Harald Schwiers im kunstportal-bw
MPS
Saxophonisten unter sich: Der ein paar Jahre ältere Benny Golson, Hardbopper per se, soll über den Kollegen Henderson gesagt haben, Joe hätte immer einen Fuß in der Gegenwart, einen in der Zukunft gehabt und sei immer kurz vor der Unsterblichkeit gewesen. Da ist vieles dran. Irgendwie hat es Henderson nie geschafft, in der Szene ganz nach oben zu kommen. Das allerdings völlig zu Unrecht, wie diese Aufnahme aus dem Jahr 1980 zeigt. Henderson war technisch stets brillant und hat bei dieser Joachim E. Berendt-Produktion auch absolut geniale Sidemen: Chick Corea, Ron Carter und Billy Higgins. Corea am steckerlosen Klavier, damals schon von Miles Davis geprägt, hat selten in der klassischen Combo besser funktioniert, als mit Henderson. Die Rhythmusgruppe ist bestens eingespielte allererste Sahne. Die sorgsam aufbereitete Berendt-Produktion verdeutlicht aber, dass Henderson wirklich alles blasen konnte, alles drauf hatte: von Lester Young über Bebop bis zu Fusion. Golson sprach wahr.
Überraschend vielseitig / Harald Schwiers