Aktuelle Ausstellungen und Projekte von Claudia Dietz
- „Skulptur – 50 Jahre Bund freischaffender Bildhauer*innen Baden-Württemberg“06.09. – 06.10.2023: | Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union in Brüssel
- zeitgleich – offene Ateliers 17./18. Juli17. und 18. Juli 2021: Offene Ateliers
Claudia Dietz im Internet: | Website: | www.claudiadietz.de/
E-Mail: atelier@claudiadietz.de
von der Sprache der Steine – über Claudia Dietz
Claudia Dietz’ Steinskulpturen habe ich erstmals in Natura bewundern können in einer Ausstellung der Gedok Stuttgart, wo sie gemeinsam mit der Malerin Conny Luley von November bis Dezember 2019 ausgestellt hatte.
Die dort gezeigten kleineren Arbeiten frappierten durch ihre Lebendigkeit, die, und das ist verblüffend, zu dem Material, dem naturgemäß harten Stein, genau gepasst hat. Mit Namen wie “Pouf et la Boef” oder “Krümmertierchen” verweist die Künstlerin ja auch explizit auf die Verbindung zwischen organischen Lebewesen und ihren Skulpturen. Claudia Dietz ist als gelernte Steinmetzin auch nach ihrem Kunst-Studium in Stuttgart und Ulm dem Material Stein treu geblieben.
Auf Claudia Dietz‘ Website findet sich neben dem Bereich “3D” auch die Rubrik “2D”. Hier präsentiert sie Fotografien und eine ganze Reihe von Zeichnungen, die meist in Mischtechnik ausgeführt sind, doch finden wir auch Radierungen und Drucke.
Sehr viele BildhauerInnen zeichnen auch und manchmal stehen dabei dann diese beiden Arbeitsfelder gleichwertig nebeneinander. Claudia Dietz aber bestätigt mir, dass für sie die Bildhauerei den klaren Arbeits-Schwerpunkt bildet.
So können wir nun versuchen, die interessante Verbindung Stein – Lebendigkeit näher zu untersuchen. Dabei wollen wir die geologischen Aspekte lieber den zuständigen Profis überlassen, erinnern uns aber vage daran, dass, “was heute Stein ist” zu wohl erheblichem Teil einst aus dem Erdinneren in flüssiger Form (Magma) an die Erdoberfläche gelangte und dass etwa der Muschelkalkstein entstanden ist aus Skelettbruchstücken früherer Meeresbewohner. Beispielsweise ist die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall aus Muschelkalksteinen aus der Region gebaut.
Hier und andernorts erleben wir gute Architektur aus Stein oder mit steinernen Oberflächen oft als durchaus “lebendig”. Ganz sicher also beruht die Verbindung von Stein und Lebendigkeit auf Fakten.
Claudia Dietz präsentiert ihre Steinskulpturen gerne auch in der Landschaft, so dass eine Art Märchenwald entsteht; der Eindruck der Lebendigkeit ist erwünscht und wird dadurch noch verstärkt, dass einige der Arbeiten direkt kommunikativ wirken – so gibt es etwa einen “Beobachter” oder die “Dichter und Denker”.
Manchmal inszeniert Claudia Dietz ihre Objekte so, dass sie als Gruppe von Individuen wahrgenommen werden können. Oft verwendet sie auch Farben, die den Eindruck organischen Lebens noch verstärken.
Bei einem Besuch im Atelier der Künstlerin in Eberdingen – das Erdgeschoss ihres Hauses dient weitgehend als Werkstatt/Arbeitsraum – erfahre ich, dass Claudia Dietz als Künstlerin auch andere Künstler fördert:
Sie bietet seit 2016 ein eigenes “Artist in Residence” – Programm an:
Interessante KünstlerInnen, die sie kennenlernt, bekommen die Möglichkeit, hier in ihrem Künstlerhaus vorübergehend zu arbeiten und auch zu wohnen: immer wieder auch werden dann die dabei entstehenden Arbeiten lokal ausgestellt.
Und das Netzwerk funktioniert: Gerade hat Claudia Dietz eine Einladung erhalten, als Gastdozentin in den USA zu arbeiten. Die Einladung kam von einer Bildhauer-Professorin, die vor einiger Zeit bei Claudia Dietz Artist in Residence war.
Gemeinsam mit weiteren KünstlerInnen der Region arbeitet Claudia Dietz auch daran, den Kulturverein Eberdingen neu zu beleben: das enorme Kreativpotential der Kunst und Kultur der kleinen Heckengäu-Gemeinde verdiene es, besser sichtbar gemacht zu werden.
Claudia Dietz engagiert sich insofern also auch politisch. Ihre Begeisterung aber gilt der Kunst und der Natur.
Lebendigkeit, Kommunikation und daneben auch Humor sind, glaube ich, die eigentlichen Themen, sind die zentralen Anliegen dieser Kunst.
Neben einigen wenigen Skulpturen aus Holz ist dabei Stein das Material ihrer Wahl. Wie eingangs gezeigt, steht das harte Material Stein keineswegs im Gegensatz zur Lebendigkeit. Im Gegenteil erinnert uns gerade der stumme Stein an die Möglichkeiten der Kommunikation, die unsere menschliche Gesellschaft auszeichnen sollte.
Genauso auch die Fantasie, von der wir aus der “Unendlichen Geschichte” gelernt haben, dass sie existenziell wichtig für uns und eben nicht selbstverständlich da, sondern gefährdet ist.
Durchaus also enthält Claudia Dietz’ künstlerische Arbeit hier dieses kritisches Element, das sie aber in spielerischer Form artikuliert: Ganzheitlichkeit und Kommunikation sind gesellschaftliche Werte, die die Künstlerin selbst lebt.
Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, zeigt uns Claudia Dietz als durchaus gefährdet – nie pädagogisch oder belehrend, mahnt sie uns zur Achtsamkeit:
Wenn wir besser aufpassen auf Phantasien, dann erkennen wir womöglich Sprache und Kommunikation als märchenhafte Möglichkeit.
Claudia Dietz erzählt uns
von der Sprache der Steine.
Jürgen Linde im Februar 2020