Jazmina Figueroa. Call Signs

ZKM Karlsruhe | Do, 04.11.2021 – Sa, 30.09.2023

Eine Spirale offenbart das Fortschreiten des Chaos.

@ Jazmina Figueroa

»Die Spirale ist ein Versuch, das Chaos zu kontrollieren. Sie hat zwei Richtungen. Wo platziert man sich, in der Peripherie oder am Scheitel der Spirale? Der Beginn an der Außenseite ist die Angst, die Kontrolle zu verlieren; das Hineinschlängeln ist eine Verengung, ein Rückzug, eine Verdichtung bis hin zum Verschwinden. Die Bewegung nach außen ist eine Darstellung des Gebens und Aufgebens der Kontrolle, des Vertrauens, der positiven Energie, des Lebens selbst. Spiralen – wie auch immer man sich dreht – stellen die Zerbrechlichkeit in einem offenen Raum dar. Angst hält die Welt in Bewegung.« – Auszug von Louise Bourgeois: »Spiral« (2019) 

@ Jazmina Figueroa

Muscheln wurden im Laufe der Geschichte als Währungsmittel eingesetzt. Ihre biologischen Strukturen widerspiegeln die Entstehungsmuster neuer Währungen, die durch Iteration gekennzeichnet sind, oder anders ausgedrückt, durch all dem, was in früheren Bestrebungen einkalkuliert ist und war. Der Versuch, das Ganze in seinen Einzelteilen zu verstehen lässt sich durch das Studium der Struktur einer Muschel verbildlichen: das verkalkte materielle Netzwerk – die Anordnung von spiralförmigen Linien und reliefartigen Mustern mit verdeckten interpretativen Ursprüngen. Letzten Endes ist all das, was eine Molluskenschale ausmacht, auch ein Teil der treibenden Kraft des Atlantischen Ozeans.

»Call Signs«, 2021, von Jazmina Figueroa ist teils maschinengeneriert und teils sensorisch – es basiert auf den subversiven und radikalen Traditionen einer sich immer weiter ausdehnenden Landschaft der Informationsmedien. Das Projekt ist das Ergebnis der zweimonatigen Research Residency von Jazmina Figueroa am ZKM | Karlsruhe im Rahmen von »Beyond Matter«, einem internationalen, kollaborativen, praxisbasierten Forschungsprojekt.

Jazmina Figueroa ist eine in Berlin arbeitende Schriftstellerin. In ihren Texten und Recherchen setzt sie sich kritisch mit der Extraktion von Daten und Erfahrungen mit Technologie auseinander, die sie als immens persönlich, nicht skalierbar und inhärent sozio-politisch betrachtet. Jazminas Texte wurden u.a. in Texte Zur Kunst, Flash Art, ArtForum und The Arts Of Working Class veröffentlicht. Im Jahr 2020 kam sie in die engere Auswahl für das Montez Press Writers Grant, das ihren Essay Infinite Whole in Auftrag gab. Zu ihren weiteren veröffentlichten Essays gehören On Expanded Spectatorship (March Journal, 2021), The Double Helix and Indigeneity: The relationship between identity and genomics, erschienen in der Publikation zur Ausstellung 0.1% (Navel, 2019), und Methods of Representation für das Buch Authenticity? Observations and Artistic Strategies in the Post-Digital Age (Valiz, 2017). Im Jahr 2020 hat Figueroa, zusammen mit Anastazja Moser tbc (To be continued…) gegründet, mit dem Ziel, ein offenes Aktionsnetzwerk zu initiieren, das sinnvolle Arbeiten über Echokammern hinweg präsentiert, indem es eine Plattform für Präsentationen von Künstlern, Aktivisten, Musikern und Denkern bietet.

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