Städtische Galerie Karlsruhe | 24.05. – 31.08.2025| Lea Gocht. Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung | Eröffnung: Fr, 23.05.2025, 19 Uhr
Eröffnung: Fr, 23.05.2025, 19 Uhr
Parallel findet die Eröffnung der Ausstellung „Update! Die Sammlung neu sichten – Szenenwechsel 3“ statt.
In ihrer Ausstellung „anhedonia II“ verwandelt die Künstlerin Lea Gocht (1995 in Weingarten) den Projektraum der Städtischen Galerie Karlsruhe in eine begehbare Collage voller absurder Raumerfahrungen.

Bild oben: Lea Gocht: Anhedonia, 2024, Foto: Künstlerin, VG Bildkunst, Bonn, 2025
Seit 2024 arbeitet die Künstlerin Lea Gocht an einer fortlaufenden Installationsreihe, die den Titel „anhedonia“ trägt. Nach der Ausstellung in der Galerie Brutal in Hannover führt sie die Reihe in der SGK fort. Der Begriff der Anhedonie stammt aus der klinischen Psychologie und bezeichnet den Verlust Freude zu empfinden. Ausgehend von ihrer eigenen kritischen Perspektive als weiblich gelesene Person weitet Lea Gocht den Begriff auf kollektive Empfindungen wie Ohnmacht, Kontrollverlust oder Suche nach Handlungsfähigkeit aus, die in Reaktion auf gesellschaftliche Krisen entstehen.
Während anhedonia I auf die Auswirkungen des menschenverursachten Klimawandels fokussierte, beleuchtet anhedonia II die psychischen Belastungen des Individuums in einem gegenwärtigen Zustand der Multikrisen. Dafür hat sie den Projektraum des Museums in ein surreales Szenario verwandelt, das zwischen lustvoller Utopie und unterschwelliger Dystopie angesiedelt ist. Aufgeschichtete Schaumstoffmatratzen auf einem Boden, der aus unzähligen Fotografien verschiedener Straßenoberflächen zusammengesetzt ist, bilden das Refugium von Stoffkatzen. Zusammengenäht wurden sie aus mehreren Schnittmustern, die fotografische Fragmente eines weiblichen Körpers zeigen. Die so entstehenden Zwitterwesen aus Mensch und Tier wirken ebenso grotesk wie humorvoll und regen zum Nachdenken über unterschiedliche Wahrnehmungen von Körperlichkeit an. Der Eindruck einer endzeitlichen Landschaft wird durch die Vorratsfässer und Dosen mit Kichererbsen verstärkt, die Assoziationen an gesellschaftlichen Phänomenen wie der Katastrophenvorsorge wecken, ebenfalls eine Antwort auf tatsächliche oder imaginierte Krisensituationen.

Bild links: Lea Gocht
Schnittmuster, 2025
Lea Gocht (1995 in Weingarten) studierte von 2013 bis 2020 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Toon Verhoef, Kalin Lindena und Corinne Wasmuht, deren Meisterschülerin sie 2021 wurde. 2019 erhielt sie das Graduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg, 2023 das Stipendium der Stiftung Künstlerdorf und schließlich 2024 den Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung. Im gleichen Jahr wurde sie zudem für das renommierte Residenzstipendium an der Cité Internationale des Arts in Parisausgewählt.
Der mit 5.000 Euro dotierte Werner-Stober-Preis ist mit einem Ausstellungsprojekt in der Städtischen Galerie Karlsruhe verbunden. Über die Vergabe des Preises entschied eine Jury bestehend aus dem Kollegium der Professorinnen der Karlsruher staedtischegaleriekarlsruhe Kunstakademie sowie der Direktorin der SGK. Der Preis richtet sich ausschließlich an Absolventinnen der Akademie.
Die Werner-Stober-Stiftung ist eine rechtsfähige Stiftung des privaten Rechts mit Sitz in Karlsruhe. Sie geht auf den 1990 verstorbenen Architekten und Unternehmer Werner Stober zurück. In seinem Vermächtnis legte er fest, dass mit seinem Nachlass neben sozialen Projekten auch junge Künstler*innen mit Zuwendungen gefördert werden sollen. Der Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung wird seit 1997 jährlich verliehen.