Sylvia Kalisch im Internet:
www.sylvia-kalisch.de
E-Mail: kalifotoart@gmx.de
Sylvia Kalisch persönlich erlebe ich als eine umfassend begabte Künstlerin. Eher leise auftretend, hochsensibel und immer verblüffend klar und deutlich in ihrer Sprache.
Sie spricht konzentriert und formuliert sehr genau; geheimnisvoll und spannend ist ihre bildnerische Arbeit, deren Bandbreite am besten vielleicht anschaulich wird in der “inhaltlich-navigatorischen” Aufteilung, mit der sie ihre höchst empfehlenswerte Website strukturiert:
Grafik/Kalligraphie | Malerei | Fotokunst | Objektkunst.
Obwohl diese fast schon erschlagende Vielfalt mich zunächst etwas orientierungslos macht, wird mir Bild für Bild klarer, dass ich hier richtig bin. Fotografien von Sylvia Kalisch waren mir früher schon aufgefallen: Das letzte Künstlerporträt galt dem Lyriker Martin Schmitt, den wir hier schon 1996 kennengelernt hatten – als Maler und Bildhauer. Auch ein Künstler mit einer formal unglaublichen Bandbreite, der in verschiedenen Feldern herausragendes leistet; in den letzten Jahren eben vor allem als Autor – und als genialer Vorleser.
Spiegelung
Und genau hier öffnet und schließt sich der Kreis: Sylvia Kalisch hatte zunächst studiert an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, bei Prof. Wunderlich. Aus dieser guten Schule hat die Künstlerin den Respekt gewonnen vor handwerklich richtig guter Arbeit.
Aus der Suche nach den Grenzen und Verbindungen zwischen Bildender Kunst und Sprache sind wir immer wieder auf die Lyrik gekommen, weil Metaphern und lyrische Bilder eben eine ganz wichtige Verbindung ausmachen.
Sylvia Kalischs Kunst nun bringt eine weitere Verbindung in Sichtweite: Buchkunst und Kalligraphie, die bildnerische Darstellung von Zeichen und deren Bezug wiederum zu mystischen Hintergründen.
GelbSchwarzKalli
Längst war es Zeit, auf unserer Suche nach den Übergängen zwischen den Künsten, hier zwischen Literatur und Bildender Kunst, eben die Kalligraphie genauer in den Blick zu nehmen:
In Asien, hauptsächlich im chinesischen Raum und Japan, hat die Kalligrafie immer noch einen hohen Stellenwert im gesellschaftlichen und künstlerischen Leben. Die am meisten verwendeten Werkzeuge sind Pinsel, Tuschestange und -stein, sowie das Papier als wesentlicher Bestandteil des Schreibprozesses. Vor dem eigentlichen Schreiben wird Tusche von der Tuschestange im Tuschestein mit Wasser oder Wein angerieben. Der Schreibakt ist heutzutage oftmals impulsiv, was die Schriftzeichen schwer leserlich, aber umso ausdrucksstärker macht. Schriftstile wie die Grasschrift stellen den eigentlichen Text und seine Lesbarkeit sogar bewusst hinter die kalligraphische Gestaltung zurück, selbst gebildete Chinesen können Grasschriften oft nicht lesen. Sie gelten als Bild, nicht als Text.
Kalligrafische Kunstwerke zieren als paarige senkrechte Schrifttafeln und als waagerechte Namensschilder den chinesischen Garten. Sie sind von den Gartenbauten fast nicht zu trennen und bilden wichtige Schmuckelemente im chinesischen Landschaftsgarten. Der Inhalt der Tafeln und Schilder ist im allgemeinen auf die Umgebung der Gebäude bezogen. Häufig handelt es sich um Zeilen aus berühmten Gedichten, in denen Besonderheiten der Szenerie angedeutet sind.
Quelle: wikipedia: Westliche_Kalligrafie
Hauptartikel: Chinesische Kalligrafie und Shodô (der japanische Weg des Schreibens)
Kunst und Schrift, Inhalt und Zeichen, Assoziation und Bedeutung, die Abgrenzung dieser Begriffe zueinander erweist sich einmal mehr als nahezu unmöglich. Die Kunst hingegen erscheint als eine Metaebene, die das Verbundensein dieser Elemente formuliert.
Andeutungen und Geheimnisse sind auch das, was Sylvia Kalischs verschiedene Arbeiten über alle Techniken hinweg miteinander verbindet. Kalischs Arbeiten entspringen vielerlei eigener Quellen der Wahrnehmung.
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Fast wie ein roter Faden lässt sich die Auseinandersetzung der Künstlerin mit Sprach-Räumen und deren verborgenen Sprach-Strukturen erkennen. Hier erfährt der Begriff eine Erweiterung in Richtung Körper- und Bewegungssprache, wie in 2 ihrer aktuellen Ausstellungen erkennbar wird.
Selbst den diffizil durchleuchteten Alltag wandelt Sylvia Kalisch in ganz eigene einzigartige Wahrnehmungsspuren. Sie bedient sich dabei ihrer so vielfältigen künstlerischen Ausdrucksmittel.
Bei einem unserer Gespräche in ihrer aktuellen Ausstellung zeigt sie mir, wie sie arbeitet: beginnend mit wenigen klaren Strichen entwickelt sie in kaum einer Minute eine zunehmend komplexe Zeichnung; immer neue Elemente kommen hinzu, ein Ganzes wird sichtbar und bleibt doch verdeckt und geheimnisvoll.
Sylvia Kalisch beginnt geheimnisvoll und arbeitet sich hinein in die Komplexität der urknallgesprengten Welt; dabei werden ihre Arbeiten noch geheiminsvoller. Die Künstlerin weiß, das Geheimnis zu wahren.
Irgendwie hatten wir dies schon einmal: In der Kunst sind die richtigen Fragen bereits die bestmöglichen Antworten. Erhalten bleibt das Geheimnis und Sylvia Kalisch ist
mittendrin.
Jürgen Linde im November 2010