Galerie Reinhold Maas
Gartenstrasse 49, 72764 Reutlingen
Tel. +49 7121 367 506
E-Mail: galerie(at)email.de
Bescheiden auftretend, sehr sympathisch und vor allem kunstbegeistert. Das etwa war mein erster Eindruck von Reinhold Maas, den ich auf der art Karlsruhe 2012 erstmals getroffen hatte. Arbeiten von Vera Leutloff waren damals ein Schwerpunkt seiner Messepräsentation und Anlass für ein erstes Gespräch.
Längst ist es Zeit, mal endlich einen Galeristen, also einen privaten Kunstvermittler hier in unserer Reihe der Kunstvermittlerporträts vorzustellen. Neben den hier in Baden-Württemberg ja vielen öffentlichen Kunstmuseen (Museen des Landes und städtische Galerien) sind die privaten Galerien für die Kunst im Lande nicht weniger wichtig.
Für die Künstlerinnen und Künstler können die Galerien sogar existentiell wichtig sein: Längst nicht alle Künstler, die professionell arbeiten, können von ihrer Arbeit auch leben.
Hier kommen dann die privaten Galerien ins Spiel:
Wer als Künstler eine Galerie findet, die seine Arbeiten präsentiert, nicht nur einmal, sondern immer wieder, wer einen Galeristen findet, der auch die ja wichtigen Kontakte zu Sammlern aufgebaut hat und diese Kontakte gut pflegt, und der dann auch “seine“ Künstler auf Kunstmessen (“mitnimmt“, also) präsentiert – der hat gute Chancen, sich dauerhaft im Markt zu etablieren.
Reinhold Maas nun ist so ein Galerist, der all dies tut und der seit 2010 jedes Jahr bei der art Karlsruhe dabei war und der auch auf Messen in Köln und Berlin gut präsent ist. Auch wenn dies, wie er berichtet, immer erst mal viel Geld kostet. Ob dann der Verkauf auf der jeweiligen Messe die Kosten wieder “einspielt“, ist nicht vorhersehbar. Hier ist Kunstbegeisterung die Grundlage des Unternehmerrisikos, das Maas aus Überzeugung immer wieder eingeht. “Kunstmessen gehören einfach dazu” sagt er. Und immer wieder sind es Messekontakte, so berichtet mir der Galerist, die dann irgendwann später doch auch zu Kunstankäufen führen.
Reinhold Maas, der jederzeit gerne und begeistert/begeisternd über die Kunst und “seine“ KünstlerInnen spricht, spricht zunächst eigentlich eher nicht über sich selbst. Doch ist seine Biographie so interessant, dass wir hier ausnahmsweise auch aus dem Lebenslauf des Kunstvermittlers berichten: Maas hatte selbst, wie er sagt, nie eigene künstlerische Ambitionen. Sein Interesse für die Kunst aber begann sehr früh: mit 12 Jahren schon hat er begonnen, Kunst zu sammeln – ein Kirchner war sein erstes Bild, aufgezogen auf einer Holzplatte. Studiert hat er dann in München: Politik, Zeitungswissenschaft und – vor allem – Theaterwissenschaft.
Gut eingetaucht in die städtische Theaterszene, hat er sein Studium abbrechen müssen, um im Bauunternehmen Maas einzuspringen. Sein Vater konnte nach einem schweren Unfall den Betrieb nicht selbst alleine weiterführen. Maas hat seine Leidenschaft für die Kunst in seinem Berufsleben stetig weiterentwickelt, war dann im Immobiliengeschäft tätig, wo er in seinen Büroräumen Ausstellungen organisiert hatte.
Dieses Hobby erwies sich als Berufung und wurde dann endlich auch zum Beruf: seit 1994 ist Reinhold Maas Galerist- Galerie Guth-Maas & Maas, von 2004 bis 2010 mit Tobias Festl als “Galerie Festl & Maas“, seit 2011 dann unter eigenem Namen – als Galerie Reinhold Maas, immer in Reutlingen, zeitweise auch in Berlin mit der Depandance “Galerie Festl & Maas in der Villa Köppe”.
Zuerst war sein Konzept, KünstlerInnen zu präsentieren, die “ohne mich hier nicht zu sehen gewesen wären“.
Auch weiterhin sind es KünstlerInnen aus verschiedensten Regionen, die er in Reutlingen und auf Messen präsentiert. Doch ist Dogmatismus nicht die Sache von Reinhold Maas: Wenn er einen Künstler entdeckt, dessen Arbeit ihn begeistert, dann kann die regionale Nähe kein Ausschlussgrund sein. Seit einiger Zeit steht deshalb auch der in Tübingen lebende Bildhauer Ralf Ehmann in der Liste der KünstlerInnen von Reinhold Maas, auch übernahm er den Nachlass der Künstlerin Gude Schaal.
Einen Schwerpunkt hat Maas bei der konkreten Kunst: etwa Christian Wulffen, seit einigen Jahren Kunstprofessor in den USA, darf man als Aushängeschild sehen, auch Steffen Schlichter oder Erik Sturm. Der prominenteste Name hierzulande ist wahrscheinlich der Schweizer Alfonso Hüppi, mit dessen Einzel-Präsentation Reinhold Maas auf der art Karlsruhe 2015 den Preis der art Karlsruhe gewonnen hatte.
Ein großer Erfolg für den Galeristen Reinhold Maas, der, das darf man sagen, nach vielfältiger Berufserfahrung sein Hobby, seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.
In einem Kunstmarkt, von dem wir in Zeitung und Fernsehen eigentlich immer nur dann etwas erfahren, wenn wieder mal bei einer Auktion (vorzugsweise in London) das Bild eines berühmten Künstlers (Picasso, Gerhard Richter, Jeff Koons etc.) einen fantastischen Preis erzielt hat.
Nur ein kleiner Teil der Galeristen aber ist in diesem internationalen Kunstmarkt involviert. Die meisten Galeristen müssen intensiv kämpfen, um ihre Galerie am Leben zu halten, um KünstlerInnen zu präsentieren, die es meist noch nicht in den Olymp der “Weltmeister“ geschafft haben und deren Werke oft zu Preisen erworben werden könn(t)en, die auch für Normalverdiener durchaus bezahlbar sind.
Von diesem, ich möchte sagen: “normalen“ Kunstmarkt aber hört man fast nichts. Wir wissen aus glaubwürdigen Umfragen, dass sich nur etwa 2,5 – 3% der Menschen für Kunst interessieren; die meisten besuchen nie Galerien. Viel zu oft leben auch professionelle KünstlerInnen, die nicht “berühmt“ sind, am Existenzminimum. Und auch viele kleine Galerien befinden sich in ständigen Kampf ums Überleben.
Als Kunstfreund fragt man sich immer wieder, warum nicht mehr Menschen Kunst mögen und dann auch kaufen.
Den steinigen Weg, die Galeriearbeit fortzusetzen in einem immer schon sehr schwierigen Markt, geht Reinhold Maas einfach immer weiter. Schon in seiner Jugend hat Reinhold Maas für sich erkannt:
Kunst ist ein Lebensmittel.
Jürgen Linde im Juli 2020