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Camill Leberer im Internet:
Website: | Camill Leberer (camill-leberer.de)
E-Mail: | info@camill-leberer.de
Auf poetische Weise schön, gleichzeitig irritierend. Mein erster Eindruck war geprägt von den Lichtskulpturen Leberers. Wie sicherlich viele andere Kunstbetrachter auch empfinde ich diese Arbeiten als repräsentativ für das aktuelle Werk des längst international bekannten und erfolgreichen Künstlers. Die Lichtskulpturen bilden in Leberers Ausstellungen wichtige Anziehungspunkte und dominieren oft die ausstellungsbegleitende Werbung.
Eisen, Glas, Farbe und Licht – eigentlich also einfache Zutaten, die der gelernte Steinmetz in seiner Kunst heute verwendet. Auch die – der konkreten Kunst nahe – Formensprache basiert auf Einfachheit: Linien, Kreise, Quadrate und andere Vierecke mit rechten Winkeln sind die immer wiederkehrenden Grundbestandteile.
Aus alldem schafft der Künstler Bilder und Skulpturen, die wir kaum mehr als einfach bezeichnen können. Eher möchte ich sprechen von hochkomplexen und atmosphärisch dichten, nicht selten gar suggestiv wirkenden Kompositionen, die den Raum, in welchem wir sie erleben, neu zu definieren, stark zu verändern scheinen.
Der Begriff der Komposition erscheint hier in meinem Text auch, weil ich beim Schreiben gerade wieder einmal Arvo Pärts “Für Alina“ höre. Besser als anderen Komponisten gelingt es Pärt, uns mit – eigentlich einfachen – Mitteln und musikalischen Bewegungen, in einen räumlichen und ja: malerischen Assoziationsraum mitzunehmen. Ruhe und Kontemplation durchbrechen hier den Alltag. Wir entdecken vielleicht die Langsamkeit und erinnern uns der wirklich wichtigen Dinge, die für jeden von uns ganz verschiedene sein können – verschiedene Themen und heute andere als womöglich morgen.
Auch Camill Leberers Kunst empfinde ich auf eine – unter diesem Aspekt vergleichbar – narrative Weise: noch nicht ahnend, was sie “mir sagen“, spüre ich doch: diese Werke treten in Kontakt zu mir; sie erzählen mir etwas, das nur ich in mir wahrnehmen kann.
Und dies gilt für (“zweidimensionale“) Zeichnungen und gemalte Werke genauso wie für Leberers Wandobjekte und seine Skulpturen im Raum: Dazu ein Nebengedanke: Immer wieder haben wir uns hier – in der langen Reihe unserer Künstlerporträts – gemeinsam befasst mit Hans Beltings berühmter Frage nach dem “Ort des Bildes“. Wenn wir nun annehmen, dass der Ort des Bildes letztlich der Kopf des Betrachters ist, so möchte ich eine These anknüpfen: an diesem Ort ist die Zahl der physikalischen Dimensionen eines Kunstwerkes nicht entscheidend. Das Bild einer Lichtskulptur auf einem Ausstellungsflyer ist keine Skulptur, sondern eben ein Bild. Und sprechen wir über Bildende Kunst, so sprechen wir über
Bilder.
Für die Kunstwerke und die Fotos in diesem Beitrag gilt:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2023