Konzepte – über Peter Nowack

Website: www.peter-nowack.tumblr.com
E-Mail: atelier.peter.nowack@t-online.de

Telefon Mobil: 0172/6104370
Peter Nowack inszeniert Räume, malt und zeichnet. Hinter dieser vordergründigen Vielfalt aber verbirgt sich immer ein eindeutiger Kern: das Konzept. Nowacks Kunst ist also sehr kopflastig und so verwundert uns nicht, dass er auch selbst interessante und sehr konzentrierte Textbeiträge zur Conceptual Art verfasst.

Peter Nowack im kunstportal-bw
Peter Nowack, © Künstler

Peter Nowack

Einer der interessantesten Künstler der Conceptual Art-Bewegung ist Lawrence Weiner. Sehr typisch ist dessen Statement zur eigenen Kunst:
Erstens…. Ich könnte die Arbeit selbst herstellen
Zweitens… Ich könnte die Arbeit anfertigen lassen
Drittens…. Ich müsste die Arbeit nicht ausführen, weil sie in meinem Kopf aufbewahrt wird und dort schon fertig gestellt ist.

Jede dieser Möglichkeiten sieht er als gleichwertig an und sie entsprechen seiner Absicht, die Entscheidung über die Ausführung dem Empfänger seiner Kunst zum Zeitpunkt des Empfanges selbst zu überlassen.
Lawrence Weiners Projekte begreifen vor allen Dingen die Sprache als transitorisches Vehikel und als Material, das beim Lesen seiner Arbeiten skulpturale Qualitäten annehmen kann.

© Peter Nowack / 8 / 2010

Peter Nowack aber, der mehr als 30 Jahre beim Fernsehen gearbeitet hat und für Bühnenbild, Architektur und Design zuständig war, belässt es meist nicht dabei, seine Idee im Kopf zu entwickeln.

Peter Nowack im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
Peter Nowack: Copyshop, © Künstler, VG Bildkunst Bonn 2020

Zum Glück, denn mit seinem Talent, für die oft sehr abstrakten und reflektierten konzeptuellen Überlegungen auch angemessene – ja oft frappierend impressive – Visualisierungen im Raum zu entwickeln, ist Nowack ein sehr guter Vermittler der Conceptual Art.

Zuletzt war dies zu erleben in Nowacks Ausstellung COPYSHOP (27. – 29.07.2012, Galerie Poly Karlsruhe), die Nowack selbst zu seinen bislang wichtigsten Präsentationen zählt.

Inhaltlich stand diese Ausstellung in vielfältigen Bezügen zu “Hirschfaktor. Die Kunst des Zitierens”” im ZKM Karlsruhe und zu “Déjà-vu? | Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis YouTube” in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

Thema sind Original, Kopie, Nachahmung und Zitat.
Am Computer hat Peter Nowack ein Bild erzeugt, das auf einfache Weise seine typischen Grundformen Quadrat und Kreis kombiniert – das Original also, könnte man sagen, ist die ausschließlich digital vorhandene Datei auf seinem Laptop. Da diese aber nicht “greifbar“ ist, betrachtet Nowack auch den ersten Ausdruck dieser Datei als das – haptische – Original.

Peter Nowack im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
Peter Nowack: Copyshop – das Original
© Künstler, VG Bildkunst Bonn 2020

In seiner Ausstellung zeigt er das digitale Bild auf dem Bildschirm des Rechners, auf dem das Bild entstanden ist und er zeigt den ersten Ausdruck des Bildes und darüber hinaus in einer Rauminszenierung 140 Kopien dieses Ausdrucks, produziert in einem Copy-Shop. Medienbrüche also sind offenbar Teil des Konzepts von Peter Nowack, dies erinnert unweigerlich an Gerhard Richter, der etwa Fotografien von Bildern präsentiert, die er wiederum von gefunden Fotografien zuvor abgemalt hat.

Doch Peter Nowack geht auf seinem besonderen Weg einen wichtigen Schritt weiter: Jede einzelne der 140 Fotokopien hat er jeweils per Hand, mit Pinsel und schwarzer Farbe auf 140 neue Blätter abgemalt, so dass hier ganz unstrittig 140 Originale entstanden sind. In der Galerie stellte er diese 140 Originale den 140 Fotokopien in einer dachartigen Hängung gegenüber, so dass der Besucher zum Mittelpunkt seiner Rauminszenierung wurde.

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Peter Nowack: Copyshop, 2012
© Künstler, VG Bildkunst Bonn 2020

Radikaler Minimalismus, die unbedingte Reduktion auf das Wesentliche zeichnen seine Arbeit aus. Entsprechend fasst er selbst das Konzept dieser Ausstellung zusammen:.

1 digitales Original
140 Original-Kopien – die Kunst der Wiederholung
140 Original-Nachahmungen – die Kunst des Zitierens

ist hier die Kopie das Original?
oder die Nachahmung des Originals die Kopie?
oder vielleicht doch umgekehrt?

Statt weitere Beispiele aufzulisten verweisen wir hier lieber auf die aktuellen Aktivitäten des Künstlers; noch in diesem September ist Peter Nowack an zwei Ausstellungen beteiligt:



ST. LEOPOLD FRIEDENSPREIS 2012
Ausstellung vom 20. September bis 15. November
Sala terrena Galerie, Stift Klosterneuburg
3400 Klosterneuburg, Stiftsplatz 1

Peter Nowack: Das Bild zeigt die zunehmende Beziehungslosigkeit von Menschen untereinander in einer zukünftigen virtuellen Welt – verloren im Social-Net, in der Cloud-Zone!
Keine Berührung, kein Geruch, kein Geschmack, kein Gefühl, kein Geräusch, keine Farbe – Nichts!

Sind wir dabei, uns in Festplatten, Servern, Pixel, Bits und Bites zu verlieren?
Sind wir dabei, bald selbst zu virtuellen Wesen zu mutieren?
Wer ist der Herr über das gespeicherte Wissen dieser Welt?
Wer hat die Macht über die unendlich vielen Informationen mit unseren intimsten Geheimnissen, die wir in virtueller Kommunikation preisgeben?
Eine riesige Datenwolke, die bedrohlich über uns schwebt – ist sie bald unser neuer allwissender Gott?

Peter Nowack im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
Peter Nowack: Social-Net / Cloud Zone, 2012 | Acryl auf MDF / gerahmt, signiert / 135 x 35 cm | © Künstler, VG Bildkunst Bonn 2020

Bei diesem Stichwort – Gott – fällt mir ein: Bestimmt kennen viele den Film “Die Matrix”. Hier ist die Menschheit – jedenfalls der größte Teil der Menschheit nurmehr Teil einer Computersimulation. Eher schwer zu erkennen, ob dies womöglich wirklich der Fall ist, entscheidend aber sind in Peter Nowacks Kunst und auch bei der Gestaltung der Welt die

Konzepte.

Jürgen Linde, 2014