Aus Kunst wird Spiel  – über Dr. Barbara Willert

Dr. Barbara Willert; © Foto: Museum Ritter

Dr. Barbara Willert ist die Direktorin des Museums Ritter in Waldenbuch, das seit mittlerweile 17 Jahren ein wichtiger Teil der Musemslandschaft Baden-Württembergs ist. Basierend auf der Kunstsammlung von Marli Hoppe-Ritter hat das Museum Ritter von Beginn an eine klare Linie: konkrete, geometrische Kunst ist Wesenskern der Sammlung und damit auch der Ausstellungen dieses Hauses.

Kunstgeschichte oder Architektur? Diese Frage stand am Anfang der Karriere von Barbara Willert; für beides hatte sie einen Studienplatz, um sich dann letztendlich, zum Glück, doch für die Kunst zu entscheiden. Schon während ihrer Promotion arbeitete sie als Kunstvermittlerin und hat eine experimentelle Ausstellungsgalerie für junge Kunst mitgeleitet – eine Zeit, in der sie viel ausprobieren konnte und viel gelernt hat. Im Museum Ritter war sie von Anfang an dabei.

Barbara Willert macht auch selbst viele Führungen durch ihre Ausstellungen, sie moderiert regelmäßig Künstlergespräche und sonstige Veranstaltungen. Immer freundlich im Ton und positiv gelaunt gelingt es ihr, die – ja nicht immer einfache – Kunst den Menschen nahe zu bringen und dabei das Abstraktionsniveau ihrer Ausführungen den unterschiedlichen Besuchergruppen anzupassen.
Wichtig ist ihr, verschiedene Personen- und Altersgruppen zu erreichen, denn die Kunst ist für alle da. Begeistert – und begeisternd – berichtet Barbara Willert von den kimuri-Veranstaltungen (kimuri = Kinder im Museum Ritter): Kinder ab 7 Jahren haben hier die Möglichkeit, inspiriert von einem lockeren Ausstellungsrundgang, selbst künstlerisch aktiv zu werden. Angeleitet von Kunstpädagoginnen, entsteht hier ein spielerischer Zugang zur Kunst.
Auch die Musik spielt im Museum Ritter: Das Jazztrio The Jazzmates tritt regelmäßig mit eigenen Kompositionen zu Werken der jeweils aktuellen Ausstellung auf, begleitet von fachkundigen Erläuterungen. Noch ein Weg also, um mehr Menschen mit Kunst zu erreichen: Art & Music. Mit diesen und weiteren Programmen hat sich das Museum Ritter in der Region als lebendiger und beliebter Ort des Kunstgenusses, der Begegnung und der Inspiration etabliert; viele Besucherinnen und Besucher kommen daher auch immer wieder und schauen sich jede neue Ausstellung an.

© Museum Ritter, Foto: Tom Oettle

Geometrisch-abstrakte Kunst steht im Fokus der Ausstellungen. Wie jeder Kunstfreund im Lande weiß, wurde das Museum Ritter für die Sammlung von Marli Hoppe-Ritter, einer Mitinhaberin von Ritter Sport, gegründet, die seit 30 Jahren Kunst zum Thema Quadrat sammelt. Sie hat damit eine prägnante geometrische Form zum Thema ihrer Sammlung erkoren, die vor über 100 Jahren von Kasimir Malewitsch in die Kunst eingeführt wurde und bis heute Kunstschaffende immer wieder aufs Neue inspiriert.

The Jazzmates vor: François Morellet, “Les 12 côtés”

Das Quadrat ist bekanntlich  auch das Markenzeichen der Schokolade von Ritter Sport. Das Museum, entworfen vom Architektenbüro Max Dudler und errichtet über quadratischem Grundriss, befindet sich direkt neben der Schokoladenfabrik in Waldenbuch, gelegen auf halber Strecke zwischen Stuttgart und Tübingen.

Barbara Willert erläutert im Gespräch, dass sich das Sammlungsthema Quadrat wie ein roter Faden auch durch die Ausstellungsarbeit zieht: Die Fokussierung auf ein Leitmotiv ist jedoch keinesfalls eine Einschränkung, sondern eröffnet ein ungeahnt breites Spektrum gestalterischer Möglichkeiten und Freiräume. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler wieder: Manche davon konzentrieren sich ausschließlich auf geometrisch-abstrakte Kunst, andere arbeiten auch in diesem Bereich, sind aber gleichzeitig auf anderen Feldern unterwegs – all dies findet dann Raum in den Ausstellungen, die Barbara Willert für das Museum Ritter kuratiert.

Meist gibt es zwei Ausstellungen gleichzeitig – eine im Erdgeschoss, die andere im Obergeschoss des mit 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche großzügig gebauten Museums.

Eine der aktuellen Ausstellungen hat den schönen Titel: “Aus Spiel wird Kunst“.

© Museum Ritter, Foto: Stefan Müller

„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ hat seinerzeit schon Friedrich Schiller formuliert. In diesem Sinne und angesichts der hochengagierten Kunstvermittlungsarbeit des Museum Ritter und der Direktorin Barbara Willert möchte ich eine Variante dazu beisteuern:

Kunst ist ein – unverzichtbarer – Teil unserer Identität als Menschen; wenn es gelingt können wir sagen:
Aus Kunst wird Spiel.

Jürgen Linde im September 2022