your lips move, but I can’t hear, what you’re sayin‘
Mit dieser Zeile aus Pink Floyds Comfortably Numb endete letzten Sonntag der Hinkelstein 28. Wir bleiben mit dem aktuellen Hinkelstein zunächst im Assoziationsraum der Musik: bestimmt erinnern sich viele an Led Zeppelins Communication Breakdown, ein aktuell sehr gut passender Titel: Ja, wir kommen nicht daran vorbei, erneut über Politik nachzudenken:
Das Ende des Westens titelte die NZZ (Gastkommentar von Ulrich M. Schmid). Kluge Worte, leider. Der grüne Ex-Außenminister Joschka Fischer, der sich aktuell wieder öfter zu Wort meldet, ist nur einer von vielen die sich diese These als korrekte Einschätzung der aktuellen Lage zu eigen gemacht haben.
Von der Umwelt- und Friedensbewegung der 70er Jahre bis zu seiner aktuellen Forderung nach massiver Aufrüstung ist Fischer einen weiten Weg gegangen. Als früherer Außenminister weiß der immer schon hervorragende Analytiker genau, wovon er spricht.
Wir dachten ja vor einer Woche nach über das oft unvermeidliche, vielleicht sogar „systemisch notwendige“ Scheitern von Kommunikationsprozessen; die aktuelle Kunst befasst sich damit seit mehreren Jahren – unter Stichworten wie Störung, Disruption oder auch Noise/Rauschen.
Nun scheint die Politik die Kunst einholen zu wollen: wer früher einmal Led Zeppelin live erlebt hat, wird womöglich Communication Breakdown recht konkret verstehen: die Band war furchtbar laut (aber hauptsache egal: wir fanden es halt einfach nur geil) – nach dem Konzert war man glücklich und erschöpft und vorübergehend nahezu taub (comfortably numb).
Das aktuelle Scheitern der Kommunikation in der Politik aber begann nicht mit Taubheit, sondern basiert zuerst einmal auf einem (unserem) grundsätzlichen Mißverständnis: wir Europäer glaubten mehrheitlich an den Nato-Pakt, an eine westlich demokratische Solidargemeinschaft. Die – und das war ja auch ganz praktisch – außer rhetorisch gekonnten und gerne pathetischen Lippenbekenntnissen – gar nicht viel kostete: wir haben es uns unter dem von den USA garantierten und weitestgehend auch finanzierten nuklearen Schutzschirm recht gemütlich eingerichtet.
Wenn nun der Autokrat Putin und der größenwahnsinnige Egomane Trump gemeinsam die Demokratie auf den historischen Müllhaufen werfen, und sich mittelfristig in einer richtig guten Männerfreundschaft darauf einigen, die bald neu aufgeteilte Welt in autokratisch/autoritär geführten Oligarchien zu organisieren, dann werden wir uns wohl neu orientieren müssen.
Ganz sicher wird sich die Kunst zunehmend mit den Verwerfungen unserer politischen Welt befassen, sicherlich auch weiterhin auch unter dem Aspekt der gestörten Kommunikation. Nachdem wir die rückblickend erschreckende politische Naivität („Stell‘ Dir vor, es ist Krieg – und keiner geht hin“ plakatierten friedensbewegte (Gut-?)Menschen damals) immerhin verloren haben , ist heute jedem klar: der Krieg macht Hausbesuche, er kommt zu uns.
Noch aber hoffen wir in und mit der Kunst – und mir fällt Hölderlins Hymne Patmos ein: „Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch„.
Tatsächlich häufen sich von Tag zu Tag die Fälle, in denen Trump zurückrudern muss oder seine Forderungen scheitern – auch am noch immer funktionierenden Rest-Rechtsstaat in den USA . Immer öfter stehen in der amerikanischen Wirtschaft etwa Waren Buffett und auch in Trumps eigener Partei Leute auf, die ihm entgegentreten. Auch nehme ich mit gesundem Zweckoptimismus an, dass es auch in den USA eine bislang schweigende Mehrheit gibt, Menschen, denen Demokratie und Freiheit alles andere als egal sind. Spätestens, wenn Trumps aggressive Zoll- und Zinspolitik gegen ihn zurückschlägt, was in sehr hohen Inflation (=Verarmung) sichtbar werden wird, werden sich viele erheben. Und sei es nur oder vor allem, um des eigenen Wohlstands willen.
Der Widerstand gegen Trump kann eigentlich nur wachsen. Und auch wenn die Zyniker unter uns dies als ideologische Verklärung sehen werden: das Motto dieses Widerstands wird wieder einmal in pathetischer Rhetorik: als Kampf für die Freiheit, vorgetragen werden.

Marius Müller-Westernhagen. © Foto: Melissa Erichsen/dpa
In der Kunst könnten wir das auch philosophisch formulieren – mit kant’schen Begriffen: Freiheit ist eine Bedingung der Möglichkeit von Kunst.
Wir sind hier am Ende unserer Zwischenbetrachtung und schließen den Bogen ordentlich, indem wir zurückkommen zur Musik. Hier zitiere ich ausnahmsweise mal einen deutschsprachigen Künstler, Marius Müller Westernhagen, der – ok, pathetisch formuliert, tatsächlich aber zu ende gedacht:
Freiheit ist das Einzige, was zählt.
Noch ist Kunst möglich und höchstlebendig:
Die guten Nachrichten im kunstportal baden-württemberg am Sonntag, dem 09.03.2025:
Neu am 09. März 2025: | GFjK | bis 23.03.2025 | Nurcan Giz
Neu am 09. März 2025: | Künstler | Sabine Schäfer u.a.: | 05. – 27.04.2025: | GEDOK Karlsruhe | Daniela Butsch, Ruth Kasper, Sabine Schäfer, Rotraud von der Heide: | 4 – 4
Neu am 09. März 2025: | Neu im kunstportal baden-württemberg: GFjK – Gesellschaft der Freunde junger Kunst in Baden-Baden
Neu am 09. März 2025: | Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen | 04.04. – 06.07.2025: | »Paul Reichle zum 125. Geburtstag – Vom Bauhaus nach Bietigheim« & »Katharina Trudzinski – Slalom«
Neu am 09. März 2025: | ZKM Karlsruhe | Sa, 05.04.2025, 13 – 16 Uhr | USEUM Space in »Fellow Travellers«: | DatenCafé @USEUM
Neu am 09. März 2025 | Städtische Galerie Karlsruhe | So,16.03.2025; 15:15 Uhr: | Führung „gute aussichten – junge deutsche fotografie 2023/2024“ mit Dr. Martina Wehlte
Neu am 09. März 2025: | Newsletter Hinkelstein: | Sonntag früh frisch auf den Screen: | Hinkelstein 29 am 09.03.2025: | Communication Breakdown – eine Zwischenbetrachtung