Harald Schwiers über René Prévost, Und Harlekin heißt der neue König von Paris!,
Blicke über den Rhein
Das nahe Elsass inspiriert schon lange Autoren zu diversen Ausflügen. Schließlich locken Idylle, Kulinarik, Lebensstil und Wein. Gutes Essen und sehr gutes Trinken gibt es zwar auch rechtsrheinisch in Hülle und Fülle, die elsässischen Städtchen mit ihrem herausgeputzten Mittelalter-Charme, den roten Geranien und den Plastik-Störchen in den Schaufenstern der Souvenir-Lädlen muss man mögen, wenn sie von Touristen aller Herren Länder überlaufen sind, so schön sie auch sein mögen. Außerhalb der Saison. Wann immer das sein mag…
Die Entdeckung
Den Elsässer René Prévot (gelegentlich mit circonflexe auf dem o geschrieben) haben selbst Kenner der literarischen Szene des beginnenden 20. Jahrhunderts kaum auf der Rechnung. Dabei gehörte der 1880 geborene Prévot einigen bekannten Kreisen an und war mit Kollegen wie Otto Flake oder René Schickele bestens bekannt. In seiner langen Münchner Zeit (dort starb Prévot 1955) gehörte er zum Förderkreis von Joachim Ringelnatz und war mit Erich Mühsam und Frank Wedekind bestens bekannt. Prévot wollte eigentlich Romancier werden, seine starken Seiten aber lagen im Feuilleton. Der jetzt von der Literarischen Gesellschaft/dem Scheffelbund veranlasste Band (der Elsass-Reihe) versammelt eine kurze Theaterszene, Essays und Prosastücke, die allesamt zeigen, welches Potential in Prévost, der von journalistischer Alltagsarbeit und dem Schreiben von Stummfilm-Drehbüchern leben musste, schlummerte. Eine wahre Entdeckung.
René Prévost, Und Harlekin heißt der neue König von Paris!, ISBN 978-3-96311-657-5, 16 €