Hinkelstein 64 | 31.12.2025 | „als ob es ein Morgen gäbe“

Hinkelstein, der wöchentliche Newsletter des kunstportals baden-württemberg:
Am Sonntag – und zu Sylvester halt auch mal des Mittwochs –frisch auf den Screen

Liebe kunstportal-baden-wuerttemberg-Leserinnen und Leser,

Wir wünschen Ihnen allen ein gutes, gesundes, (nahezu irrsinnig) erfolgreiches und weniger kriegerisches Neues Jahr – feiern Sie gutgelaunt hinein in das Jahr 2026 –
feiern Sie, als ob es ein Morgen gäbe!

ild oben: Tag der offenen Tür in der Städtischen Galerie Karlsruhe 2024 | © Foto: ARTIS – Uli Deck
Städtische Galerie Karlsruhe u.a.: | Sonntag, 01.02.2026; 11 – 18 Uhr: | Tag der offenen Tür im Hallenbau Karlsruhe | Details zu unserem Programm finden Sie hier!

nun Jahr, das (Jahres-) Ende naht, und es fällt mir schwer, für unseren Rückblick auf das vergangene Jahr den richtigen Ton zu finden: als Überschrift fallen mir gleich mehrere Titel ein, zwischen denen ich mich zuerst nicht entscheiden konnte:

JA zu 2026
Feiern Sie, als ob es ein Morgen gäbe!
– Die Titanic bleibt auf Kurs – legen wir noch eine Schippe drauf!
– (oder, nach George Orwell)s 1984: (ca.): 2034 ?

Zuerst einmal ist es wenigstens einfach, unseren – eigentlich ja sonntäglichen – Newsletter Hinkelstein zum Jahresende ausnahmsweise am Mittwoch (am 31.12.2025) zu publizieren – fällt ja kaum auf, denn diese ersten 20er Jahre des 3. Jahrtausends werden in die Geschichte eingehen als das Jahrzehnt, in welchem alle Regeln über den Haufen geworfen und die Welt neu sortiert wurden.

Donald Trumps Präsidentschaft muss also bald mal wieder hier Thema sein und um Trump und seiner Politik gerecht zu werden, ist gelegentliche Ironie unvermeidlich und auch in Ordnung. Auch der Narziss Trump gibt immer wieder mal ironische Statements zu Protokoll, die manchmal Angst machen, oft aber amüsieren.
Die angemessene und notwendige Abrechnung mit der Trump-Politik verschieben wir auf den kommenden Hinkelstein, der am So, 11.01.2026 und dann wieder regelmäßig sonntags erscheinen wird.
Hier beim Hinkelstein bewegen wir uns weiterhin auf einer für uns und hoffentlich auch für Sie spannenden, informativen und unterhaltsamen Gratwanderung.

Dabei stellen wir immer wieder die guten Nachrichten, die es eben auch (vor allem aus der Kunst) gibt , in den Vordergrund, am liebsten natürlich gute Nachrichten in eigener Sache:

Nachdem wir schon am 01.12. verkünden konnten, dass das kunstportal baden-württemberg in 2025 – mit > 4 Millionen Page-Impressions schon Ende November – die bislang größte Reichweite seit unserer Gründung im Jahr 1996 erreicht hatte, legen wir nun noch eine Schippe drauf: gerade haben wir 4,4 Millionen Page-Impression überschritten.
Nun ist diese an sich positive Entwicklung auch ambivalent: Im Freien Internet, in welchem wir uns mit dem kunstportal-bw seit 30 Jahren und auch weiterhin bewegen, ist ja eine solche “Steigerung der Auflage“ keineswegs zwingend verbunden mit einer Steigerung von Umsätzen oder gar mit „Gewinn“.

Leider ist faktisch das Gegenteil der Fall: aufgrund der extrem schwierigen Finanzlage der Kommunen, die deshalb gerade auch in den Bereichen Kunst und Kultur massive Sparmaßnahmen durchführ(t)en, haben wir beim kunstportal-bw im Jahr 2025 mehrere (zufriedene) Kunden verloren.
Das kunstportal befindet sich also geschäftlich in einer Krise, der wir uns mit aller Entschlossenheit – und mit dem Zaubertrank der Kunst – entgegenstellen.
Aufmerksame Leser haben sicher auch bemerkt, dass wir Anfang Oktober 2025 endlich die in Baden-Württemberg jetzt wieder sehr wichtige Kunsthalle Baden-Baden im kunstportal-bw zurück begrüßen konnten.

Vieles spricht dafür, dass sich die langsame Bewegung weg von den Social Media fortgesetzen wird, zumal sich auch die Museen des Landes wieder mehr dem Freien Internet zu – und damit von der Social-Media-Welt abwenden – mit der ernüchternden Erkenntnis:Außer (oft sehr hohen) Spesen nix gewesen.

Weitere Neukunden, so denke ich mit gesundem Zweckoptimismus, werden folgen, denn klar ist:
Kunstvermittlung können wir besser als die „Social Media“:
Bestimmt erinnern Sie sich: schon in Hinkelstein 61 (am 23.11.2025: Gleichschaltung der Phantasie) war davon die Rede: Der Vormarsch der Social Media auch in die Zielgruppe Kinder ist eine gefährliche Entwicklung, der Einhalt zu gebieten eine schwierige Aufgabe ist, an der jedoch die Politik und auch die seriösen Medien und Verbände arbeiten .

