Hinkelstein, der wöchentliche Newsletter des kunstportal-baden-wuerttemberg: Jeden Sonntag früh frisch auf den Screen
Hinkelstein 35 | 20.04.2025 | Desintegration
Manchmal „Kluge Gedanken“ dürfen Sie als Hinkelstein-Leser an dieser Stelle erwarten. Das „Manchmal“ hatte ich vorausschauenderweise vorangestellt, für den Fall, der gerade mal wieder eingetreten ist. Ich werde älter, fast täglich, und da dauert das Denken manchmal etwas länger. Wenn ich mal (falls dies gelingt) 79 werden sollte, wie Donald Trump, geht es offenbar auch wieder schneller: Vielleicht kann ich dann so schnell denken, wie Trump seine Entscheidungen trifft und wieder ändert…
Doch möchte ich hier schon eine Vorankündigung machen: im letzten Hinkelstein ging es ja um die Künstlerin Katharina Grosse und deren aktuelle Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart, ich hatte berichtet von meinen Eindrücken beim Presse-Termin.
Gleich danach hatte ich begonnen, unser dann sehr aktuelles Künstlerinnenporträt über Katharina Grosse zu texten, das wir dann sehr schnell veröffentlichen konnten: Wo in der Welt kann das Bild sein? – über Katharina Grosse
Am letzten Donnerstag war ich wieder auf der Reise, zu einem Atelierbesuch bei Tanja Pohl im Vogtland. Die Künstlerin, die derzeit in der FabrikGalerie Lauda ausstellt [ LAUDA FabrikGalerie | 08.04.- 28.05.2025 | Tanja Pohl: Der Mensch] hat, die ich selbst Anfang Mai besuchen und dann darüber berichten werde. Tanja Pohl wird nach der im Juni folgenden großen Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt (sie wurde 2024 mit dem „Landesstipendium des Freistaates Thüringen“ ausgezeichnet) bestimmt auch bald öfter hier in Baden-Württemberg zu sehen sein.

Bild oben: Tanja Pohl: Frachthafen, 2017; Öl auf Leinwand; 60 x 80 cm
Tanja Pohls Arbeiten kommen aus Landschaften und sind immer auch Landschaft, selbst dann, wenn sie ausdrücklich anderes artikulieren, Köpfe und Körper, Maschinen und Gerät etwa. Doch gehen sie nicht von den herkömmlichen Landschaften aus – von naturbelassenen oder naturnahen Zeitformen – sondern vom gänzlich Menschengemachten, den Strukturen der Arbeit. Am Anfang waren das die realen Industriebrachen, jetzt ist es mehr, das fortgesetzte Agieren der Arbeit/des Menschen in Gebautem, kollektiv und von Generationen erbracht, in Gebrauch oder aufgegeben, vor längerem, jetzt oder demnächst: Vergangenheit also, Gegenwart und Zukunft in einem.
Text: Gregor Kunz im Katalogbuch „Mensch Maschine“ (2015) . In diesem Katalog, meinem „Ersten Kontakt“ mit Tanja Pohls Kunst, erscheinen die Werke der Künstlerin vorwiegend (aber nie ausschließlich) düster. Eine Stimmung, die ich verbinde mit der Musik (Gothic oder Post-Punk?) von The Cure.
Deshalb nehme ich den Titel von The Cures bisher wohl wichtigsten Album „Desintegration“. Wahrscheinlich wird dies dann auch der Titel des Künstlerinnenporträts (im Mai I hope) über Tanja Pohl, deren Kunst sehr viel zu erzählen weiß über Mensch, Maschine und gesellschaftlichem Wandel am Ende der Zeit des Industriekapitalismus.
Das alles ist schwierig und dauert ein wenig. Aber hören Sie schon mal rein bei The Cure: Desintegration
Mit ihrer Thematik – sagen wir „Landschaften und deren Veränderung im gesellschaftlich-kulturellen Wandel“ arbeitet Tanja Pohl in einem thematischen Umfeld, das aktueller nicht sein könnte: gerade befinden wir uns in einem Paradigmenwechsel: der alte klassische Industriekapitalismus scheint vorbei zu sein; die Zukunft ist noch ungewiss: der Wohlstand, der unser Land für eine ganze Weile zum Exportweltmeister und damit reich gemacht hat, steht zumindest in Frage: Die Dienstleistungsgesellschaft, die als Utopie (als Nachfolgerin der Industriegesellschaft) lange im Raume stand, wird gar nicht so einfach; schon gar nicht so einfach zu finanzieren.:Als Chronistin all dieser Entwicklungsstränge rückt Tanja Pohl, die sich selbst in ihrer künstlerischen Arbeit nie explizit politisch artikuliert, also sehr schwierige Themen in unseren Fokus.
Ebendies ist Anfang Mai Thema in unserem neuen Künstlerinnenporträt.
Jürgen Linde im April 2025
Und nur hier, im freien Internet, gibt es die guten Nachrichten im kunstportal baden-württemberg am Sonntag, dem 20.04.2025:
Neu am 20. April 2025: | GEDOK Karlsruhe | 26.04. – 18.05.2025 | Sabine Schäfer, Annette Ziegler u.a. | GEDOK Karlsruhe | gemeinsam mit dem BBK Karlsruhe | Vernissage: Fr, 25.04.2025; 19 Uhr: | Kunstvoll nachhaltig.Inspiration für eine lebenswerte Zukunft
Neu am 20. April 2025: | Madeleine Dietz, u.a. | 24.05. – 14.09.2025 | Wilhelm – Hack – Museum, Ludwigshafen | 75 Jahre Deutscher Künstlerbund | Eröffnung 23.052025; 18 Uhr: | OUR VOICES. Auf den Spuren Bildender Künstlerinnen
Neu am 20. April 2025: | ZKM Karlsruhe | Mi, 21.05.2025; 15 – 17:30 Uhr | USEUM Space in »Fellow Travellers«; Lichthof 9; 1. OG; BÄM (1. OG): | Mittwochstreff im USEUM
Neu am 20. April 2025: | Newsletter Hinkelstein: | Sonntag früh frisch auf den Screen:
Hinkelstein 35 | 20.04.2025 | Desintegration