Sigrid Balke; 21.09.2024: Henri Matisse in der Fondation Beyeler
Kunstausflüge mit Sigrid Balke | Henri Matisse in der Fondation Beyeler | 22.09.2024 – 26.01.2025
Vier Jahre Vorbereitungszeit, mehrere Milliarden Franken Versicherungssumme… Zahlen die angesichts der hochkarätigen Werke die noch bis zum 26. Januar in Basel -Riehen zu sehen sind, völlig an Bedeutung verlieren. Die Fondation Beyeler lädt ein zu einer Reise mit Henri Matisse und zeigt in einer großartigen Ausstellung seine künstlerische Entwicklung vom „jungen Wilden“ bis zum Altmeister und Wegbereiter einer Kunst mit einer bis dahin unbekannten Leichtigkeit.
Bild rechts: © Foto: Harald Lambacher
Als Glanzlicht und Höhepunkt des Kunstjahres bezeichnete Sam Keller, Direktor der Fondation, die von Raphael Bouvier kuratierte Ausstellung mit Werken aus europäischen und US-amerikanischen Museen und zahlreichen Privatsammlungen. „Die letzte vergleichbare Matisse Ausstellung im deutschsprachigen Raum liegt 20 Jahre zurück“, so Keller. Sie fand noch unter der Leitung von Ernst Beyeler statt, der schon damals einige namhafte Werke von Matisse besaß. „Mit dieser Ausstellung hat auch die junge Generation Gelegenheit einen der ganz Großen der Kunstgeschichte zu erleben“.
Reichlich Superlative also vor der Eröffnung, und eine Ausstellung, die das absolut verdient. Die Reise beginnt mit dem ersten Meisterwerk Der gedeckte Tisch, aus dem Jahr 1896, noch ganz im Stil des Impressionismus und zeigt die anschließende Entwicklung über den Pointillismus und dem damals als revolutionär empfundenen Fauvismus, bis hin zur Emanzipation der Farben vom Objekt und den legendären Scherenschnitten der 1950er Jahre. In zahlreichen Werken bezieht sich Matisse auf das Gedicht von Charles Baudelaire Einladung zur Reise das mit dem poetischen Leitmotiv Überfluss, Ruhe und Genuss zum Leitgedanken bei Matisse wurde.
Bild links: Henri Matisse: Nu bleu I (Blauer Akt I), 1952
Mit Gouache bemalte und ausgeschnittene Papiere auf Papier auf Leinwand, 106.3 x 78 cm
Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler
© Succession H. Matisse / 2024, ProLitteris, Zurich; Foto: Robert Bayer
Gleichsam als Zusammenspiel von Atelierarbeit und Reisen begibt sich Henri Matisse auf die Suche nach dem perfekten Licht. Sie führt ihn von Südfrankreich, nach Italien, Spanien, und über Nordafrika und New York bis in die Südsee. Der Betrachter begleitet den Künstler auf seinen Reisen, ist fasziniert von den sinnlichen Gemälden deren theatralische Inszenierungen von der Ornamentik und den Farben des Orients beeinflusst sind, von Sujets, in denen Farben die Form bestimmen und Skulpturen die mit den Gemälden in einer produktiven Wechselwirkung stehen. Immer wiederkehrend ist das Motiv des geöffneten Fensters, der Übergang zwischen innen und außen, der sinnbildlich die Bedeutung zwischen den Erfahrungen neuer Kultur- und Bildräume und dem Schaffen in seinen verschiedenen Ateliers symbolisiert. Die finale Quintessenz von Farbe und Form sind die späten Scherenschnitte von Matisse. Durch eine schwere Krankheit längere Zeit eingeschränkt, zeichnete Matisse mit der Schere. „Ich schneide in die Farbe wie der Bildhauer mit dem Meißel arbeitet“, bezeichnete er seine Scherenschnitte, ein unverwechselbares Zusammenspiel von Malerei, Zeichnung und Skulptur. Eine wunderbare Ergänzung zu den Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen ist der eigens für die Ausstellung konzipierte Multimediaraum in dem die Reisen des Künstlers durch animierte historische Fotografien und Wandbilder erlebbar werden. Filme und Fotos geben Einblicke in seine Ateliers und den Schaffensprozess von Matisse.
Ausstellungsdauer: bis 26.01.2025 | www.fondationbeyeler.ch