Johannes Braig: Heidlesäcker 1 | 70190 Stuttgart | 0151/ 26035340
Internet: johannesbraig.de | E-Mail: joh.braig@web.de
Ausstellungen und Projekte von Johannes Braig:
- Same same but differentJohannes Braig u.a. | 04.05. – 22.06.2024 | Galerie Wiedmann Bad Cannstatt mit Werken von Johannes Braig / Caro Krebiekte / Minqi Sun und Chen Wang
- Heilsam – Was gut tut17.05. – 30.08.2024 | Bildzentrale Waiblingen: | Wolfgang Neumann, Johannes Braig, Jan-Hendrik Pelz, u.a. |
- Positionswechselab 14.10. in der Whisky Gallery Filderstadt
- AD FONTES – Johannes Braig & Martin TagMartin Tag & Johannes Braig Austellung: 23.09. – 20.10.2023 Vernissage zur Kunstnacht Ravensburg: 22.09. von 18 bis 23 Uhr
- Vernissage 17. Juni 2023: Johannes Braig – Ende der Moderne18. Juni – 29. Juli 2023 | SHOW-ROOM ravensburg
- Gruppenschau „Gefäße. Gedanken an Tilman Osterwold“24.06. – 09.09.2023 | Schacher – Raum für Kunst
freigeweht – eine künstlerische Forschungsreise mit Johannes Braig
Mehrere verschiedene und markante Werkgruppen hat der Maler Johannes Braig geschaffen, Arbeiten, die ganz unabhängig voneinander jeweils souverän für sich stehen. Und doch spürte ich gleich, dass dies alles irgendwie zusammengehört. Auf der Suche nach einer Verbindung führte ich lange Gespräche mit dem in Stuttgart lebenden Künstler.
Es gibt ja Krimis, die mit dem “Ergebnis“ beginnen: der Täter ist gefasst und überführt oder geständig. Die nachfolgende Spannung entsteht daraus, ob und wie die Ermittler den Tathergang rekonstruieren und die Motive finden können …
Ausnahmsweise beginnen auch wir hier mit dem Ergebnis, um dessen Herleitung besser anschaulich zu machen: Es gibt die gesuchte Verbindung; sie besteht wesentlich aus zwei Elementen:
1. einem quasi forschenden Erkenntnisinteresse: Braig will wissen, wie bildnerische Darstellung heute überhaupt noch eigenständig/kreativ möglich ist. Angesichts der Bilderflut sowohl unserer Lebenswelt und (Medien-) Öffentlichkeit ist es sehr schwierig, sich künstlerisch/gestalterisch zu unterscheiden von schon Bekanntem.
2. sind die Werkgruppen teilweise in zeitlicher Abfolge entstanden, wobei auch der Lebensweg des Künstlers Einfluss genommen hat.
Näher kommen wir der Sache, da wir sehen, dass die aktuellsten Arbeiten des Künstlers wieder Themen aufgreifen aus der Anfangshase seiner künstlerischen Arbeit: sein Studium – in Berlin bei Leiko Ikemura – begann er mit konkreter Kunst – einfache Formen – Kreise, Quadrate, sonstige rechtwinkelige Vierecke und aus diesen zusammengesetzte Formen waren seine Themen. Heute sind es auch wieder Kreise und Vierecke, jedoch nicht geometrisch exakt, sondern frei gezeichnet und gemalt, wodurch, so Johannes Braig, eine viel größere Intensität entsteht.
Was ist in der Zwischenzeit passiert? Mit seinem großen Interesse für den Zen-Buddhismus und für asiatische Kunst und Kultur war es Braig wichtig (und dann auch prägend), bei einer japanischen Künstlerin zu studieren. “Während in der europäischen Kunst die Mitte des Bildes meist dominant (Thema, Gegenstand) besetzt ist, sind Bilder der asiatischen Malerei hier oft leer oder zeigen eine weite Fläche (etwa die Oberfläche eines Sees).“ erklärt mir der Künstler. Die offenbar sehr andere Herangehensweise ließ ihn Erkentnisgewinne erwarten, die unser Sehen als Ganzes betreffen.
Die Frage nach dem Sehen und damit die Frage nach den Möglichkeiten bildnerischer Darstellung führen Johannes Braig zuerst “zurück zur Figuration“, gleichzeitig auch zur , zur “Art brut oder zur „Outsider-Art“: hier entstand die Reihe der Aliens, einer farbenfroh gestalteten Spezies aus einem fiktiven Outer-Space. Die sympathisch-freundlichen und meist als Porträts gezeigten Wesen schienen der Welt der Comics näher als der “ernsten“ Kunst, wobei ja auch, die normale Porträtmalerei gelegentlich durchaus Unbekanntes sichtbar zu machen vermag.
Wie eingangs gesagt, sehen wir Johannes Braig als Künstler auf Forschungsexpedition. Die Reise geht weiter: in seiner Serie zum Thema „Reclining“ untersucht Braig malerisch in vielfältigsten Formen das Thema der Liegenden, die mal naturalistisch, mal aus geometrischen Formen zusammengesetzt auf dem Bild erscheinen kann.
Oder auch aus malerisch modellierten Punkten, die ein wenig erinnern an Siegmar Polkes gerastert erscheinende Bilder. Mit Polke, den Braig sehr schätzt, verbinden ihn dann auch die Arbeiten der Textbilder. In diesem Exkurs auf seiner Forschungsreise nimmt Johannes Braig auf satirisch-kritische Weise den Kunstmarkt in den Blick.
Ohne dabei, um im Bild zu bleiben, das Ziel seiner Expedition aus den Augen zu verlieren: in seiner aktuellen Schaffensphase ist der Künstler Braig zurück – zurück nicht aber zum Anfang seiner (zuerst ja konkreten) Malerei. Stattdessen ist er (a) thematisch zurück bei den einfachen Formen und (b) zurück bei sich selbst: auf all den Etappen hat er seinen eigenen Stil herausgearbeitet und malt nun geometrische Formen freihand – Johnannes Braig hat sich
freigeweht.