Karlsruhe und die Region sind reich an bemerkenswerten Autorinnen und Autoren, die weit über den Raum hinaus beachtet und gelesen werden. Dankenswerterweise gibt es auch kleine und kleinere Verlage, die sich um die Literatur dieser immer größer werdenden Autorenschaft kümmern, sich ihrer annehmen und sie verlegen. Sonst könnte es ja auch keiner lesen. Man kann nur hoffen, dass die vielfältigen Bemühungen sich auch in schwarzen Zahlen für beide Seiten niederschlagen.
Zu den „Shooting-Stars“ der lokalen Szene gehört ohne Zweifel die Rüppurrerin Petra Hauser, die einen äußerst interessanten familiären Hintergrund hat, aus dem sie reichlich schöpfen kann. Das zeigte sich schon in ihrem Erstlingsroman „Das Glück ist aus Glas“ (den gab es auch als BNN-Fortsetzungsroman) aus dem Jahre 2009, der inzwischen in der sechsten Auflage erschienen ist. Glückwunsch!
Ihre Art der Familiengeschichte bekannter Karlsruher Familien schreibt Petra Hauser jetzt mit dem Roman „Ein herrliches Vergessen“ auf die ganz persönliche Weise fort. Er führt von den Jahren des Ersten Weltkrieges bis in die 50er-Jahre, von einer zweifelhaften Zukunft eines in Straßburg 1915 geborenen Kindes, dessen Eltern in der Gastronomie arbeiten, über schöne Kindheits- und Jugenderlebnisse am Bodensee und in Rastatt nach Karlsruhe. Die Wirren, die das Naziregime angerichtet hat, die Zerstörung der Stadt, inbegriffen. Aber mit Glück kann Willi verwirklichen, was er seit der Jugend im Herzen hegt: ein Kino in Karlsruhe, das erste nach dem Krieg, eröffnen. Eine Traumfabrik.
Petra Hauser beschreibt Leben und Lieben Willis ungeheuer einfühlsam, locker und nutzt dabei auch die Freiheiten, die einer Autorin abseits der Fakten des Stadtarchives gewährt sein müssen. Ortsgeschichte aus einem anderen, interessanten Blickwinkel.
Petra Hauser, Ein herrliches Vergessen, Lindemanns Bibliothek/Info Verlag, 332 S., 14,80 Euro.