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Buchtipps von Harald Schwiers: | Weihnachtstipps 2021; Teil 1 und 2
Blut und Brödlen
Es soll ja Zeitgenossen geben, die schieben an Adventssonntagen und/oder an den Weihnachtsfeiertagen Langeweile. Diesen Menschen kann geholfen werden, so sie denn gelegentlich Krimis lesen. Mit beiden Werken von Autoren, die eng mit der Region verbunden sind, kann man locker an einem trüben Nachmittag fertig werden (je, natürlich), das passende Getränk dazu versteht sich von selbst.
Blut, viel Blut, wannenweise Blut: Bernd Leix war Forstmeister im Karlsruher Hardtwald und schuf den etwas trottelig wirkenden Kommissar Oskar Lindt, der auch mal Pfeife rauchend im Wald spazieren geht (macht man das, Herr Leix?!?) und dabei der Lösung der Fälle ein Stück näherkommt. Aber Lindt ist mit allen Wassern gewaschen, und die erweisen sich im jüngsten Fall auch als dringend nötig. In „Teuchel Mord“ wird der Freudenstädter Kripochef tot in einem Brunnenbecken im Wald aufgefunden. Äußerst übel zugerichtet. Indizien deuten auf eine polizeiinterne Tat hin. Ein externes Ermittlerteam ist daher auf der Suche nach den Hintergründen. Und wird mit diversen kriminellen Machenschaften im Sündenpfuhl Schwarzwald konfrontiert. Dagegen ist die Ndrangheta eine Kita. Leix konstruiert seine Krimis sehr sorgfältig, schreibt aber nach wie vor altbacken und vor allem viele überflüssige Sätze, weil er den Inhalt schon klargestellt hat. Folglich: Wer jeden zweiten Satz überliest, kommt auch ans Ende. Nur schneller. Verloren geht dabei nix.
Glühwein und Brödlen: Alexander Gerlach sei, so schrieb sinngemäß einst ein Kollege aus der Heidelberger Kante, der sympathischste Beamte, den man sich vorstellen kann. Da ist sicher etwas dran, sonst wäre die Figur von Wolfgang Burger bzw. seine Krimis nicht so erfolgreich. Immerhin ist „Am Ende des Zorns“ der 18. Fall, den er einstige Karlsruher lösen muss. Und natürlich tut er es auch, allerdings erst, nachdem Burger sämtliche Register der Lösungsmöglichkeiten/Verwicklungen/Dramaturgie gezogen hat (plus eines). Die wirklich nicht einfache Geschichte beginnt auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt (den gab es noch) und zieht sich über die Ferienwochen hin. Ein neunjähriges Mädchen wird beim Taschendiebstahl – fast – erwischt, taucht unter, taucht wieder auf und verschwindet auch unter Aufsicht von Gerlachs Töchtern wieder. Die sind inzwischen erwachsen und helfen mit, die verzwickte Story aufzudröseln. Und sogar Gerlachs angerostete Liebe zur inzwischen verwitweten Gemahlin seines einstigen Chefs spielt eine entscheidende Rolle. Als Cliffhänger. Es gibt so nichts im Genre, was hier nicht vorkommt. Aber: Alles wird gut!
Bernd Leix, Teuchel Mord, 248 S., Gmeiner, ISBN 978-3-8392-0082-7, 14 Euro/Wolfgang Burger, Am Ende des Zorns, 400 S., Piper, ISBN 978-3-492-06231-2, 16 Euro