Raum und Bewegung – über Ute Krautkremer

Aktuelle Ausstellungen und Projekte von Ute Krautkremer

28.04. – 09.06.2024: | Im Dialog mit der Sayner Hütte
07. – 23.06.2024: | “Pa(a)rship”, Haus Metternich, Kunstverein Mittelrhein e.V.
09.07. – 22.09.2024:| Museumsnacht Kunstraum KM 570,, G (vorl-. Planung)

Ausstellungen 2022 – 2024

Ute Krautkremer im Internet: | Website: www.krautkremer-art.de
E-Mail: krautkremer-art(at)web.de

Ute Krautkremer im Künstlerinnenporträt im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
Ute Krautkremer im Atelier
© UteKrautkremer, VG Bildkunst Bonn 2020

Raum und Bewegung – über Ute Krautkremer
Wie unsere regelmässigen LeserInnen (zu schätzen) wissen, stehen diese KünstlerInnenporträts in einem gewissen Zusammenhang: wir versuchen, der Kunst und der Faszination, die diese bewirkt, auf die Spur zu kommen. Die verschiedenen Pfade unserer Suche ergeben sich daraus, dass bestimmte Themen bei der Beschäftigung mit Kunst immer wieder auftauchen.

Ute Krautkremer im AtelierMit Überlegungen zu den Skulpturen, Bildern und Zeichnungen von Ute Krautkremer können wir die Arbeit der in Spay am Rhein lebenden Künstlerin direkt verbinden mit dem letzten Porträt über Irene Merkle: Zeit und Raum waren einmal mehr unsere Themen, “Zeit um zu sehen” war der Titel des letzten Porträts und – eher nicht zufällig – hatte schon ein Künstlerinnenporträt im Jahr 2001 den Titel “Zeit sehen” – damals ging es um die Arbeit der Zeichnerin Isabel Zuber.

Zeit: derzeit in aller Munde ist dieser hochkomplexe Begriff sicher auch wegen der diversen aktuellen Bücher über die Entstehung des Universums, die die Urknalltheorie in Frage stellen und dabei weitere Fragen aufwerfen, die wir hier leider nicht vertiefen können.

In-Between, 1, 2007; Holz, Papierabguss, Papier, Acryl,100 x 70 x 10 cm
© UteKrautkremer, VG Bildkunst Bonn 2020

Vielleicht gelingt uns ja eine ganz einfache Verbindung der Begriffe Kunst und Zeit – ohne all die ge- und verbogenen Räume, von denen wir seit Einstein wissen oder doch zumindest gehört haben sollten.

Ute Krautkremers Papierarbeiten, einer ihrer Arbeitschwerpunkte, werfen ebenfalls grundlegende Fragen auf: Die Künstlerin nennt die “Gleichzeitigkeit von Innen und Aussen” als ein zentrales Thema. Diese Arbeiten evozieren Assoziationen von Bewegung und bringen damit auch die “Zeit” ins Spiel.

Lange vor Einstein, doch damals kaum weniger irritierend als dieser, hatte ja Immanuel Kant in seiner transzendentalen Ästhetik die Kategorien Raum und Zeit als Vorstellungen a priori, quasi als Vorurteile unserer Wahrnehmung erkannt.

Ute Krautkremer: “Anstatt kompakter,Geschlossenheit täuschen die Formen aus Papier Volumen nur vor. Sie entlarven sich selbst als lediglich formumschließende “Hüllen” und der umgebende Raum wird Bestandteil der Plastik”.
Was eigentlich verbindet Raum und Zeit? Diese sehr schwierig anmutende Frage beantwortet sich leicht angesichts der Kunst von Ute Krautkremer: Bewegung verbindet, Bewegung integriert Raum und Zeit. Bewegung ohne Raum und Zeit ist nicht denkbar. Und Bildende Kunst entsteht nicht ohne Bewegung – des Armes, der Hand, des Pinsels oder Stiftes etc.

Auch die Kunst entsteht in Raum und Zeit.
Ute Krautkremer hat bei ihrem Besuch beim kubnstportal-bw eine große Kiste dabei, gut gefüllt mit Kunst. Werke, die genau dies anschaulich machen. Man muß schon genau hinschauen, um die filigranen Übergänge zwischen zwei- und dreidimensionalen Elementen zu erfassen.

Ute Krautkremer im Künstlerinnenporträt im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
“Schreibübungen” Nr. 2, (Detail), 2008; Holz, Draht, Bleistift, Acryl, 40 x 30 x 6 cm | © UteKrautkremer, VG Bildkunst Bonn 2020

Ute Krautkremer: “Der Draht führt ein Eigenleben, das die Oberfläche der Zeichnung beherrscht. Es reizt mich, den Zufall zu zwingen, also ein Spannungsgefüge zwischen (chaotischen) Strukturen und bewusster Ordnung aufzubauen.”

Und genau dies, der Übergang zwischen Fläche und Raum, zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, ist ein ganz zentrales Element der Kunst von Ute Krautkremer.

Bei den Drahtbildern etwa gelingt es der Künstlerin, ihre Zeichnungen aus der Fläche heraus zu heben – mit Draht – und so in den Raum hinein weiter zu arbeiten, dass jeweils in sich schlüssige Gesamtbilder entstehen, bei denen die Übergänge zwischen Fläche und Raum kaum sichtbar sind und eben auch gar nicht wichtig erscheinen.

Wir erinnern uns: “Kunst macht sichtbar” und Kunst kann selbst die Zeit sichtbar machen, indem sie die den künstlerischen Arbeitsprozess erkennen lässt und festhält.

Ute Krautkremer im Künstlerinnenporträt im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
“Öffnungen” (3), 2006; Holz, Acryl, Bleistift, Draht, 130 x 90 x 4 cm
© UteKrautkremer, VG Bildkunst Bonn 2020

Ute Krautkremer: “Bezeichnend für meine Arbeitsweise ist der für mich notwendige Wechsel zwischen spielerischer Auseinandersetzung mit dem zufällig Gegebenen und absichtsvoller Arbeit an einem bestimmten, nur so gearteten Formgefüge.
Ute Krautkremer nun geht über die mir bekannten Beispiele noch hinaus: sie macht den Arbeitsprozess nicht nur rückblickend, vom Ergebnis her, sichtbar, sondern es gelingt ihr – speziell mit ihren Drahtbildern – den Arbeitsprozess als “Bewegung” zu zeigen:
Der Draht entwickelt die gezeichneten Linien weiter, so als ob er etwa die Bewegung vergegenwärtigt, die das Handgelenk der zeichnenden Hand beim Zeichnen vollzieht.
Wir alle kennen Fotografien (hier: Langzeitbelichtungen) von Autos, die bei Nacht fahren, so dass das Licht der Scheinwerfer in Form von Linien im Raum zurückzubleiben scheint.

Ute Krautkremer im Künstlerinnenporträt im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
“Schreibübungen” Serie Nr.1, 2008, Holz, Draht, Bleistift, Acryl, je 20 x 20 x 6 cm
© Ute Krautkremer, VG Bildkunst Bonn 2020

Ähnlich empfinde ich den Draht in den Drahtbildern von Ute Krautkremer als so etwas wie “eine gezeichnete Linie im Raum“. Insofern hat jede gezeichnete Linie aus ihrer Entstehung heraus immer auch einen räumlichen Aspekt, was uns diese Kunst unmittelbar sichtbar macht.

Raum und Bewegung werden hier als Wesenselement der Zeichnung erkennbar, wir könnten auch sagen, im Geiste der Linie liegen

Raum und Bewegung.
Jürgen Linde im Mai 2009