Hinkelstein 58 | 12.10.2025 | turn

Hinkelstein, der wöchentliche Newsletter des kunstportals baden-württemberg:
Jeden Sonntag frisch auf den Screen

Bild oben:©  | Städtische Galerie Karlsruhe
29.11.2025 – 22.02.2026: | turn – Marleine Chedraoui – Hanna-Nagel-Preis 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

Turn? Diesen schöne (optimistische, appellative?) Titel einer der nächsten Ausstellungen der Städtischen Galerie Karlsruhe, stelle ich hier einfach so in unseren Hinkelstein-Kontext:

Nachdem wir letzte Woche die Thematik Big Brother / Digitale Überwachung / Palantir als Leitthema hatten, wenden wir uns heute mal wieder unserer Medien-Gesellschaft zu. Diese verändert sich – und Schreck lass nach: womöglich zum Positiven hin ?

Nutzung der Sozialen Medien in Deutschland geht laut Studie erstmals seit Jahren zurück – Experten sprechen von möglicher „Trendwende“ (IMWF, Juli 2024)

Sie als (hoffentlich; wir „“tracken“ das ja nicht;) treue Hinkelstein Leser wissen längst, dass ich selbst die ganze Welt der sogenannten Social Media mit maximaler Skepsis (gar als gefährlich) betrachte: Mit dem Titel des vorletzten Hinkelsteins – Hinkelstein 56 | 21.09.2025 | Follower brauchen Führer. – habe ich nochmals deutlich gemacht, dass ich hier ernste Gefahr sehe für unsere Freiheit.

Insofern bin ich also klarerweise voreingenommen; habe mich ja als Gegner der Social Media positioniert, bin keineswegs neutral in meinem Urteil.

Wenn ich also nachfolgend gleich über eine mögliche Trendwende in der Mediennutzung – kurz gesagt: der Höhepunkt der Social Media-Nutzung ist überschritten – hierzulande berichte, sollten Sie äußerst skeptisch (Verdacht auf Wunschdenken) sein:

“Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast“ – ganz unabhängig davon, ob dieser kluge Rat tatsächlich von Winston Churchill stammt, oder nicht: Als gelernter (das geht ja gerade noch, oder?: Nebenfach-) Soziologe – Statistik I + II waren Pflichtseminare – und als langjähriger kritischer Mediennutzer, weiß ich um die Wahrheit dieses Spruchs.

Die Vielfalt der Möglichkeiten, die Ergebnisse tatsächlich erhobener Daten (= nicht frei erfundener, sondern resultierend aus real durchgeführten Befragungen) so darzustellen, dass sie die Aussage bestätigen, die man selbst, oder der Auftraggeber der Erhebung, gerne hätte, ist zu groß, um dieses Thema hier angemessen darzustellen.
Und noch schlimmer: Gerade heute in unseren Zeiten der Fake-News kann ja wirklich Jeder recht beliebige Umfrageergebnisse und sonstige Erkenntnisse/Thesen ins Netz stellen und deren wissenschaftliche Fundierung einfach mal behaupten. Oft noch überzeugender durch Video-Podcasts …

Bild oben:© Hochschule Karlsruhe (HKA),
ZKM Karlsruhe | Fr, 24.10.2025 | Medientheater: | Die Fabrikation der Wahrheit

Tatsächlich ist offenbar ausgerechnet Youtube zu einem der wichtigsten Kanäle für politische Informationen geworden. Viele (hier sind die Follower dann tatsächlich eher Jünger ihres Gurus als kritische Leser) finden hier die reine Wahrheit, während die hierzulande weiterhin seriösen öffentlich-rechtlichen Medien der systemkonformen Manipulation bezichtigt werden.

Das Ergebnis dieser Arbeit aber können wir hier vorwegnehmen; zumal es auch rein journalistisch eine Selbstverständlichkeit ist oder mindestens sein sollte: Glaube nur den Quellen, über deren Seriösität und Qualität Du Dir ganz sicher bist.

Zu diesen Qualitätsquellen zähle ich seit Jahren den Social Media Atlas: Den Social-Media-Atlas erstellen jährlich die Kommunikationsagentur PER Agency, das Marktforschungsinstitut Toluna und das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) in Zusammenarbeit mit dem Faktenkontor. Die Studie analysiert auf Basis einer repräsentativen Online-Umfrage die Social-Media-Nutzung in Deutschland. 

Dort war schon im Juli 2024 zu lesen, dass der Höhepunkt der Social-Media-Nutzung in Deutschland wohl endlich überschritten sei:

Am 12. Juli 2024 schrieben die Autoren der Studie:

„Nicht nur die Zahl der Nutzer sei rückläufig, sondern auch ihre Aktivität, hieß es weiter: Im Schnitt sank die wöchentliche Nutzung um mehr als zwei Stunden auf durchschnittlich 18,7. Besonders stark sei der Rückgang bei den 40- bis 49-Jährigen: minus 6,4 Stunden.

