Schloss Achberg | 13. April bis 13. Oktober 2024
Bild oben: Käte Schaller-Härlin: Selbstbildnis mit Hut, 1906 | Privatbesitz
Mit der großen Sommerausstellung auf Schloss Achberg wird der sogenannte Schwäbische Impressionismus auf Künstlerinnen ausgeweitet. Präsentiert werden mehr als 100 Werke von 14 Malerinnen. Einige sind heute bekannt, andere fast vergessen, manche rückten schon zu Lebzeiten nicht ins Licht der Öffentlichkeit. Zu Unrecht, wie die Ausstellung zeigt. Die Qualität der Werke ist augenscheinlich. Aber die Künstlerinnen standen im Schatten ihrer männlichen Kollegen, insbesondere der Gründergeneration des Schwäbischen Impressionismus..
Bild links: Anna Huber
Frau mit Hut und Sonnenschirm, undat.
Öl / Leinwand, 68 x 54 cm
Leihgeber: Bund bildender Künstlerinnen Württemberg
Ihr Studium absolvierten sie in den sogenannten „Damenklassen“ der Königlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart. Zum allgemeinen Unterricht waren sie noch nicht zugelassen; sie mussten Privatunterricht nehmen und dafür bezahlen. Dies änderte sich erst mit der Gleichstellung von Mann und Frau durch die Weimarer Verfassung 1919. Die Künstlerinnen waren auf Selbstorganisation angewiesen. Unterstützung erhielten sie von dem 1893 gegründeten württembergischen Malerinnen-Verein. Dieser sorgte für mehr gesellschaftliche Anerkennung und wachsendes Selbstbewusstsein der Malerinnen. Ebenso fungierte der Verein als Ausbildungs-, Atelier- und Vernetzungsort.
Die Schwäbischen Impressionistinnen schufen Stillleben, Landschaften, Porträts sowie Darstellungen von Frauen, Kindern und älteren Menschen. Diese waren in der öffentlichen Wahrnehmung weniger geschätzt. Die Bewertung der Bildthemen nach gesellschaftlich privaten (weiblichen) und öffentlichen (männlichen) Bereichen erlebten sie als eine Art gläserne Wand, die kaum zu durchbrechen war.
Bild rechts: Luise Deicher: Anemonen im Tonkrug, undat.
Öl / Pressspan, 43 x 32,5 cm; Leihgeber: Privatbesitz
Die älteren Malerinnen kamen aus dem Realismus. Sie bezogen ab Mitte der 1890er Jahre Lichteffekte in ihre Bilder ein und brachten die Farben dickflüssiger auf. Damit durchbrachen sie die dunkeltonige Tradition der akademischen Malerei. Die jüngeren Künstlerinnen begannen ihr eigenständiges Schaffen direkt in der hellen Farbpalette des Impressionismus.
Bei den meisten Künstlerinnen dauerte die impressionistische Schaffensphase zehn bis fünfzehn Jahre, anschließend griffen sie Einflüsse anderer Stilrichtungen auf. Die meisten setzten ihre Malweise mit der Farbkraft des Expressionismus fort. Alle sahen sich Neuerungen gegenüber. Im Unterschied zu den „Vätern“ des Schwäbischen Impressionismus mussten sie ihren Platz in rasch aufeinander folgenden Modernisierungsschüben finden.
Bild links: Marie Sieger: Selbstporträt, 1913
Öl / Karton, 33,5 x 31,5 cm; Leihgeber: Hällisch-Fränkisches Museum
Die von Dr. Uwe Degreif kuratierte Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen. Diese zeigt sie vom 26. Oktober 2024 bis 09. März 2025.