Christian Jankowski | 05.06. – 30.08.2025 | Contemporary Fine Arts, Berlin

Contemporary Fine Arts freut sich, die dritte Einzelausstellung von Christian Jankowski mit dem Titel Wedding Gift zu präsentieren.

The Art of Doing Twice the Work in Half the Time. Der Buchtitel eines Selbstoptimierungsbuches, bezeichnet als „revolutionary red book, that helped a generation work smarter, better and faster“ von Jeff Sutherland, prangt in der Ausstellung Wedding Gift auf einem der ausgestellten Werke. Christian Jankowskis künstlerische Produktion scheint sich diesen Buchtitel als Motto eingeschrieben zu haben. Stillstand kennt der Künstler nicht in seinem Anliegen, unsere Welt und auch die Kunstwelt kritisch und humorvoll in Frage zu stellen.

In den ausgestellten Transportkisten werden Kunstwerke von A nach B gefahren, geflogen oder verschifft. Einige dieser Kisten finden den Weg zurück ins Künstlerlager, andere landen im Lager eines Museums oder in einer Privatsammlung. All dies wird durch Aufkleber der jeweiligen Transportunternehmen, Galerien oder Institutionen dokumentiert. Im Idealfall also kommen diese Kisten nicht bzw. leer zurück. Die Chance, dass dies gelingt, ließe sich von Künstler und Galeristen sicher steigern, würden sie nur Secrets of Closing the Sale lesen.

Dieser neue Werkkomplex nahm seinen Anfang in Jankowskis Museumsausstellung I was Told to Go with the Flow in der KunsthalleTübingen 2022. Vor deren Eröffnung navigierte er einen Stocherkahn, voll beladen mit Transportkisten, den Fluss Neckar herunter. Das Boot samt Fracht wurde dann mit einem Kran in die Kunsthalle transportiert und ausgestellt.

In unserer aktuellen Präsentation bilden diese Kisten die zentralen Werke der Ausstellung. Neben Aufklebern, die ihren Reiseweg und die Ausstellungsorte ihres Inhalts dokumentieren, tragen sie Titel von Selbsthilfebüchern und Ratgebern.

Jankowski thematisiert mit den Titeln der Lebens- und Karrierecoachingbüchern auch den Erfolgsdruck des Künstlers in einem zunehmend von neoliberalen Ideen geprägten Kunstmarkt, in dem der Künstler als Dienstleister missverstanden wird, hinterfragt aber auch den gleichermaßen fragwürdigen romantischen Mythos des leidenden Künstlers. Buchcover-Designs wie Die Stimme des Herzens oder Happy Life Formula verweisen auf eine andauernde Suche nach Selbsterkenntnis und Optimierung. Es sind Utopien, die diese Bücher versprechen – ein sorgenfreies und erfolgreichen Leben, dessen Gestaltung allein in unserer Hand liegt.

Die Vorstellung von Utopien setzt sich auch in der Serie Luftschlösser fort. Die Serie verbindet Vorstellungskraft mit Baukunst durch eine Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und verschiedenen ArbeiterInnen, darunter ElektrikerInnen, TischlerInnen, KlempnerInnen und andere HandwerkerInnen. Beim Besuch von Baustellen prestigeträchtiger Neubauten sammelt Jankowski weggeworfene Baupläne und Notizen und bittet die ArbeiterInnen ihm das Schloss ihrer Träume aufzuzeichnen. Die so entstandenen kleinen Skizzen, meist während der Mittagspause angefertigt, dienen als Vorlage für Neonskulpturen, die die architektonischen Fantasien der ArbeiterInnen in leuchtende Realität verwandeln. Das hier ausgestellte rote Neonschloss mit dem Titel Luftschloss Olymp wurde vom Polier Andreas B. der Baustelle des Berlin Modern skizziert – eines neuen Museums, das derzeit im Herzen Berlins nach einem Entwurf der Architekten Herzog & de Meuron entsteht.

Die Ausstellung eröffnet unmittelbar vor der Hochzeit des Künstlers mit Cristina Vasilescu – und Jankowski wäre nicht Jankowski, würde er sich mit Geschenken seiner Gäste zufriedengeben. Er macht, wie so häufig die Dinge auf dem Kopf stellend, uns ein Geschenk.

Christian Jankowski, geboren 1968 in Göttingen, Deutschland, gehört zu den erfolgs- und einflussreichsten multimedialen Aktions- und Konzeptkünstlern seiner Generation. Er lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und befinden sich unter anderem in der Sammlung Falckenberg in Hamburg, im Metropolitan Museum in New York, im ICA Boston, im SFMOMA San Francisco sowie in der Tate London. Jankowski kuratierte als erster Künstler in dieser Position 2016 die 11. Manifesta in Zürich.