Staatliche Kunsthalle Karlsruhe | 26. September 2024
Die Kunsthalle Karlsruhe erweitert mit Miriam Cahns Gemälde Zeige! die Sammlung um eine wichtige weibliche Position der internationalen Gegenwartskunst
Die Kunsthalle Karlsruhe freut sich, ihre jüngste Erwerbung bekannt zu geben: Das Gemälde Zeige!, 2016 + 18.7.2020, von Miriam Cahn (*1949) bereichert seit dem Sommer 2024 die traditionsreiche Sammlung des Museums um eine ebenso markante wie international bedeutende Position der zeitgenössischen Kunst. Der Ankauf unterstreicht eine Hinwendung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe sowohl zu weiblichen Positionen als auch zur Gegenwartskunst in Ergänzung zu den bisherigen Sammlungsschwerpunkten in der Älteren Malerei und Moderne. Das Olgemälde konnte dank der großzügigen Unterstützung des Förderkreises der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, der Fontana-Stiftung, der Ilse-Völter-Stiftung sowie einer Reihe privater Spender erworben werden. Es ist ab sofort in der Sammlungspräsentation KunsthalleKar/sruhe@ZKM — Ein neuer Blick auf die Sammlung zu sehen. Mit dieser Neuerwerbung reiht sich die Karlsruher Kunsthalle in den Kreis bedeutender Museen wie dem Museum of Modern Art in New York, der Tate Modern in London oder dem Kunsthaus Zürich ein, in denen Cahn bereits vertreten ist.
Miriam Cahn: Zeige!, 2016 + 18.7.2020, von Miriam Cahn (*1949)
© Bild: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Miriam Cahn erhielt Oskar Kokoschka-Preis und den Goslaer Kaiserring 2024 Die in Basel geborene Miriam Cahn wurde in den 1980er Jahren durch großformatige Schwarzweißzeichnungen bekannt. In Öl arbeitet sie seit etwa Mitte der 1990er Jahre. Früh wurde sie auf bekannte internationale Ausstellungen wie die documenta 7 (1982) eingeladen, weitere internationale Ausstellungen folgten. Zudem erhielt sie bedeutende Auszeichnungen, jüngst etwa den Oskar Kokoschka-Preis und den Goslarer Kaiserring. Ihre Malerei ist direkt, expressiv, und geht nicht selten an die Grenze der Konventionen, mit einer Tendenz zum Rauen und Ungekünstelten. In ihrem vielschichtigen Werk reflektiert sie gesellschaftliche und politische Themen. Häufig stehen isolierte Individuen im Zentrum ihres Schaffens.
Das nun erworbene mittelformatige Bild ist eine stark reduzierte Komposition in zarten Ocker- und Brauntönen, die eine fast surreal anmutende Landschaft andeuten. Im Vordergrund rechts unten zeigt sie eine angeschnittene Figur, die sich als eine Frau in Bedrängnis lesen lässt und die durch Naturgewalten oder gewaltsame Ereignisse traumatisiert zu sein scheint. Das Kopftuch und das Kolorit des weiten Hintergrunds lassen eine Situation im Nahen Osten assoziieren, ohne dass die Künstlerin sich hier auf eine Lesart festlegen würde. Vielmehr weckt sie Empathie für die einsame Figur, deren Augen verschlossen sind. In der Figur scheint das Interesse Miriam Cahns am Wechselspiel zwischen Zeigen und Verbergen zu kulminieren. Momente von Erschöpfung, Leid, Einsamkeit, Machtlosigkeit und Verzweiflung wecken Assoziationen an eine unbestimmte Bedrohung, vielleicht an Krieg oder Flucht — die Interpretation des Bildes bleibt aber offen. »Ohne Fragen des religiösen Glaubens in den Vordergrund zu stellen, reflektiert Miriam Cahn auch die mit ihren jüdischen Wurzeln verbundenen politischen Realitäten heute«, so Dr. Leonie Beiersdorf, Kuratorin an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. »Auf Unterdrückung, Gewalterfahrung und Krieg reagiert sie zornig, persönlich. Aus diesem Zorn heraus entsteht eine große künstlerische Energie, die sich in ihrer Kunst mit einer beeindruckenden Prägnanz und Ausdrucksstärke Bahn bricht.«
Signal des Aufbruchs für die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Die Neuerwerbung des Gemäldes Zeige! setzt die Sammlungstradition der Kunsthalle fort, deren Schwerpunkte unter anderem in der Tradition der Kunst des Oberrheins und der religiösen Kunst bestehen. »Mit seiner engagiert-expressiven Bildsprache führt das Gemälde diese Tradition auf kritische Weise in die Diskurse unserer Gegenwart«, so Prof. Bußmann, Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Zugleich sieht er in der Neuerwerbung ein Signal des Aufbruchs, die Sammlung auf hohem internationalen Niveau insbesondere durch weibliche Positionen zu stärken. »Damit schafft es die Kunsthalle, sich verstärkt kritischen und interkulturellen Fragen der Gegenwart zu widmen sowie ihre internationale Wahrnehmung und Anschlussfähigkeit an globale Entwicklungen zu festigen«, freut sich der Museumsdirektor.