Kunstausflüge mit Sigrid Balke | 04. – 19. März 2023 | “Guru Guru” Kiichiro Ogawa beim Kunstverein Ulm
Ein kurzer Text für einen Kunstausflug, der Spontaneität, Neugierde und kurzfristiges Planen erfordert – die Ausstellung Guru-Guru berührt-verführt ist nur bis zum 19.März in Ulm zu sehen.
Der Kunstverein Ulm hat den japanischen Künstler Kiichiro Ogawa eingeladen, und bietet in seinem Ausstellungsraum im historischen Schuhhausaal eine Plattform für eine etwas andere Kunstperformance. Der Raum ist ein temporäres Atelier, die Ausstellung ein Werkstattbesuch. Guru-Guru, der Titel der Ausstellung, lässt diejenigen ohne Japanisch-Kenntnisse etwas irritiert und skeptisch über das zu Erwartende nachdenken, bringt jedoch in der Übersetzung auf den Punkt, um was es geht. „Guru-Guru – die Art und Weise, wie sich Dinge ständig drehen“ beschreibt die Entstehung von Ogawas Werken.
Der Malprozess wird zum Teil der Ausstellung. Im „Atelier“ können Besucher dem Künstler bei seinen Vorbereitungen zuschauen, sich mit ihm austauschen, und es zeigt den Akt des Malens selbst. Über der am Boden liegenden Leinwand schwebend, versetzt sich Ogawa in einen Zustand völliger Entspannung und lässt in der Bewegung die Farben fließen. Die Bilder strahlen trotz ihrer Dynamik und Bewegung etwas Beruhigendes aus, das verführt und berührt und erklärt den Untertitel der Ausstellung. „Mein tiefes Unterbewusstsein mit seinen Gedanken, Wahrnehmungen und Bestrebungen setzt den wahren kreativen Prozess in Gang“.
Es ist eine Art Kampf, in der Luft zu malen, ohne die zu malenden Objekte zu berühren, und zu versuchen, mich tief im Unbewussten zu finden.”, erklärt Kiichiro Ogawa seine Kunst, die entfernt an den amerikanischen Künstler Jackson Pollock erinnert. Im Unterschied zu Pollock berührt er die Leinwand nicht, sein „paint on the air“ entsteht in der ganz besonderen Atmosphäre des Schwebens und bei sich seins. Der Farbauftrag unterliegt nicht der pinselführenden Hand des Künstlers, sondern dem Guru-Guru – der Art wie sich Dinge ständig drehen.
Kiichiro Ogawa geb.1970) war über zwanzig Jahre Architekt, bevor er seine Karriere zugunsten einer Tätigkeit als freischaffender Künstler aufgab. Er lebt heute in Paris, und stellt zum ersten Mal in Deutschland aus.
Wegen der kurzen Ausstellungsdauer bis 19.März ist der Schuhhaussaal in der Kramgasse 4, auch an Montagen und am Wochenende geöffnet. Der Künstler ist selbstverständlich anwesend.
© Fotos: Sigrid Balke