Besucherrekord und Schenkungen fürs Museum. Tausende bei „Wish you were queer“.

24.05. – 26.10.2025 | Wish you were queer. Un-/Sichtbarkeit von LSBTI* in Geschichte und Kunst vor und nach Stonewall 1969
Motiv zur Ausstellung "Wish you were queer" unter Verwendung von Rinaldo Hopfs Porträt 'Marla Glen', 1998. Man sieht in schwarz-weiß den Kopf einer Person, über ein Auge ist eine Regenbogenfahne gelegt.

Titelmotiv; entstanden unter Verwendung des Porträts „Marla Glen“ von Rinaldo Hopf, 1998.

Schwäbisch Gmünd (sv) – Aus Anlass der Ausstellung Wish you were queer. Un-Sichtbarkeit von LSBTI* in Kunst und Geschichte“, die am 26. Oktober 2025 zu Ende ging, erhielt das Museum im Prediger zwei bedeutende Schenkungen. So bekam es aus Gmünder Privatbesitz eine Ansicht von Istanbul mitsamt dem Bosporus des Kunstmalers Hermann Hörner (1904–1967) übereignet. Das Gemälde war als Leihgabe in der Ausstellung zu sehen und stand dort bei der Präsentation der Biographie des Malers stellvertretend für seine talentierte Kunst. Hermann Hörner hatte seine künstlerische Ausbildung beim Schwäbisch Gmünder Kunstmaler Alois Schenk begonnen, bevor er an die Kunstakademien in Stuttgart, Berlin und Paris wechselte. Da seine Gemälde ab 1933 als „entartet“ galten, verschwand er zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung. Dieser Rückzug hatte jedoch auch eine positive Seite: Sein Privatleben geriet nicht ins Visier der Strafverfolgung wegen Verstoßes gegen §175 StGB. Hermann Hörner war homosexuell und lebte mit seinem Partner zusammen. In seiner Familie und seinem Freundeskreis war dies kein Geheimnis – in den 1940er Jahren zog er zurück in seine Heimatstadt und arbeitete wieder als Maler. 1967 erlag Hermann Hörner einem Herzinfarkt. Seine Familie, die ihn aufgrund seiner sexuellen Orientierung nie verstoßen hatte, begrub ihn im Familiengrab. Seine Todesanzeige, in welcher „der Freund“ an erster Stelle noch vor Hörners Geschwistern genannt wurde, zeugte in der Ausstellung von diesem, in jener homophoben Zeit bemerkenswert positiven Familienverhältnis.

Die zweite Schenkung war ebenfalls als Leihgabe in der Ausstellung zu sehen: das Porträt von Marla Glen. Der aus Freiburg i. Br. stammende Künstler Rinaldo Hopf zeigt die lesbische, farbige Soul-Sängerin, die von Amerika nach Deutschland übersiedelte, in seinem Bildnis von 1998 außerordentlich stark und selbstsicher. Erhobenen Hauptes blickt Marla Glen direkt, ohne Zögern und voller Optimismus drein. Das in ihrem Porträt so unmittelbar zum Ausdruck kommende, deutlich sichtbar werdende Selbstbewusstein war Anlass, das Bild als mediales Leitmotiv der Ausstellung „Wish you were queer. Un-Sichtbarkeit von LSBTI* in Kunst und Geschichte auszuwählen. Auf diese Weise selbst ein Objekt der Museumsgeschichte geworden, überließ der Künstler das Original aus seiner Reihe „Golden Queers“ dem Museum im Prediger. Beide Schenkungen sind in der Schausammlung des Museums zu bewundern.

Die Ausstellung selbst entpuppte sich als Besuchermagnet. „Mit über 3.600 Menschen hat sich die Zahl der Besucher im Vergleich zu den jüngeren Ausstellungen verdreifacht. Die Gäste kamen aus Nah und Fern, neben unseren Gmünderinnen und Gmündern auch viele Tagestouristen sowie überraschend viele überregionale Besucher aus ganz Deutschland“, sagt Museumsleiter Dr. Max Tillmann. Dabei hätten auffallend viele jüngere Leute und Familien den Weg ins Museum gefunden. Zahlreiche Schulklassen aus der Region sind gekommen, wie überhaupt die Resonanz hinsichtlich der Führungsanfragen und der medialen Wahrnehmung überwältigend war. Radio und Fernsehen vom SWR haben über sie berichtet, lokale und überregionale Tageszeitungen haben Besprechungen veröffentlicht. Kurator Dr. Martin Weinzettl, der die Ausstellung als enge Kooperation mit Stadtarchiv, Gmünder VHS und der städtischen Stabsstelle Chancengleichheit sowie mit der Geschichtswerkstatt „Einhorn sucht Regenbogen“ konzipiert hat, berichtet: „Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat zu unserer großen Freude eine Führung gebucht, die Universität der Bundeswehr aus München unternahm eine Exkursion zu uns und auch der Deutsche Journalistenverband ist angereist.“ Die Flyer zur Ausstellung mussten im August nachgedruckt werden, die Erstauflage von 10.000 Exemplaren war zu diesem Zeitpunkt bereits vergriffen, und zum ersten Mal gingen dem Museum die gedruckten Eintrittskarten vor dem Ende der Schau aus. Auch wurde im außerordentlich reich gefüllten Gästebuch in den verschiedensten Sprachen besonders viel Lob ausgedrückt. Eine Stuttgarter Tagestouristin schrieb: „Vielen Dank für diese wichtige Ausstellung und den Mut, sie zu zeigen!“, und ein Gmünder: „Klasse! Weiter so! Die Stadt des Einhorns ist ein Vorbild!“ Schließlich hob ein Gast aus Speyer hervor: „Ich freue mich, in einer so weltoffenen Stadt zu Besuch zu sein!“