Thomas Münzer im Internet: | Website: | www.kuenstlernetz.de/muenzer
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“nachts“
so Thomas Münzer vor ca. 2 Jahren auf die Frage, wann er denn eigentlich seiner künstlerischen Tätigkeit nachkommt.
Den Namen hat man sicher schon mal gehört; die meisten werden dabei an den berühmten Revolutionär aus dem deutschen Bauernkrieg denken.
Thomas Münzer in seinem Atelier in Neureut
Foto: Eureka Beutler, Atelier Ariel
Besonders in unserer Region hat dieser Name aber auch einen “heutigen” Bezug. Viele kennen den in Karlsruhe lebenden Thomas Münzer als Herausgeber/Produzent der Kulturzeitung raumK; noch mehr kennen ihn als Künstler: Er ist Maler und Bildhauer, arbeitet in Karlsruhe und in Mechelen, Belgien.
Neben diesen beiden Fulltimejobs ist er auch engagiert in mehreren Vereinen, unter anderem etwa als Vorstandsvorsitzender beim Kunstraum Neureut (und dem neu gegründeten Kulturpate e.V.) und ist immer wieder beteiligt an der Organisation kultureller Events.
Organisationstalent und Durchsetzungskraft verbinden Münzers Hauptaufgabe, die künstlerische Arbeit, mit seinen Nebenaufgaben, zu denen in erster Linie die monatliche Kulturzeitung raumK zählt, die er ins Leben gerufen hat und die er mit einigen freien Mitarbeitern produziert.
Daher die Frage, wann er denn eigentlich er noch dazu kommt, seine Kunst zu schaffen, und die Antwort: “nachts“.
Daß ihm seit Jahren vier Stunden Schlaf pro Nacht genügen, erklärt, daß er trotz all der Aktivitäten auch in der Kunst sehr produktiv ist, was zahlreiche Ausstellungen und Preise belegen.
Thomas Münzer, gelernter Bauzeichner, hat diese Tätigkeit nie beruflich ausgeübt, weil er merkte, hier – unter den Zwängen von Markt und Auftraggeber – seine künstlerischen Vorhaben doch nicht realisieren zu können.
Seine Malerei ist außerordentlich vielfältig und komplex: deutlich Surreales dominiert viele Arbeiten, doch auch archaische und barocke Elemente tauchen auf; die primitive Kunst scheint oft nicht weit und die Gegenständlichkeit ist nie ganz unsichtbar.
Unter anderem fungierte Münzer als Mittler zwischen Kulturschaffenden, Gastronomen, Organisatoren und dem Publikum beim Kunst & Kulturmarkt am Karlsruher Ludwigsplatz im Winter 2004.
Dort gab es zum Start eine Ausstellung seiner Arbeiten, die ihre surrealistischen Ursprünge nicht verhehlen; früher war er inspiriert von Dali. André Masson, zu dem gerade in Künzelsau (Museum Würth, bis 30.01.2005) die große Retrospektive zu sehen ist, scheint mir kaum weniger nahe.
Das Figurative in diesen Arbeiten erinnert auch sofort an die Freud’schen Einflüsse auf den Surrealismus und auch auf die Einflüsse der romantischen Dichter, über die Didier Ottinger im Masson-Katalog Erhellendes schreibt.
Die figurativen Elemente, in den älteren Arbeiten offenkundig und in den neuesten Arbeiten auch zu finden, erscheinen mir als ein wesentliches, durchgängiges Element im Schaffen von Thomas Münzer, der sich und seiner Kunst immer näher kommt. Mit seinen Wurzeln im Surrealismus formuliert Münzer ein neues und ganz eigenständiges Kapitel der Karlsruher Figuration; vielfältig und hochinteressant.
Etwa mit 15 Jahren begann der heute 32jährige Künstler mit der Malerei, schon damals haben zahlreiche Parallelaktivitäten seinen Alltag geprägt: er war aktiver Rockmusiker und Schachspieler im Verein.
Doch in den folgenden drei bis vier Jahren hat er sich fokussiert, hat die Kunst als Schwerpunkt gesetzt. Er hat, im besten künstlerischen Sinne, reduziert: hat weggelassen, was er als nicht wesentlich erkannt hat.
Natürlich fragt man sich, wie sich die Kunst Thomas Münzers weiterentwickeln würde, wenn es nur noch Kunst machen würde. Kann sein, daß es dann gar nicht mehr Thomas Münzer wäre, wie wir ihn kennen.
Die Ruhe, die er ausstrahlt – trotz aller Aktivitäten wirkt er nie nervös oder unruhig, sondern eher entspannt – findet sich nicht in seinen Bildern, eher vielleicht in seinen noch seltenen Skulpturen.
Vielleicht kommt Thomas Münzer den romantischen Wurzeln des Surrealismus noch näher. Einen vielleicht hilfreichen Hinweis, auch eine sehr aktuelle Zeitkritik, finde ich bei Novalis:
“Wir träumen von Reisen durch das Weltall! Ist denn das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unseres Geistes kennen wir nicht.
Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.“
Jürgen Linde im Dezember 2004