Ein Nachruf von Josef Steiner-Faath zum Tod des Karlsruher Urgesteins Jürgen Leppert, dem „Dreher“
Bild links: Der Karlsruher „Dreher“ Jürgen Leppert; © Foto: Christian Bodamer, BNN
Gott sei Dank ist trotz Trauerfällen nicht alles Trübsal, z.B. Stevie Wonder auf dem Parteitag der Demokraten. Vor wenigen Wochen ist der bewundernswerte Wolfgang Rihm gestorben, nun ist auch Jürgen Leppert mit 85 Jahren endgültig „abgedreht“ – so zuletzt geschehen vorgestern bei der großen Trauerfeier, zur Musik von Steve Reich „Drumming“, Jimi Hendrix „Star sprangled Banner“ und zu einer Instrumentalversion des ursprünglichen Byrds-songs „Turn, Turn, Turn“ – abenteuerlich, im sich drehenden Sarg, der auf einem alten, klapprigen Klavierhocker balancierte. Vor dem Sarg strahlte eine gut entwickelte Hanfpflanze im Kübel Ruhe aus, flankiert wurde das ganze von seinen Röhren-Lautsprechern. Rihm, der Komponist der Hochkultur, Leppert der Underdog, Frisbee-King und Hifi-Ingenieur, der die Musik aus der Konserve durch seine wunderbaren OSCHI-Lautsprecher wieder zum Leben erweckt. Beide sind als markante Erscheinungen in Erinnerung, Rihm groß und stattlich, Leppert klein, erratisch, eher zart. Beide hatten große Ohren und waren so menschlich, Karlsruher Originale, Ikonen. Anzumerken noch: in seiner großen Zeit war Jürgen’s Platz bei Konzerten immer direkt vor den Lautsprechertürmen am Bühnenrand, mit seinem Rotweinglas elegant in der Schwebe haltend, um die eigene Achse rotierend, wie man sagt, mit 81 rpm.
Habe vorhin sehr laut Santana’s „Caravanserai“ gehört und er war anwesend, drehend…
eine Doku zu Jürgen
https://youtu.be/xmL-_NZ1AtA?feature=shared