Brücke der Künste – über Bernd Hentschel

Website: www.berndhentschel.de
E-Mail: foto@berndhentschel.de

Fotoarbeiten von Bernd Hentschel sind mir immer wieder besonders aufgefallen; etwa in der Karlsruher Zeitung oder auch in einer gemeinsamen Ausstellung mit ONUK (Stadtlandschaften, 2011). Derzeit rückt eine Einzel-Ausstellung im Alten Schlachthof Bruchsal aktuelle Arbeiten von Hentschel ins rechte Licht:

Kristin Spiegler auf dem Michaelsberg, Untergrombach
© Bernd Hentschel, VG Bildkunst Bonn 2020

Auf den ersten Blick ziehen Hentschels Arbeiten den Blick auf sich, weil meist schöne Menschen in lebendigen Bewegungen oder ungewohnten Posen darauf zu sehen sind. Hentschel fotografiert bevorzugt Schauspieler, Tänzer, Musiker, auch Akrobaten – zunächst meist bei der Arbeit, also auf der Bühne.

Doch ist dies erst der Anfang oder der Ansatzpunkt seiner künstlerischen Arbeit: die Bilder, die Bernd Hentschel in seiner Bruchsaler Ausstellung zeigt, sind Kompositionen aus Mensch, Architektur und Landschaft – weit weg von der Bühne, von öffentlichen Auftritten oder von Übungsräumen. Alles geplant und gestaltet. Raum, Farbe, Gegenstand, Bewegung .

Hierzu ergänzt der Künstler selbst:
“Ich lege aber auch immer großen Wert darauf, auch „dem Zufall“ Raum zu geben – und auch darauf, dass sich die beteiligten Menschen ebenfalls in das einbringen können, was fotografiert wird. Die Posen und Bewegungen der Tänzer und Akrobaten kommen im Wesentlichen von ihnen – und werden von mir aufgegriffen. Klar ist vorher das Wo.“

Jessica Matthias und Tatjana Brenner; Sportzentrum Bruchsal
© Bernd Hentschel, VG Bildkunst Bonn 2020

Am wichtigsten aber ist das zentrale Thema (der bildenden, aber) insbesondere der fotografischen Kunst: das Licht.

Bernd Hentschel scheut keinen Aufwand, um seine bildnerische Komposition so zu beleuchten, dass das entstehende Bild seinen Zielvorstellungen gerecht wird: Bei der Fotografie mit der Tänzerin Maja Vasic vor dem Schloss Belvedere brachte er über Funk gesteuerte Blitzgeräte zum Einsatz: Das nachts nicht beleuchtete Gebäude wurde mit gefärbtem, Maja mit nicht gefärbtem Blitzlicht angestrahlt.

Maja Vasic; Belvedere | © Bernd Hentschel, VG Bildkunst Bonn 2020

Meist nimmt die eigentliche Fotosession dann viel weniger Zeit in Anspruch als die extrem aufwändige Planung und Vorbereitung, die auch deshalb so perfekt sein muss, weil Bernd Hentschel die Fotos dann kaum weiter bearbeitet.

Die besondere und intensive Atmosphäre, die Hentschels Fotografien auszeichnet, hat jedoch weitere Gründe: Die Fotomodelle, die ja meistens in ihren jeweiligen Sparten selbst erfolgreiche Künstler sind, agieren auch in den Shootings sehr professionell. In unserer städtischen Alltagswelt wirkt dies natürlich durchaus irritierend und seltsam. Dazu kommt ein kleines Geheimnis: Trotz der ja sehr anstrengenden Arbeit wirken Hentschels Models eigentlich immer fröhlich und gut gelaunt.

Jessica und Philip Matthias: Artur Steigerwald; Spargelfeld bei Schönborn
© Bernd Hentschel, VG Bildkunst Bonn 2020

Bei der gemeinsamen Arbeit – vom Bühnenfoto bis zur inszenierten Aufnahme in den verschiedenen Stadtlandschaften entstehen Freundschaften und Teamgeist; das kann man in den Werken sehen.

Kein Wunder, dass, wer eine Vernissage von Bernd Hentschel besucht, damit rechnen kann, auch viele der abgebildeten Menschen anzutreffen.
Und hier liegt wohl ein wichtiger Aspekt der Kunst Hentschels: mit seiner fotografischen Arbeit integriert er gleichzeitig die künstlerische Arbeit der agierenden Darsteller, die er – gerade durch die “verfremdete“ Umgebung – besonders sichtbar macht. Zwischen darstellender und bildender Kunst entsteht hier eine
Brücke der Künste.

Jürgen Linde im August 2013