GFjK Baden-Baden | 28.09. – 16.11.2025 | Andrej Pirrwitz & Julius Reinders
Als Spurenleger bringen Andrej Pirrwitz und Julius Reinders mit sichtbaren, überlagernden Schichten und Ebenen ihre individuellen Eindrücke der Welt ins Bild: In ihrer Stimmung und Farbigkeit sehr verschieden, die Fotografie eine Malerei mit anderen Mitteln.

Julius Reinders -1993 in Bocholt geboren-hat sein Kunststudium an der Düsseldorfer Akademie als Meisterschüler 2024 abgeschlossen. Mehrfach Artist in Residence (Kath. Akademie Schwerte; Kunstverein Frankfurt Oder; Graniti Murales Sizilien). Ist als freischaffender Künstler tätig.
Als Grafiker und multimedialer Künstler arbeitet er mit der Transformation von Räumen. Seine Bildmotive entnimmt er aus der direkten Beobachtung realer Orte. Zeichnerische Notationen bilden dabei den Ausgangspunkt seiner künstlerischen Praxis. Die malerische Anlage seiner Bildwerke mit ihrer hellen Licht durchwirkten Farbigkeit lebt durch die Spannung zwischen Statik und Dynamik, Offenheit und Begrenzung, Fläche und Linie. Es entstehen geheimnisvolle Räume, deren durchscheinende Schichten zum Erforschen ihrer Tiefe auffordern.

Andrej Pirrwitz – 1963 in Dresden geboren – studierte in Odessa Physik mit Abschluss und Promotion an der Humboldt Universität Berlin 1992. Er war in einem internationalen Industriekonzern in Strasbourg bis 2001 tätig. Sein Arbeitsgebiet führte ihn zu den modernen Produktionsstätten im Westen und zu den schon teilweise durch die politischen Umbrüche stillgelegten großen Kombinate im Osten.
Mit der Aufgabe seiner Berufstätigkeit als Physiker 2001 und dem anschließenden Erlernen der Fotografie mit der 4×5 Linhoff Großbildkamera suchte er die für ihn während seiner früheren Berufstätigkeit sehr intensiv und emotional erlebten Zonen „stehengebliebener Zeit“ als freischaffender Künstler fotografierend und malend auf. Sein Wohnsitz ist Strasbourg und Berlin. Er hatte Arbeitsaufenthalte in Nordchina und in Hongkong. Verschiedene Dozententätigkeiten in China, Frankreich und Deutschland im Bereich Fotografie und zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland prägen seine aktuelle künstlerische Tätigkeit.
Andrej Pirrwitz’ fotografische Motive sind die verlassenen, unwirklichen und trostlosen Räume einer abgewickelten Industrie. „Erstarrte Bresche“, „PB(Blei) Schleier“, „Zeigerlosigkeit“ sind Bildtitel, die für sich sprechen. Ihre reale Grundfarbigkeit vieler Grautöne erfassen die Einsamkeit und Leere und bringen das Faktische zur Anschauung. Sie bieten aber auch verstörende fast surreale Elemente durch die Bewegungsunschärfe in durchscheinenden Schichten der erfassten Realitäten, die die analoge Langzeitaufnahme der Kamera erst ermöglicht: Bilder, in denen die Zeit nur langsam vergeht und die entstehenden malerischen Effekte die Grenze von der Fotografie zur Malerei aufheben. Bilder als Gegenteil unserer flackernden Bildschirmwelt. Sie strahlen große Ruhe aus und verleiten in diese Räume der Vergangenheit tiefer einzudringen.