über Christian Jankowski
Christian Jankowski ist Aktionskünstler – eine Schublade, die erklärt werden muss und die wohl am besten – erklärt werden kann durch Beispiele, die zeigen, was Aktionskunst sein kann. Jankowski, einem der global derzeit wichigsten Aktionskünstler wurde seinerzeit schlagartig bekannt, als er sich eine Woche lang ausschließlich ernährte durch Lebensmittel, die er selbst im Supermarkt mit Pfeil und Bogen schoß.
Franz
Christian Jankowski war anfangs beeinlusst durch den Künstler Franz Erhard Walther. Walther war gewissermaßeen der Erfinder der interaktiven Kunst, dem es gelang, real existirende Menschen einzubinden in seine Kunstwerke. ZKM-Chef ter Weibel war es in 2012 gelungen, den fast schon ein wenig in Vergessenheit geratenen mehrfachen documenta-Teilnehmer Franz Erhard Walther – Raum durch Handlung) wieder zurückzuholen auf die Weltkarte der Kunst. Auch Walther zeichnet sich aus durch einen ironischen Humor.
Doch geht es hier nicht um Walther, sondern um Christian Jankowski, der es seither geschafft hat, durch eine Vielzahl weiterer Akionen einen ganz eigenen Stil zu entwickeln. Wenig sinnvoll erscheint mir, hier die vielen jeweils eigenständgen Projekte aufzulisten und jeweils zu beschrieben. Gerade erst in 2022 hat die Direktorin der Kunsthale Tübingen Dr. Niicole Fritz, die meines Ermessens beste Kunstkuratorin des Landes, Jankowski in einer großen Schau (The Traveling Artist) präsentiert. Spätestests mit ihrervAusstellung mit Marina Abramovic hat Nicole Fritz gezeigt, dass ihr kein Ausstellungsthema zu komplex, intellektuell zu anspruchsvoll ist: mit Abramovic hat sie beweisen, dass sie die Reflektion über die Arbeit einer Künstlerin, deren eigene Kunst die Reflektion über Kunst ist, zu bewältigen weiß.
Doch geht es hier nicht über Nicole Fritz, sondern um Christiahn Jankowski. Sehr zu empfehlen ist das umfangreihe Katalogbuch, das die Kunsthalle zur Jankowski Schau herausgegeben hat. Nicht nur inhaltlich stark, sondern auch editorisch von herausragender Qualität: höchste Druckqualiät auf starkem Papier ist das Buch retrospektiv angelegt. Zwar ist es für eine Retrospektive eigentlich noch zu viel zu früh, denn der Künstler ist noch jung. Immer sehr charmant und meist mit einem weisen Lächeln im Gesicht präsentiert Christian Jankowski seine eigenen Werke beim Presserundgang.
Jankowski ist Professor an der ABK in Stuttgart; ich kenne einige seiner Studenten und weiß, dass er diee dazu motiviert, ihren ganz eigenen Stil zu entwickeln: zuletzt hat Jan Hendrik Pelz auf sich aufmerksam gemacht:Nachdem er sich in 2020 in der Galerie im Prediger Schwäbisch-Gmünd vorwiegend als (Porträt—) Maler präsentierte, war der junge Künstler bereits in 2022 auf der documenta (im Ruru-Haus) dabei mit seinem „Einwanderer-Projekt“ An inner Place, as er derzeit in der Fruchthalle Rastat in abgewandelter Form zeigt.
Doch geht es hier nicht über Jan- Hedrik Pelz, sondern um Christiahn Jankowski: Nun: was tut Christian Jankowski? Er tut, was Künstler tun: er zeigt uns die Welt, wie sie ist, wie er sie sieht, und auch, dass und wie sie sein könnte. “Kontingenz“ nennen wir ja dieses Phänomen.
Und die Welt ist ernst genug, mindestens. So ernst, dass daneben noch Platz bleibt zur satirisch-kritischen Darstellung von Alterntiven. Als Texter will ich natürlich rhetorisch und semantisch deutlich schreiben: Es geht hier nicht um Ambivalenzen zwischen diesen beiden Welten“; dies würde den Humor Jankowskis verfehlen. Ich nenne meinen Text über Christian Jankowski:
Subversive Gleichzeitigkeit
Jürgen Linde im Januar 2023