der Bildhauer Rudolf Kurz.
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Bild oben: Der Bildhauer Rudolf Kurz mit einer Skulptur aus der „Tigerauge“-Serie:
© Foto: Gerhard Königer; Schwäbische Post am 15.07.2022: Meisterhaft in Stahl, Stein und Raum
- Musik
Musik? Seltsamer Anfang eines Künstlerporträts – über den Bildhauer Rudolf Kurz, der, 1952 in Ellwangen geboren, auch heute dort lebt und der, in der Zwischenzeit mit seiner Kunst die Welt erobert hat, so könnte man euphorisch formulieren. Womit man jedoch dem – natürlich selbstbewußt und doch bescheiden auftretenden Künstler – nicht ganz gerecht würde. Begeisterungsfähig ist er allemal, zu unaufgeregt jedoch, um euphorisch aufzutreten.
Musik: Schon im Zug von Crailsheim zum Bahnhof Jagstzell, wo der Künstler mich abholte, lief Musik, die vom benachbarten Sitzabteil kam: nicht per Handy und Ohrhörer, sondern von einem altmodischen Sony Discman hörte der Mitfahrer Keith Jarretts angenehm laut dessen berühmtes Köln-Konzert von 1975. So begann die Reise schon mal sehr positiv.
Einen halben Tag Mitte Dezember 2025 durfte ich mit Rudolf Kurz verbringen, bei einem Atelierbesuch in seinem Spitalhof in Ellwangen. Bevor ich das großzügige Areal und die dortigen Werkstätten und auch einen Veranstaltungssaal – mit einem Flügel auf der Bühne; schon wieder Musik! – erleben kann, entführt mich der Künstler auf eine Rundreise vom Bahnhof Jagstzell durch die nähere Umgebung.
Zu seinem Konzertsaal weist Rudolf Kurz darauf hin: …Modern String Quartet – Modest Mussorgsky – Pictures at a new exhibition waren im Spitalhof in Ellwangen , also Bilder einer Ausstellung in einer Ausstellung…Hier als Video: https://www.youtube.com/watch?v=Exr508i3WJY
Kaum ein Ort, kaum eine Kirche oder ein Dorfplatz, auf dem nicht auch eine Arbeit von Rudolf Kurz zu entdecken wäre. Die Präsenz des Künstlers im öffentlichen Raum ist einzigARTig.

Dank der inspirierenden Eindrück habe ich weiterhin Musik im Kopf. Noch immer Keith Jarrett, nun aber dessen ernsteres Vienna-Concert, weniger berühmt (aber noch besser) als als das epochale Köln-Konzert, erheben sich dessen Klänge angesichts der Skulpturen von Rudolf Kurz; beide verbindet für mein Empfinden eine besondere Verbindung von tiefer Schwere einerseits und spielerischer Leichtigkeit andererseits.
Gerne veranschaulicht der Künstler vor Ort jeweils die enorme, für den Betrachter unsichtbare Vorarbeit, die der Realisierung der Skulpturen vorausgeht: Den Größen-Relationen der Werke zur unmittelbaren Umgebung und auch die zu den den Straßen und Gebäuden im weiteren Umfeld müssen die Werke gerecht werden, so dass wir Betrachter sie als stimmig erleben. Wobei uns diese Perfektion nicht so sehr auffällt, während wir doch Unstimmigkeiten sofort erkennen.
Da der Künstler, der auch Maler und Zeichner ist, auch der Architektur sehr verbunden ist, gelingt ihm scheinbar leicht die Integration seiner Werke in das jeweilige Stadtbild. Auch die Zeichnungen von Rudolf Kurz lassen fast immer schon den Architekten und Bildhauer erkennen.
Ähnlich wie in der Musik: Keith Jarrett begann sein Konzert in Wien schon sehr ernst, sehr nach innen spürend, beginnt, um uns dann mitzunehmen zu den Abgründen unserer Seele und deren ständiger Bewegung, wie sie zuvor vielleicht nur Bach gelungen ist, der in seiner H-Moll-Messe mit ähnlichem Ernst ebenfalls die Bandbreite unserer Wahrnehmung erforschte und sichtbar zu machen vermochte.


