… dem Leben entlang – über Wolfgang Kern

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… dem Leben entlang – über Wolfgang Kern
Endlich ist es gelungen, über Wolfgang Kern, den in Ludwigsburg lebenden Künstler, ein Porträt zu schreiben. Er wird in diesem Jahr 80 Jahre alt und präsentiert nach über 50 Jahren als freischaffender Künstler ein wahrlich überwältigendes Werk.

Dieses insgesamt zu veranschaulichen, sprengte bei weitem den Rahmen und die Möglichkeiten unseres Porträt-Formats. Die Vielfalt an Themen und auch die an Techniken, die Kern einsetzt, macht die Suche nach dem berühmten roten Faden zu einer schwierigen Aufgabe.

Begonnen hat er seine kreative Arbeit mit dem Schwerpunkt Grafik/Grafik-Design, für viele Unternehmen und Kliniken hat er Logos, Erscheinungsbilder und Räume gestaltet.
„Kunst, die sich nützlich macht“ sagt er selbst. Doch ob angewandt oder frei, “immer kommt dies bei Wolfgang Kern aus demselben Antrieb”, wie Kurt Weidemann schreibt.

Nach seinem Kunst-Studium an der Stuttgarter Kunstakademie folgte schnell die Ateliergründung und sehr anschaulich erzählt Wolfgang Kern, wie sich nach und nach die Arbeits-Schwerpunkte verändert haben: Die Gewichtung zwischen angewandtem und freiem künstlerischen Schaffen, zwischen Grafik, Malerei, Objektdesign und Kunst am Bau.
Vielleicht ist die Kalligrafie, die von Beginn an und bis heute ein wichtiger Teil seiner künstlerischen Arbeit ist, das stabile Element seines Schaffens.

Mauersignatur
Acryl/Leinwand, 150 x 150 cm

“…dem Wort entlang“ nennt er eine seiner wichtigsten Werkgruppen, die er experimentierfreudig und meist mit der Rohrfeder als Schreibwerkzeug gestaltet. Daneben steht sein breites Bildschaffen und auch dreidimensionale Arbeiten entstehen – mal aus in Raumform gebrachten Papieren, mal schaffte er gläserne Skulpturen, die ihre ganz besondere Farbigkeit aus der Füllung mit verschiedenen Sanden gewinnen. Eine sehr filigrane Feinarbeit, deren Ergebnis eine ganz eigene Kunstform ist, die ich so noch nirgendwo erlebt habe.
Technisch setzt Wolfgang Kern alles ein, was ihm hilfreich erscheint, seine Arbeiten zu gestalten; auch die Fotografie ist ihm sowohl Arbeitswerkzeug als auch Kunstform.

Live-Malerei:
, „mir geschehe wie du gesagt“, Stadtkirche Besigheim

Aus diesem breiten künstlerischen Schaffen bleibt das Bild, die Fläche Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung. Hierzu sagt der Künstler selbst: „Ein Bild ist ein Raum, und solange ich den Raum mit dem Auge erfassen, mit den Sinnen erleben und mit den Armen umgreifen kann, bin ich nahe an der Malerei“. Wichtig dabei ist gerade das Prozesshafte der vorwiegend konzeptionellen Bildreihen.

Hier nun zeigt sich der „rote Faden“ . Der Künstler selbst bringt uns auf den richtigen Weg – es geht ihm um Inhalte:
…dem Wort entlang und … der Musik entlang …von Farbe geleitet, … von Musik inspiriert, …dem Bild Raum geben, …innen und außen, …in sakralen Räumen
sind Titel seiner Werkgruppen.

Erwähnt werden sollte auch das spezielle Format der „Live-Malerei“ – eine experimentelle Kunstform: Wolfgang Kern malt live während einer konzertanten Aufführung („die sieben Worte Jesu am Kreuz“, „mir geschehe wie du gesagt“ ) und reflektiert die Musik, das Wort… ein Bild entsteht.

Live-Malerei
Visuelle Bilder, literarische Texte, philosophische und religiöse Texte und Themen, Musik, auch Haptik sind Aspekte der umfassenden künstlerischen Arbeit von Wolfang Kern.. Auf Reisen in viele Teile der Welt entstehen Kunstwerke oft direkt vor Ort – zumindest im Skizzenbuch – unter ganz konkreten Bezügen und Materialien.

“Spuren im Licht“ war der Titel einer Einzelausstellung des Künstlers – 2016 in Kornwestheim (Museum im Kleihues-Bau). Damals schrieb Irmgard Sedler, die Museumsleiterin und Kuratorin, in ihrem erhellenden Katalogbeitrag „Das Werk von Wolfgang Kern bietet sich als Zeichnung mit malerischen Akzenten an und ist zugleich Malerei mit zeichnerischer Artikulation“. Immer klarer erscheint inzwischen, dass der Künstler über diese Formen hinausgehend, sozusagen alle Sinnes- oder Geisteswelten zu integrieren versucht: Wenn er etwa (siehe oben) ein Gedicht von F.T.Vischer kalligrafisch umsetzt, entsteht ein Bild, das durchaus musikalische Assoziationen weckt – man denkt vielleicht an eine grafische Partitur?
Immer wieder bezieht sich Kern  mit seiner Arbeit implizit und auch explizit auf wichtige Dichter: Schiller, Mörike, Hölderlin und Komponisten wie Schönberg, Lachenmann, Bach und Schostakowitsch und weitere …Hier entdecke ich das, was Kerns Arbeit insgesamt auszeichnet und besonders macht: Es gelingt ihm, Lyrik, Musik und auch theologische Aspekte in seine bildnerische Arbeit zu integrieren.

Der Künstler greift nach dem Weltganzen. Mit seinen nun 80 Jahren darf – und kann – er dies. Ganz aktuell erscheinen zwei neue Bücher, mit denen Kern seine künstlerische und auch seine grafische Arbeit dokumentiert: KERN Bilder und KERN Design.

Wir gratulieren Wolfgang Kern zu seinem 80. Geburtstag und freuen uns auf weitere neue Arbeiten. Seine Kunst geht weiter – und immer arbeitet er
…dem Leben entlang.
Jürgen Linde im Februar 2021