So …
sind aktuell 80 Prozent der deutschen Internetnutzer ab 16 Jahren in Netzwerken wie Facebook, Instagram, Tiktok, YouTube, X, WhatsApp, Blogs oder Foren aktiv. Im Vorjahr waren es noch vier Prozentpunkte mehr. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie sei damit ein Rückgang verzeichnet worden. Den Höhepunkt erreichte die Nutzungskurve demnach 2017 mit 90 Prozent.

Quelle: Social Media Atlas 2024:
„Social-Media-Atlas 2024“ – Nutzung der Sozialen Medien in Deutschland geht laut Studie erstmals seit Jahren zurück – Experten sprechen von möglicher „Trendwende“

Weiterhin selbstkritisch bei Nachrichten „nach meinen Wünschen“, habe ich dazu im letzten Jahr noch nichts geschrieben – hätte ja alles auch nur vorübergehend so gewesen sein können …
Inzwischen aber gibt es nun erste Zahlen für das laufende Jahr, die diesen Trend bestätigen.

Seit 2023 schon geht die Online-Nutzung zurück:
Vier von fünf Menschen in Deutschland nutzen 2023 täglich das Internet
Das dynamische Wachstum der Internetnutzung, das in den letzten Jahren zu beobachten war, ist vorläufig zu einem Ende gekommen. Die Tagesreichweite bleibt 2023 gegenüber dem Vorjahr stabil, die tägliche Nutzungsdauer sinkt um eine halbe Stunde auf nun 204 Minuten. Den größten Anteil daran haben mediale Internetanwendungen mit 139 Minuten Nutzungsdauer. Das sind 21 Minuten weniger als 2022.

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2023:
Dynamisches Wachstum der Internetnutzung stagniert

Das Wachstum der Social-Media-Nutzung schwächt sich 2025 ab, das belegen die Ergebnisse der neuesten ARD/ZDF-Medienstudie:

  • Wöchentlich nutzen 63 Prozent der Menschen ab 14 Jahren in Deutschland Soziale Netzwerke.
  • Die Tagesreichweite steigt und pendelt sich wieder bei 35 Prozent ein. Das größte Wachstum ist bei den 30- bis 49-Jährigen zu beobachten.
  • Instagram, mit 40 Prozent die meistgenutzte Social-Media-Plattform, verliert erstmals bei den Jüngeren. An zweiter und dritter Stelle der meistgenutzten Plattformen folgen Facebook und TikTok.

Hier direkt zur Studie:
Social Media zwischen Wachstum und Sättigung: Nutzungsmuster und Plattformdynamiken in Deutschland – MEDIA PERSPEKTIVEN

Mit meinem legendären (fast schon krankhaft) gesunden Zweckoptimismus nehme ich nun an, dass der langsame, aber stetige Rückzug von den Social Media weitergehen wird, zweifellos auch getrieben von der dort üblichen eher exzessiven Werbeüberflutung.

Naheliegend erschiene mir, dass dies Entwicklung im Gegenzug den Beginn der überfälligen
Renaissance des Freien Internet
kennzeichnen wird. Dazu demnächst mehr hier im Hinkelstein. Zuerst aber die

guten Nachrichten aus der Kunst – vom 12. Oktober 2025:

Neu am 12. Oktober 2025: | Künstler | 18.10. – 15.11.2025 | Madeleine Dietz u.a. | HAUNT, Berlin | Vernissage: Fr, 17.10.2025; 17 – 21 Uhr: | „Die Menschen sind im ganzen Leben blind“ (Goethe, Faust II, Midnight)
Neu am 12. Oktober 2025: | Künstler | 16.11.2025 – 06.02.2026 | Conny Luley u.a.: | Galerie Julia Philippi Dossenheim | Eröffnung: 16.11.2025; 12 – 17 Uhr: Conny Luley + Marcia Raquel Székely + Anne Marie Stöhr: „schwingen“
Neu am 12. Oktober 2025: | Kunsthalle Baden-Baden | 10.10.2025 – 11.01.2026:
70 Jahre Künstlerbund Baden-Württemberg | Ausstellungsansichten zu: Selber Ort, andere Zeit
Umfangreiches Rahmenprogramm | Booklet zur Austellung
Neu am 12. Oktober 2025: | ZKM Karlsruhe | Di, 18.11.2025 18 Uhr | Gespräch zwischen Johan Grimonprez und dem Autor Tom McCarthy: | Memory Is The Future in Reverse
Neu am 12. Oktober 2025: | Hinkelstein: | Der kunstportal-bw-Newsletter am Sonntag frisch auf den Screen: | Hinkelstein 58 | 12.10.2025 | turn