Die zweiflellos noch stundenlang fortsetzbare und künstlerische Rundfahrt brechen wir irgendwann ab, weil ich ja auch noch die Arbeitsräume des Künstlers in seinem Spitalhof kennen lernen möchte und soll. Unweit seines Wohnortes Stimpfach hat der Künstler hier ein großes Anwesen erworben, um sich hier optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Als Rudolf Kurz Anfang der 80er Jahre sein Kunststudium in Stuttgart begann, während die ganze Kunstwelt die Abstraktion wie eine Befreiung feierte und modisch vergötterte, hat sich Rudolf Kurz klar für die „altmodische“ Arbeit entschieden: schwere Kunst: Stein, Eisen Und Marmor waren die Materialien, für die er sich entschieden hat, um seine Kunst zu entwickeln, in der die Leichtigkeit durchaus ihren eigenen Raum hatte:
2. die Gretchen-Frage.
Unvermeidlich die Frage, an einen Künstler, dessen Arbeit sich immer wieder und sehr intensiv mit religiösen, mit kirchlichen Themen und Inhalten auseinandersetzt. Wie bei vielen Bildhauern auch, lebt Rudolf Kurz“ als Künstler von seiner freien Arbeit, aber natürlich auch von öffentlichen Aufträgen und besonders dank der Aufträge von Kirchen und Klöstern, die in offenen oder geschlossen – für „geladene“, also vorausgewählte Künstler – Ausschreibungen für Kunstwerke heraus- und dann den Auftrag geben.
Ist der Künstler selbst religiös, gläubig?
Kaum unterwegs im Auto, gerade erst haben wir uns kennen gelernt, frage ich einfach direkt: “Sind Sie selbst eigentlich religiös; und ist dies wichtig für Ihre Arbeit?“
Klar kam diese Frage zu früh und zu direkt; doch 2 Stunden später, im Arbeitsraum des Künstlers, kommen wir darauf zurück. Nachdem ich mich als gläubigen Agnostiker geoutet hatte, zeigt mir Kurz eines seiner Reliefs:
Eine Jesus-Figur mit einem Jesus sehr zugwandten Anhänger zur rechten, und einem sich scheinbar abwendenden auf seiner linken Seite. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass es tatschlich nur eine Maske ist, die sich von Jesus abwendet, die der vermeintlich Abtrünnige trägt, während sich dessen Kopf Jesus zuwendet.
Möglich, dass Rudolf Kurz mich hier erwischt hat. Ein gläubiger Agnostiker ist womöglich nicht gar so weit weg vom Glauben, wie er denkt. Ich überbrücke dies mit einem schönen dialektischen Zitat, wahrscheinlich von Umberto Eco: „Nur wer den Zweifel auch kennt und ihn zulässt, kann wahrhaft glauben“.
Wie viele andere Kunstfreunde komme ich an einer Entscheidung für oder gegen den Glauben an den einen Gott auf noch einem anderen Weg vorbei: Treue Leser unserer Künstler-Porträt-Serie wissen, dass ich mich dank Hegels Philosophie des Geistes in dessen Konzept der absoluten Vernunft, dort, wo sich Religion und Kunst begegnen, hier vorbeimogele. In Hegels absoluter Vernunft finden wir eine Verbindung dieser beiden aufeinander bezogenen Welten: die Transzendenz.
Wichtiger als der Glaube im engeren Sinne erschien mir immer schon der Respekt vor der Schöpfung, in welcher wir Menschen unseren Platz zu finden versuchen sollten. Die wichtigsten Elemente, die wir hierzu brauchen, finde ich im künstlerischen Werk des Bildhauers Rudolf Kurz:
Begünstigt werden die nachfolgenden Werte zugegebenermaßen durch jahrzehntelange sehr erfolgreiche Arbeit und ein gewisses Alter, das die nötige Distanz ermöglicht:
Ruhe und Ernst, Schwere und Leichtigkeit, Tatkraft, Mut
…und Demut.