Ralf Wirz:
E-Mail: Restprodukt@gmx.de
Ralf Wirz ist nicht zu fassen, so jedenfalls der zweite Eindruck, den ich von diesem jungen Künstler gewonnen habe.
Und dies aus vielen Gründen; der offenkundigste ist:
Ralf Wirz ist nicht allein – er ist gewissermassen der Sprecher, das Aushängeschild einer kleinen Künstlergruppe, die aber im Hintergrund agiert, ihm zuarbeitet, während er dann die Kunst präsentiert – meist in Form von Environments, bei denen theatralische Bühnen- oder besser: Raumgestaltung und Text und Geschichte zu einer Einheit gebracht werden, die einfach erlebenswert ist.
Was mir,um mal in die Reihe zu kommen, Anfang Juni 2011 in Ulm passiert ist: Ebendort nämlich war die Ausstellung der TOP11-Meisterschüler der Karlsruher Kunstakademie; die ja von Jahr zu Jahr immer woanders ihre Meisterschüler präsentiert…
In Ulm hatte Ralf Wirz einen der Ausstellungsräume atmoshpärisch komplett neu gebaut: provisorisch wirkende Wände aus Holzgestellen, tapeziert mit Papierfahnen, die jeweils beschrieben waren mit Texten von Franz Horath, einem der erwähnten Künstlerkollegen von Ralf.
Die künstlerische Absicht ist es offenbar, den Betrachter mit der verdichteten Atmosphäre in die Innensicht der Geschichte und der handelnden Personen (Franz Horath und das Mädchen Laura) zu involvieren: Man betritt den Raum und damit den Kopf des leidenden Franz.
Dennoch nimmt sich kaum jemand genügend Zeit, in solchem Rahmen die Texte genauer zu studieren, doch geht es dem Künstler darum auch nicht: Vielmehr geht es scheinbar, das jedenfalls war mein erster Eindruck, um das Environment als Ganzes – als ein multisensuales narratives Bild einer Person, einer Situation. Es geht um das “Eingesponnensein” in ein Stück Geschichte, in eine Situation. Teil davon sein, inhaltlich wie zeitlich.
Es geht, ganz kurz gesagt mit aller Gewalt gegen Mode und Zeitgeist: es geht um Inhalt.
Nicht, das wäre ja dann wieder langweilig, um irgendeinen konkreten Inhalt, sondern natürlich um Inhalt als solchen, um die Behauptung und den Beweis, dass es diesen Inhalt gibt und nicht nur Form und Farbe und mediale Anreize aller Art..
Die Kombination aus diesem doch eher abstrakten Postulat – Inhalt, Identität, Authentizität, Persönlichkeit existieren wirklich – auf der einen Seite und der Präsentaion seiner Kunst nur als Teil einer Künstlergruppe ergibt letztlich Sinn: Ralf Wirz ist nicht der “Chef” seines Künstlerteams; er ist jedenfalls nicht autoritär in dem negativen Sinne, die wir diesem Begriff automatisch zuordnen, er ist aber doch Führungsfigur insofern, als er ja alleine die Werke der Gruppe nach aussen vertritt. Wahrscheinlich agiert er intern als Moderator, der zu den jeweilgen Präsentationen (Installationen, Environments) den Gruppenmitgliedern die Aufgaben zuteilt wie ein Regiesseur “seinen” SchauspielerInnen die Rollen verteilt.
Diese für mich ganz neue Form der Kunst kann ich nur empfehlen, selbst zu erleben, mit meinen bescheidenen verbalen Mitteln komme ich nicht wesentlich weiter.
Der Künstler war gerne bereit, seine Crew – die auch ich nicht persönlich kennen lernen durfte – doch immerhin mal vorzustellen:
weiter bitte: Ralf Wirz über die Künstlergruppe LESSSER
Klar immerhin ist: die Literatur und ganz speziell die von Franz Horath sind extrem wichtig für die Environments, für die Kunst von Ralf Wirz: deshalb nennen wir dieses Porträt:
“Ralf Wirz und die Welt unter dem Buchdeckel”
Jürgen Linde im November 2011