Performance-Video „Buzzerbeing“
Buzzer, engl. Hupe, Schnarre, SummerBeing, engl. Wesen, Geschöpf, Wesenheit, Dasein
An einer humanoid erscheinenden, geschlechtslosen Figur, die wirkt wie eine roboterartige Industriemaschine, sind zahlreiche rote „Buzzertasten“ in verschiedenen Größen angebracht. Ihre zu unterstellende Funktion liegt zwischen Taste, Taster und Tastorgan. Sie fahren ein und aus,stoßen nach vorn und schnellen zurück wie von Geisterhand oder von einem “ghost in the machine“ betätigt, unter klackend-schlagenden Geräuschen.Das Objekt scheint auf Bewegungen der Besucher unvorhersehbar zu reagieren, sich zu verhalten. Wer löst hier etwas und warum? Ist es das „Buzzerbeing“, sind es die Besucher, oder beide miteinander wechselwirkend?
Die Gestalt des »Buzzerbeing« erscheint wie ein humanoides Kontrollpaneel, in dem sich ein permanenter Alarmzustand widerzuspiegeln scheint. Die Grenzen zwischen „Spiel und Ernst“ verschwimmen darin so undifferenziert, wie „Spiel und Ernst“ eine Gegensatzpaarung bilden, die keine ist. Aber: Dienen die Buzzertasten hier zur schnellen Auslösung oder zur Abschaltung von etwas? Dienen sie zur Übung oder Einübung der Entspannung von „Alarmismus“, der unheimlichen Sehnsucht nach dem Ernstfall? Nähren sie Vorstellung von Kontrollillusionen, die sich unter dem Eindruck des Kontrollverlustes stellvertretend anzubieten scheint? Eröffnen sie dabei Möglichkeiten zur Intervention, zur Interaktion, zur Kontaktaufnahme? Wird dabei aber eine Schleife von Erregung, Reiz und Reaktion in Gang gesetzt, die als „Erregungskultur“ im “Buzzfeed“-Style und bestimmten “Buzzwords“ operiert?
Technisch gesehen basiert der eigentliche, akustische Summer auf elektromechanischer Resonanz zwischen einem Schalter und einer Magnetspule, die sich wechselweise in rascher Frequenz anregen und auslösen und unterbrechen – ein hörbar mit dich selbst rückgekoppelter Schalter zur Erzeugung einer Schallsensation.
»Buzzerbeing« als performative, kinetische Skulptur wesen- und dinghaft, performt gleichzeitig biomorph und maschinell. Sie liegt für die Wahrnehmung zwischen (Selbst-)Immunisierung, Panzerung und Entäußerung, durch seine Form hilflos erscheinend, aber auch aufgeblasen und abwehrbereit und reizbar, auch ekstatisch, närrisch, im Sinne von töricht. Sind die roten Beulen der “Buzzer“ das Symptom eines „Autoimmunvorgangs“, als ein Kurzschluss von Reiz und Reaktion? Werden “Triggerwarnungen“ vor sich selbst gegeben? Sind es Zeichen des Rückzugs oder Angriffs, die sich hier zeigen? Ist es kalkulierte Strategie der Hilflosigkeit und Resignation? Schließt sich hier ein Feld paranoid werdender Konspiration an?
Die Entwicklung und Realisierung von »Buzzer Being« wurde ermöglicht durch:
– ein das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds für Bildende Kunst mit Neustart
– die Förderung durch den Kulturfonds der Stadt Konstanz
– durch ein Projektstipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Baden-Württemberg