Katharina John. Talking Heads

ZKM Karlsruhe | 29.09. (verlängert) bis 20.11.2022 | Digital erweiterte Fotografie

Katharina John: Antoniangela Deligia, Sardinien Juni 2021; Katharina John, Angelina Manca, Sardinien Juni 2021; | © Katharina John

MuseumsbalkonPanoramaLabor
Eintritt frei

Katharina John ist bekannt für ihre klassischen analogen Fotografie, die aber im Zeitalter digitaler Revolution den Wunsch verspürt, einer Technik, die bald 200 Jahre alt ist , eine neue Dimension zu geben. Sie möchte daher mit ihrem Korpus von Werken die analoge Porträtfotografie durch eine digitale Erweiterung zum Leben erwecken.

Die Personen ihrer Portraits verharren nicht mehr in der Statik ihrer Entstehung. In der analogen Fotografie sind ja Objekte und Subjekte in einem Stillstand eingefroren, im Gefängnis des Moments. Aber jedes Medium beinhaltet schon Eigenschaften des nächsten Mediums. So wie die Gesprächsfetzen der Töpfer auf Syphnos in den antiken Tontöpfen nanotechnologisch eingefangen sind und wieder zugänglich gemacht werden konnten, so sind auch im Ausdruck der porträtierten Gesichter „eingefrorene Mitteilungen“ vorhanden, die John digital erschließt. Ihre Personen werden daher aus ihrer analogen Quarantäne der chemischen Speicherung befreit und mittels Umwandlung in digitale Speicherung in die Freiheit des Animus entlassen. Dank der Video-Reenactment-Technologie des ZKM erleben wir die Begegnung mit einer Fotografie, welche die Welt nicht mehr allein aus der persönlichen Perspektive der Schöpferin abbildet, sondern die Portraitierten ein mimisches und verbales Eigenleben entfalten. Die Portraitierten rebellieren verbal gegen ihre Schöpferin, weil sie sich mit der erlittenen Sprachlosigkeit ihres Portrait-Status nicht mehr abfinden wollen. Die Fotografien der Portraitierten beginnen plötzlich zu sprechen. Sie entwickeln aus dem Charme analoger Fotografie ihr Eigenleben hinein in die vierte Dimension der Zeit, auf einer Brücke zwischen analogen und digitalen Welten.