharl, David Schnell, Gustav Schönleber, Nedko Solakov, Klaus Staeck, Rolf Staeck, Walter Strich-Chapell, Hans Trimborn, Nasan Tur und Felix Vallotton.

Im Anschluss wird „Dem Himmel so nah. Wolken in der Kunst“ vom 22. November 2025 bis zum 1. März 2026 in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen zu sehen sein.

Bjorn Melhus, Revelation, 2024, Zwei-Kanal-Video, Installation, Leihgabe des Künstlers © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Bjorn Melhus
Bjorn Melhus, Revelation, 2024, Zwei-Kanal-Video, Installation, Leihgabe des Künstlers
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Bjorn Melhus

Auf einen Blick

Ausstellung: Bis 02. November 2025: Dem Himmel so nah. Wolken in der Kunst

Öffnungszeiten: Sa., So., Feiertage 11.00 bis 17.00 Uhr, Di.–Fr. 10.00 bis 17.00 Uhr

Kontakt
Kunsthalle Emden. Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo
Hinter dem Rahmen 13
26721 Emden
Tel. +49-(0)49-219750-50
www.kunsthalle-emden.de
kunsthalle@kunsthalle-emden.de