Barbara Karsch-Chaïeb, Conny Luley, Jan-Hendrik Pelz, Maria Grazia Sacchitelli , Kerstin Schaefer, Herbert Schmidt u.v.a. | 23.08. – 21.09.2025 | WKV Stuttgart | Eröffnung: Fr., 22.08.2025; 19 Uhr

Anschlüsse an 200 Jahre Gegenwart. Der Kunstverein und die Fiktionen von Souverän, Freiheit und Nation. Konstellation 3 (Arbeitstitel)
Ausstellung der Künstler(innen)mitglieder des WKV 2025 | Eröffnung Fr., 22.08.2025; 19 Uhr

2027 jährt sich die Gründung des Württembergischen Kunstvereins (WKV) zum 200. Mal. Auf dem Weg dorthin geht der WKV in einem zweijährigen offenen Prozess drei zentralen Ideen, die mit der Gründung von Kunstvereinen zu Beginn des 19. Jahrhunderts eng verwoben sind, aus heutiger Sicht nach: der Konstitution des (weißen, männlichen) Bürgers als Souverän; der Freiheit der Kunst und der Nationenbildung. Geplant ist eine Ausstellungsreihe, die in vier Konstellationen mögliche Anschlüsse zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektiert.

Die dritte Konstellation der Reihe findet im Rahmen der diesjährigen Ausstellung der Künstler*innenmitglieder des WKV statt, deren Ausschreibung die Themen von 200 Jahren Gegenwart des WKV aufgriff. Über 200 Beiträge wurden eingereicht, die die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des WKV bzw. von Kunstvereinen sowie die damit verbundenen gesellschaftspolitischen Kontexte auf vielfältige Weise reflektieren. Ein Teil der Werke basiert auf Recherchen zu historischen Persönlichkeiten, Künstler*innen, Ausstellungen oder Standorten des WKV; andere spiegeln persönliche Bezüge zur Institution wider. Auch allgemeine Fragen zur Freiheit und zu den Freiräumen der Kunst werden aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen ästhetischen Formen thematisiert – nicht nur in Bezug auf die Gründerjahre, sondern vor allem auf heute.

Bild oben:
Maria Grazia Sacchitelli: | „Konstellationen 2015 – 2025“ Anonymer Siebdruck, von der Künstlerin ausgeschnitten, zusammengerollt als Wandobjekt.

Die Ausstellung der Künstler*innenmitglieder des WKV findet im Turnus von zwei Jahren statt und wird zu einem immer neuen Thema ausgeschrieben. Ziel ist dabei stets, alle Einreichungen, sofern es die räumlichen Bedingungen zulassen, zu zeigen. Auch in diesem Jahr gibt die Ausstellung deshalb Einblicke in die außergewöhnliche Vielfalt künstlerischer Ansätze und Praktiken der Mitglieder des WKV.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet, das ebenfalls auf Vorschlägen der Mitglieder beruht.

Gründungsmitglieder des WKV wie der Kaufmann, Bankdirektor und selbsternannte Kunstdilettant Gottlob Heinrich Rapp, der Verleger Johann Friedrich Cotta oder der Jurist August Friedrich Köstlin (Ururgroßonkel von Ulrike Meinhof) stehen für den sich im 19. Jahrhundert neu herausbildenden Typus des selbstbewussten Bildungs- und Besitzbürgers, der gesellschaftlich aufsteigt, indem er Handel treibt, politische Ämter bekleidet und sich für Kunst und Kultur engagiert.

Die Künstler*innen emanzipieren sich zu dieser Zeit von höfischen Auftraggeber*innen, wobei die neue Freiheit der Kunst sogleich mit deren Restriktion durch Zensur sowie ihrer Abhängigkeit von neuen Käufer*innenschichten einhergeht. Die Funktion der ersten Kunstvereine besteht darin, zwischen Kunst, Künstler*innen und einem damals erst entstehenden Kunstpublikum und Kunstmarkt zu vermitteln.

Die Ausstellung der Künstler*innenmitglieder des WKV 2025
Im Turnus von zwei Jahren veranstaltet der WKV eine vierwöchige Ausstellung seiner Künstler*innenmitglieder. Hierzu wird jeweils ein Themenfeld festgelegt, zu dem alle Interessierten einen Vorschlag einreichen können. Die diesjährige Ausstellung der Künstler*innenmitglieder greift das Thema 200 Jahre Gegenwart des WKV auf. Es handelt sich dabei um die dritte Konstellation der hin zum Jubiläum geplanten Ausstellungreihe.

Die Künstler*innenmitglieder des WKV werden eingeladen, sich mit der Geschichte, Gegenwart und/oder Zukunft des WKV auseinanderzusetzen. Dazu können sie auf das Archiv des WKV und die Materialien der vorhergehenden Ausstellungen zurückgreifen. Gründungsmitglieder wie Rapp, Cotta, Köstlin oder Gustav Schwab können dabei ebenso als Inspirationsquelle dienen, wie deren Zeitgenossin Luise Duttenhofer: eine Stuttgarter Künstlerin, die in ihren Scherenschnitten die Eitelkeiten dieser Herren ironisch auf die Schippe nimmt.

Wer war Alice Widensohler, die erste Frau an der Spitze des WKV? Wie hat sich der WKV während der NS-Zeit verhalten und was hat er mit dem Kolonialismus zu tun? Was würden wir die Mitglieder und Macher*innen der ersten Jahrzehnte aus heutiger Perspektive fragen? Und wie würden die Gründer den WKV von heute wohl sehen? Welche eigene Geschichte verbindet man mit dem WKV? …

Die diesjährige Ausstellung der Künstler*innenmitglieder bietet vielfältige Anknüpfungspunkte an die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des WKV. Auch Beiträge, die das Phänomen Kunstverein auf allgemeine Weise und unabhängig vom WKV-Archiv reflektieren, sind willkommen: etwa Werke, die sich mit Fragen der Freiheit und den Freiräumen der Kunst, befassen. Wie sieht es heute damit aus?

Neben künstlerischen Beiträgen können auch diesmal wieder Vorschläge für performative und/oder diskursive Veranstaltungen eingereicht werden, wie etwa Gesprächsrunden, Vorträge, Performances, Workshops, Filmabende oder Stadtführungen.