Kunstausflüge mit Sigrid Balke | Nouveau Réalisme, kinetische Kunst und eine überraschend andere Ausstellung im Museum Tinguely
Welcome, goodbye, das gruselige Spektakel ist immer eine Fahrt wert – mit nur einem Jeton sind Sie dabei! Und so rattern die Wagen der Geisterbahn ins Dunkel der Scream Maschines. Das Basler Museum Tinguely ohne Rattern, und Scheppern, Bewegung und Geräusche – einfach undenkbar. Die Scream Machines im Park ist eine Referenz an Tinguely zum 100. Geburtstag und an sein Werk Le Crocodome de Zig et Puce, das er 1977 zusammen mit Daniel Spoerri, Niki de Saint Phalle und Bernhard Luginbühl zur Eröffnung des Centre Pompidou gestaltet hat. Scream Machines ist die kongeniale Verbindung von einem nostalgischen Fahrgeschäft aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts mit konzeptioneller Kunst der britischen Künstlerin Rebecca Moss und dem Schweizer Künstler Augustin Rebetez. Ganz im Stil von Tinguely. Ob sich die Geisterbahnfahrer gruseln bleibt bei diesem immersiven Kunstprojekt offen. Ein (Kunst-) Erlebnis ist die Fahrt allemal.
Bis 30.August 2025
www.tinguely.ch

Eine poetische Reise in fremde Welten
Die aktuelle Ausstellung im Museum Tinguely mit dem Titel Midnight Zone erfordert zuerst eine Korrektur meiner bisherigen Wahrnehmung des Museums. Hier bewegt sich viel, aber nicht wie bei den Objekten von Tinguely mit Scheppern und Rattern, sondern nahezu geräuschlos, in einer fluiden Welt, einer elementaren Atmosphäre, die Teil des Menschseins, aber dennoch völlig fremd ist. Der französisch-schweizerische Künstler Julian Charrière möchte den Betrachter in diese Welt eintauchen lassen, sie visuell, akustisch und emotional erlebbar machen. Seine Videoaufnahmen und Soundscapes in den komplett abgedunkelten Räumen erreichen als „Tauchgänge“ in unbekannte Tiefen genau dieses unmittelbare Gefühl des Mittedrin-Seins in einer fremden Welt. Look at the world upside down- istder Blick aus dem Dunkel des Meeres an die sonnenbestrahlte Oberfläche. Doch der Mensch bleibt in diesem ihm unbekannten Medium immer nur ein Beobachter. Die Kunst von Julian Charrière ist eine Auseinandersetzung mit den ökologischen Fragestellungen unserer Zeit in einer ästhetischen, künstlerischen Herangehensweise.
Ausstellungsdauer: bis 02.November 2025
www.tinguely.ch
© Text: Sigrid Balke; Foto: Harald Lambacher