Auch die Kunstmuseen im Lande stellen sich dieser Aufgabe; viele haben hervorragende Kunstvermittlungskonzepte auch für Kinder und entwickeln diese kontinuierlich weiter. Nur zwei aktuelle Beispiele:
Die Kunsthalle Tübingen:
Kunst 4 Kids: Die Kunsthalle Tübingen startet neue Offensive in der Kunstvermittlungsarbeit
oder die SGK – Städtische Galerie Karlsruhe:
Museum im Gepäck! – Die SGK kommt an Ihre Schule

Wir beim kunstportal baden-wuerttemberg, die wir uns die Kunstvermittlung zur Hauptaufgabe gemacht haben, stehen seit der Veröffentlichung des Hinkelsteins 61 in diplomatischem Dialog mit Phantasien – erstes Ergebnis ist eine strategische Partnerschaft zwischen Hinkelstein und Phantasien:

Denn auch Phantasien befindet sich weiter im Verteidigungskrieg. Social Media sind groß und mächtig. Und leider nicht nur dumm: sie haben schon heute einen erheblichen Teil der Kinder abhängig gemacht: So schreibt Heike Schmoll auf der Titelseite der FAZ vom 22.12.2025 („Über Social-Media-Verhalten nachdenken“)
“Wer versucht, seinen Kindern auch nur für kurze Zeit digitale Geräte wie Mobiltelefone oder Smart-Watches wegzunehmen, merkt schnell, wie abhängig sie davon sind. Sie reagieren fast panisch, aggressiv und hilflos. Nur wenige Tage ohne digitale Zugänge sind für sie kaum noch vorstellbar.“

Bild oben: Rudolf Kurz: Brunnen im Stadtgarten, Aalen,
© Künstler; Stadtwerke Aalen

Mit 7 Jahren darf die Mehrheit der Kinder ein Smartphone nutzen
Ab 13 Jahren sind 92 Prozent der Jugendlichen in sozialen Medien aktiv
(Quelle: Bitkom e.V.): | Eltern, ihre Kinder und Social Media: die schwierige Balance zwischen Freiheit und Kontrolle | Presseinformation | Bitkom e. V.

Natürlich sind hier die Eltern und die Schulen gefordert. Doch diese Fehlentwicklung von staatlicher Seite aus zu korrigieren, erscheint fast unmöglich: Viel diskutiert wird der hochinteressante und klug gedachte Versuch in Australien, wo Jugendliche unter 16 Jahren keine eigenen Konten auf 10 großen Portalen (darunter facebook, instagram, X) mehr einrichten dürfen. Doch scheint dies ins Leere zu laufen, da es technisch nicht durchsetzbar ist: Da bräuchten wir wohl schon den digitalen Personalausweis mit digitalem Fingerabdruck und biometrischen Passfoto, das dann bei jedem Anmelden per Handycam überprüft werden könnte (neudeutsch: Authentifizierung). Technisch machbar, klar.

Doch wer derartiges hier in Deutschland vorschlüge, könnte sich des unerbittlichen Shitstorms seitens der moralisch höhergestellten Datenschützer sicher sein:
Während Google, facebook, Klarna und andere globale Datenkraken umfassende Datenbanken aufgebaut haben, ist hierzulande die Angst groß vor einem digitalen Überwachungsstaat, vor dem schon bei der ersten gesamtdeutschen Volkszählung im Jahr 2011 gewarnt wurde: Schon damals waren Fragen wie etwa: „Wie viele Leute wohnen in Deiner Wohnung auf wie vielen Quadratmetern“ eindeutig ein gefährlicher Angriff auf die persönliche Freiheit …(?)

Der Staat und die Politik wollen, aber können es nicht richten, aber genau die Freiheit ist es, die uns erste Lichtblicke erkennen lässt: immer mehr Kinder und Jugendliche sehen ihre Smartphone- und Social-Media-Nutzung sehr selbstkritisch; „auch deutsche Schüler befürworten mehrheitlich ein Handyverbot im Unterricht und in der Schule“ (a.a.O.: FAZ vom 22.12.25, Heike Schmoll auf Seite 1)

Auch wenn wir diese Entwicklung selbstverständlich weiterhin genau und kritisch beobachten werden, sehen wir hier Grund zur Hoffnung, dass unser natürlicher Wille zur Freiheit und die Phantasie, beides Existenzvoraussetzungen auch der Kunst, die begonnene Entwicklung “weg den Social-Media“ weiter vorantreiben wird.

In diesem Sinne wünschen Ihnen ein gutes, gesundes, erfolgreiches und weniger kriegerisches Neues Jahr – und feiern Sie, als ob es ein Morgen gäbe.

Kunst geht weiter – auch in 2026 gibt es im kunstportal-bw täglich gute Nachrichten aus der Kunst:

Unser Tipp des Tages; vor 10 tagen – heute brandaktuell und nachdenklich:
Neu am 21. Dezember 2025: | Künstler | Paul Blau | Paul Blau zum Jahreswechsel 2025/2026
Januar 2026

Neu am 31. Dezember 2025: | Künstler | 05. – 08.02.2026 | mit der Galerie Alfred Knecht: | Achim Däschner, Franziska Schemel und Andreas Lau auf der Art Karlsruhe 2026
Neu am 31. Dezember 2025: | Kunstmuseum Singen | (verschoben:)  25.01. – 12.04.2026 | Markus Weggenmann – Pure Gegenwart
Neu am 31. Dezember 2025: | Galerie im Prediger Schwäbisch-Gmünd | Vorschau 2026: | 25.04. – 27.09.2027: | Hans Hartung – und die deutsch-französische Freundschaft
Neu am 31. Dezember 2025: | Newsletter
Hinkelstein: | jeden Sonntag (und an Sylvester halt auch mal mittwochs!) frisch auf den Screen
Hinkelstein 64 | 31.12.2025 | „als ob es ein Morgen gäbe“

Jürgen Linde am 31.12.2025