Renate Koch

© Renate Koch, Foto: privat

eisknllkalt ist es, als ich Renate Koch am 28. Januar im Tempel besuche. Renate Koch arbeitet in ihrem Atelier in der dritten Etage des Tempels, im gleichnamigen Kulturzentrum, wo unten das Café Havanna und hinten der Ausstellungsraum Artaque und einige andere Aktivitäten gemeinsam eine kulturelle Hochburg ausmachen.

Ob der Kälte – das Atelier in diesem schönen, alten Gemäuer ist schwer zu heizen – bin ich froh, daß mir Renate keinen „reinen Wein“, sondern lieber heißen Kaffee einschenkt. Beim Treppensteigen spricht Renate spanisch mit einer der im Tempel zahlreichen SüdamerikanerInnen und es klingt so, als ob sie nie eine andere Sprache gesprochen hätte.

© Renate Koch, VG Bildkunst Bonn 2022

Tatsächlich hätte sie auch einmal Sprachen studieren sollen, oder auch Musik. Aber Renate hat sich für die Bildhauerei entschieden, obwohl sie bis zum Studium 14 Jahre lang Geige gespielt hat. Spanisch hat sie dann nebenher gelernt, hier im Tempel, einfach so, durch die Kommunikation mit den MitbewohnerInnen in diesem wahrhaft multikulturellen Umfeld.

Die vielfältige und bunte Umgebung im Tempel und die vielfältigen Aktivitäten und Talente Renate Kochs passen optimal zueinander. Renate wirkt hier heimisch, und ist doch noch nicht angekommen: meistens unter Strom plant und arbeitet sie ständig an verschiedenen Projekten, die sie oft ins Ausland führen. In Moskau, Prag und Bratislava war sie schon, in der Schweiz, in Frankreich und Pakistan auch. Derzeit sind für NewYork (im Mai) und Paris Exponate in Arbeit.

Renates Wunsch: weitere, größere Skulpturen. Was ihr als gute Idee einfällt, wird auch früher oder später realisiert. Finanzielle wie technische Hürden werden dazu überwunden, mit viel Energie, Geschick und Pragmatismus und Handwerk:

Alles, was man normalerweise in einer Werkstatt (egal ob für Holz oder Metall oder Kunststoff oder Träume) erwartet, findet sich auch in Renates „Atelier“.

© Renate Koch, VG Bildkunst Bonn 2022

Notfalls weiß sie immer noch jemanden, der weiterhelfen kann, um eine technische Funktion, die gerade gebraucht wird, zu realisieren: Hammer, Zange, Lötkolben, Computer, Klebstoff, alles wird genutzt und es klappt dann auch.

Bildhauerei, Perfrormance, Multimedia…Worte – auch als Schall und Rauch – fassen nicht die Kunst; zumal eine solche, die die komplette Vielfalt der Welt vereinigt und gleichzeitig – oder besser indem sie – radikal reduziert auf das Wesentliche.

So spricht Renate von ihren „Bildern“, egal ob es um riesige Installationen auf Bahnhofstreppen oder um eher kleine Arbeiten geht. Letztlich ist der Prozeß, der beim Betrachten ausgelöst wird, auch kaum besser zu beschreiben denn als ein Bild.

Die Frage, ob dies Bild – ob überhaupt ein Bild – statisch ist oder was es sonst ist; diese Frage erscheint mir als die richtige Frage.

Jürgen Linde im Februar 2002